II. Quellenkunde.

Wenn in der Bereitstellung und Erschließung von Quellen besondere Fortschritte zu verzeichnen sind, so mag gerade dies als Zeichen dafür gelten, daß die Sippenforschung heute in Deutschland mit allen wissenschaftlichen Mitteln planmäßige und verständnisvolle Förderung erfährt. In zuständigen Instituten, Vereinen und Organisationen ist die Arbeit zunehmend hierauf gerichtet. Wie vorher schon von anderen Bibliotheken sind von der Göttinger Universitäts- und der Berliner Stadtbibliothek < 1679> sippenkundliche Sonderkataloge herausgegeben worden, die in ihrer örtlichen und landschaftlichen Ausrichtung auch manche Spezialnachweise bringen. In der Reihe der »Familiengeschichtlichen Wegweiser« erschienen nützliche Hefte für das Land Anhalt von R. Specht und für die Freie Stadt Danzig von H. Hopf < 1688>. A. Lattermanns »Einführung in die deutsche Sippenforschung in Polen«


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< 1741>, die über den Rahmen einer Quellenkunde eigentlich schon hinausgeht, bahnt zum erstenmal der sippenkundlichen Arbeit in einer auslanddeutschen Volksgruppe den Weg; besonders den vielen Forschern, die in den abgetretenen Gebieten im Osten auf Schwierigkeiten stoßen, wird das Buch von großem Nutzen sein. Viel weiter ins Einzelne können örtliche Quellennachweise gehen, wie die Zusammenstellungen von G. E. Hoffmann für Kiel < 1703> und von H. Kück für Lüneburg < 1695> zeigen. Eine Übersicht über die einschlägigen Bestände eines einzelnen staatlichen Archivs, und zwar eines der drei württembergischen Archive, gibt W. Grube < 1727>. Im Besitz der bekannten aus dem Augsburger Patriziat stammenden Adelsfamilie von Stetten auf Schloß Aystetten findet sich ein altes, bis um 1500 zurückgehendes Archiv, das in seinem Reichtum an wertvollen Urkunden, Handschriften, Stammbüchern u. a. wohl kaum seinesgleichen unter Privatsammlungen hat. Die Erschließung dieses Materials, das nicht nur die Familie v. St. und die Stadt Augsburg betrifft, ist dem verdienten Augsburger Forscher A. Haemmerle < 1786> zu verdanken. Neue Kirchenbücherverzeichnisse liegen vor für Ostfriesland < 1700>, die Oberlausitz <in 1705, S. 10--19>, Niederösterreich und Wien < 1733> sowie, als Anfang einer das ganze rechtsrheinische Bayern umfassenden Veröffentlichung der bayerischen Archivverwaltung, für die Bistümer Eichstätt < 1730> und Passau < 1731>. Über die Kirchenbücher Schlesiens berichtet, zugleich als Einleitung in die angekündigte neue Bestandsaufnahme, ein Sonderheft der »Schlesischen Geschichtsblätter« < 1704>. Eine schon immer sehr störende Lücke in der Literatur schließt A. v. Lyncker < 1690> mit seinem für die Familien- und Personenforschung bestimmten großen Hand- und Nachschlagebuch über die preußische Armee 1714--1806. Neben dem Verzeichnis aller Militärkirchenbücher als Kernstück bringt das Buch in übersichtlicher Anordnung eine Fülle zweckdienlicher Angaben über die einzelnen Truppenteile. Für die genealogische Militariaforschung ist das Werk von grundlegender Bedeutung. Einer Anregung der Reichsstelle für Sippenforschung zufolge wurden im Land und in der Provinz Sachsen Bestandsaufnahmen der noch erhaltenen Bürgerbücher durchgeführt < 1546, 1547>; das Ergebnis ist, besonders was die kleineren Städte betrifft, leider wenig erfreulich. Die bibliographische Literatur über gedruckte Leichenpredigten erfuhr wieder einige Ergänzungen durch Verzeichnung kleinerer, entlegener Sammlungen, nämlich der in Ebersdorf i. Thür. < 1692> und der in Weißenburg i. Bay. (Bll. f. fränk. Familienkunde 12, S. 131--148). Im Anschluß an Falckenheiners zuletzt 1928 erschienene Schrift stellte B. Schmalhaus < 1689> ein neues Verzeichnis der Hochschul-Matrikeln zusammen, das nicht nur auf den jetzigen Stand der Dinge gebracht, sondern auch durch Berücksichtigung akademischer Gymnasien und von Deutschen besuchter Hochschulen des Auslandes wesentlich erweitert worden ist.


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