V. Stadtraumgeschichte.

In den durch eine Reihe bedeutungsvoller Arbeiten ausgezeichneten Schriften des Geographischen Instituts der Universität Kiel gibt G. Neufeldt einen Vergleich von Ripen und Esbjerg, den Haupthäfen der cimbrischen Westküste < 1470>. Gemeinsam haben sie lediglich ihre gegenwärtige oder historische Bedeutung als Häfen. Sonst besteht zwischen beiden ein gewaltiger Unterschied. Das in vorgeschichtliche Zeit reichende Ripen ist heute klein und tot, Esbjerg, eine Gründung des 19. Jh.'s, in den letzten Jahren mit amerikanischer Geschwindigkeit emporgewachsen. Dieses ist gegenwärtig der größte Fischereihafen Dänemarks und das, was Ripen im MA. war: »Dänemarks Tor nach dem Westen.« Einen räumlich umfangreicheren Versuch unternimmt A. Wünsche mit der »Untersuchung von Grundrissen der im ehemaligen Fürstbistum Münster gelegenen Städte bei vorzüglich historischer Betrachtungsweise« < 1490>. Sie baut sich hauptsächlich auf Stadtpläne auf, insbesondere die preußische Katasteraufnahme von 1820--30. Zeitlich liegt die Untersuchung »zwischen dem Ausgang des 12. Jh.'s, dem Beginn der Konsolidierung der bischöflichen Fürstenmacht, womit das Einsetzen der Stadtgründungen verbunden ist, und dem Beginn des 19. Jh.'s, dem Ende des Fürstbistums«. Die Städte des Ober- und Niederstifts werden in drei Gruppen zusammengefaßt, je nach den Punkten, an die sie angelehnt waren: die Kirchorte, Stifts- und Burgsiedlungen. In den Kirchorten lag der Marktplatz gleich neben der Kirche, dem Friedhof oder in ihrer Nähe. Der Marktplatz hat sich aus dem Kirchplatz entwickelt. Die Kirche selbst mied den eigentlichen Verkehrsbrennpunkt. Bei den Stiftssiedlungen hatte die Immunität eine bevorzugte Lage. »Bei den Kirchorten und den Stiftssiedlungen stellen wir im Grunde einen Siedlungskomplex fest, der jeweils aus einem Element bestand, denn später, nach der Befestigung des Ortes, bildeten Kirchhof bzw. Immunität plus Ortschaft eine Festung, wonach die Schutzanlagen ersterer nicht mehr notwendig waren.« Die Burgsiedlungen dagegen bestehen aus zwei Elementen, der Burg und Stadt, von denen beide eine selbständige Entwicklung durchmachen können. Nach dem Grundriß allein ist es nicht immer möglich, die Städte einer der genannten Gruppen zuzuordnen. Weitere Unterschiede ergeben sich nach den Befestigungen, nach Zahl und Verlauf der Hauptstraßen und der Gestalt des Marktplatzes. E. Kaeber schildert den kompromißreichen Kampf der Stadt Berlin mit den Vororten und Ministerien um die Schaffung von Groß-Berlin 1890--1920 < 1461>.


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