III. Aufklärung und Deutscher Idealismus.

Größere Arbeiten zur Geschichte der Aufklärung liegen nicht vor. Auszunehmen ist allein Martin Hofmann: Theologie und Exegese der Berleburger Bibel (1726--42) (Gütersloh, Bertelsmann, 209 S.). Dieses berühmte literarische Unternehmen zeigt auch die viel beobachtete Verbundenheit zwischen Aufklärung und mystischem Spiritualismus. In der Überzeugung, daß man Christi Geist besitzen kann, ohne die buchstäbliche Geschichte zu kennen, spricht der religiös autonome Mensch, der in sich selbst alles, auch die religiösen Erkenntnisse, findet. -- Man könnte noch auf Joh. Meyers Geschichte der Göttinger Theol. Fakultät verweisen, da sie eine Gründung der Aufklärung ist und als solche Wesen und Gehalt der deutschen Aufklärung im Unterschied von der französischen und englischen aufhellt < 2685>. -- Ganz besondere Bedeutung in der religiösen Krisis der deutschen Gegenwart kommt dem Werke von E. Franz zu < 2608>, dessen reichem Inhalt ein kurzes Referat nur schwer gerecht werden kann. Sein Ziel ist, die deutsche Bildung und die deutsche Reformation wieder zusammenzubringen, das heißt in der Gefahr der Stunde die bildungsfeindliche Frömmigkeit und die frömmigkeitsfeindliche Bildung zu überwinden. Sein Weg dahin ist der Nachweis, wie stark protestantische Motive im deutschen Idealismus nachgewirkt haben. Gerade in diesen gemeinsamen Elementen erkennt Fr. die charakteristischen Züge des deutschen Geistes. Es handelt sich also nicht um den Nachweis gleicher Glaubensüberzeugungen bei den Reformatoren und im Deutschen Idealismus, sondern um dieselbe religiöse Grundhaltung. Fr. kann diesen Weg gehen, da nach seiner Überzeugung die Dogmatik als Inbegriff vorübergehender Lehrformulierungen stets nur an der Peripherie der Religion steht. Dieses Buch scheint eine Mission in unserer geistig-religiösen Situation zu haben.


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