I. Quellen und Quellenkunde.

Reichlicher als sonst ist die Summe von Büchern und Aufsätzen über das SpätMA., die das Jahr 1937 beschert hat.

Die Ausgabe des Mathias von Neuenburg ist insofern weiter fortgeschritten, als die Indices herauskamen. Wir hoffen, daß die Einleitung bald folgt < 824; vgl. 1936, S. 230>. -- Eine neue, mit 1531 einsetzende Abteilung der Hanserezesse beginnt zu erscheinen. Vom ersten Bande, der mit 5 Lieferungen bis 1534 reichen soll und der Natur der Sache nach fast durchweg Regesten und unvollständige Drucke bringt, liegen 2 Lieferungen vor < 853>. -- Während


S.255

ältere Versuche fehlgeschlagen sind, den Namen des gelehrten und fruchtbaren Dichters Ottokar festzustellen, der die Steirische Reimchronik schreib, macht Maja Loehr < 825> einen neuen, überzeugenden Vorschlag. Sie setzt ihn gleich mit dem in 26 Urkunden erwähnten Ottokar aus der Geul. Manche seiner Nachrichten findet so eine einleuchtende Erklärung. Auch auf die Arbeitsweise des Chronisten geht Frl. L. ein und vermutet wohl mit Recht vielfach mündliche Gewährsmänner und persönliche Ortskenntnis. -- Gegen Schmeidlers Studien zur Tegernseer Geschichtschreibung <1935, 2191, S. 541> hatte R. Bauerreiß teilweise Widerspruch erhoben < 2382>. Darauf entgegnet eine neue Arbeit Schmeidlers < 826>. Im Mittelpunkt steht die Schriftgleichheit bzw. -ungleichheit mehrerer Handschriften, für die aus inneren oder äußeren Gründen Albert von Diessen als Schreiber in Betracht kommt. In einigen Punkten seinem Gegner zustimmend, einige andere offen lassend, betont Schm., daß Albert nicht der Schreiber der Fundatio Tegernseensis, auch sicher nicht der Schreiber und schwerlich der Verfasser der Fundationes monasteriorum Bavariae ist. Die beigegebenen Handschriftproben machen dies einleuchtend.

Die von Bock < 89> aus dem alten Urbinater Archiv mitgeteilten Kaiserurkunden reichen von der Zeit Ottos I. (Fälschung) bis 1355. -- Der starke Band mit Briefen Johanns von Neumarkt < 835> bietet unter 406 bzw. 385 Nrn. etwa 140 bisher ungedruckte Stücke. Das schon Bekannte bringt er wesentlich verbessert, zumal nach der historischen Seite: Durch die verfeinerte Kenntnis der Überlieferungsgeschichte der Summa cancellarii lassen sich Zeitgrenzen für einzelne Briefe oft genauer bestimmen. Das kommt dann wieder dem Erraten der Orte und Personen, auf die angespielt wird, zugute. Trotzdem bleibt noch vieles zu tun, manche Emendationen sind noch nötig. Den größten Gewinn aus der schönen Veröffentlichung hat wohl die Bildungsgeschichte, in deren Dienst ja das ganze Unternehmen steht.

G. Mattingly bemüht sich darum, die Anfänge der ständigen Gesandtschaften auf Grund der gedruckten Quellen genauer zu erfassen (The first Resident Ambassies. In: Speculum, vol. 12). Das früheste Beispiel ist von 1375: Da trifft in Mailand ein ständiger Gesandter des Ludwig Gonzaga ein. Ihm kommt zeitlich nahe die ständige Vertretung Mailands am Hofe Sigmunds. Ständig sind diese frühen Gesandten insofern, als sie auf unbestimmte Zeit und nicht bloß bis zur Erledigung eines begrenzten Auftrags ernannt sind; noch nicht in dem Sinne, daß in Friedenszeiten keinerlei Unterbrechung in der diplomatischen Vertretung ihres Staates mehr stattfände. Innerhalb der Gruppe der 5 in Italien vorwaltenden Mächte gibt es anfangs ständige Gesandte nur zwischen solchen Höfen, die verbündet sind: man will durch sie den Zusammenhalt festigen und sich gegenseitig auf dem Laufenden halten. Seit der Friede von Lodi 1454 zwischen allen Gliedern der Pentarchie friedliche Beziehungen schuf, bürgern sich zwischen ihnen allen die ständigen Gesandtschaften ein. Die, wie man sieht, anregende Arbeit hat leider einige wichtige Literatur übersehen, aus der sie zu ergänzen wäre: Finkes Vorbemerkungen vor Acta Aragonensia I und ein von Paribeni, Fedele, Paschini und vier anderen geschriebenes, 1927 erschienenes Werk, dessen genauer Titel NA 48, 493 steht.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)