V. Landeskunde, Siedlungs- und Ortsgeschichte.

Dr. F. Doubek gibt in einem Aufsatz über den schlesischen Siedlungs- und Sprachraum in Südposen < 11> eine Übersicht über die ma.'liche deutsche Kolonisation Posens, deren Überreste wir noch vor allem im Fraustadt-Lissa-Rawitscher Lande antreffen, stellt ihr die neuere vom 16.--18. Jh. entgegen, bespricht die Zweiteilung des deutschen Bodens in Südposen nach den Siedlungsformen und schließlich Sprachunterschieden. -- Für das nördliche Gegenstück, den von Pommern kommenden Siedlungsstrom, bringt Dr. W. Schulz in einem kurzen Zeitschriftenaufsatz die Hauptergebnisse seiner später erschienenen wertvollen Dissertation über die zweite deutsche Ostsiedlung unter Beschränkung auf den westlichen Netzegau < 12; vgl. S. 87, Nr. 1632>. -- Eine von E. Weise und H. J. Schmitz begründete neue Reihe knapper, vorzüglich ausgestatteter »Grenzmarkführer« eröffnet der letztere verdiente Forscher mit zwei sogleich gut gelungenen Heften über die Besiedlung der Grenzmark < 13> und ihre Hauptstadt, das Bollwerk Schneidemühl < 14>, und Prof. Dr. W. Schober, ebenfalls ein Kenner der Gegend, setzt sie für den Eckpfeiler Fraustadt < 15> würdig fort, während andere Hefte den ehem. westpreußischen Teil betreffen. -- Im Vergleich zu einer früheren Zusammenstellung von Dr. A. Brosig über die Stadtpläne der Stadt Posen bringt eine kürzliche, ebenfalls polnisch geschriebene von H. Muench < 16> eine Reihe neue für die Zeit vor 1793 aus verschiedenen Archiven. Meist tragen sie deutsche, französische, lateinische Beschriftung, selten polnische, stammen auch meist von Nichtpolen. Die Ingenieuroffiziere, die sie z. T. verfertigt haben, kommen aus dem sächsischen, schwedischen, russischen und preußischen Heere. Die auf Karten von 1718 bis 1734 genannte Congregatio Germanica S. Barbarae ist übrigens nicht unbekannt, wie Verf. schreibt, sondern in Z. 25, S. 37 ff. behandelt worden. -- Der von E. Paw- łowski bearbeitete polnische Führer durch Bromberg < 17> nennt im Schrifttumsverzeichnis kein deutsches Werk, bringt aber u. a. Bilder der polnischen Herrscher vor 900 Jahren, die natürlich reine Phantasieerzeugnisse sind. Immerhin ist der Ton dieses wohl keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit machenden Werkes im Vergleich zu manchen andern noch ruhig. -- Ein kleineres Gegenstück für Santomischel, das der dortige Propst E. Nawrowski < 18> verfaßt hat, wird hier erwähnt, weil es auch kurz auf die Geschichte eingeht,


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wenn auch die Gegenwart im Vordergrunde steht. -- Zu der chronikartigen Geschichte der Stadt Jarotschin von Prof. St. Karwowoski (in: Roczniki Towarzystwa Przyjaciół Nauk Pozn. 1902) ist nunmehr eine kürzere Sammlung von Einzelaufsätzen von K. Matuszewski < 19> gekommen (vgl. Z. 33, 292). -- Einen Abschnitt aus der Geschichte von Punitz, die südpreußische Zeit von 1793 bis 1806, hat E. Klinkowski <S. 55, Nr. 1038> dargestellt. Wegen der darin enthaltenen Bürgerlisten ist der Aufsatz besonders für Familienforscher erwünscht. -- Entsprechend bringt Th. K. Stein überraschend viel neue Nachrichten über die Reformation und Gegenreformation in Bromberg <S. 132, Nr. 2512>, die ja meist von Deutschen getragen wurde.


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