VI. Historische Geographie und Siedlungsgeschichte.

Über den »Paß von Berlin-Kölln« ist Berthold Schulze der Meinung, daß derselbe zur Zeit der deutschen Wiederbesiedlung des Landes keineswegs bedeutungslos war, sondern neben Köpenick und Spandau stets eine gewisse Rolle spielte (Z. Ver. Gesch. Berlins, Jg. 54, S. 54--58). K. H. Wels' Begründung des höheren Alters des sogenannten »Köpenicker« und »Spandauer Straßensystems«, die sich im wesentlichen auf die Ausrichtung der Dorfformen stützte, wird zurückgewiesen. Die Richtung der Dorfachse war vorwiegend durch örtliche Motive bedingt.


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Die alte Bedeutung des Passes von Berlin aber wird u. a. durch die früh belegbare Straße von Mitteldeutschland über Treuenbrietzen, Beelitz, Saarmund bewiesen. -- J. A. Bendixen < 1462> untersucht in seiner Kieler Doktorarbeit die »Verlagerung und Strukturwandlung ländlicher Siedlungen« am Beispiel der Dörfer in der Elb-Karthaneniederung. Er kommt zu dem Schluß einer häufigen Veränderung der Dorfformen und ihrer Lage ganz allgemein. Sein Urteil ist durch die Sondereigentümlichkeit seines Gebietes als Niederungsgebiet etwas zu scharf ausgefallen. Mit der Erklärung des Rundlings als Viehzüchterdorf teilt er die Ansichten Robert Mielkes und Johannes Folkers. Die Verschiebung des Dorfformenproblems von der völkischen auf die wirtschaftliche Ebene wird hierdurch erneut bestätigt. -- Der wissenschaftlich nicht ansprechende Aufsatz R. Hoffmanns über »Vor- und Frühgeschichtliches über Potsdam« (Festschrift zur Feier der 75. Wiederkehr d. Gründung d. Vereins f. Gesch. Potsdams) richtet erneut das Augenmerk auf die großen unerschlossenen Geschichtsquellen, die längs der Havel-Nuthelinie im Schoß der Erde liegen. Nächst Elb- und Oderlinie sind hier auch noch die Rätsel einer wichtigen Etappenlinie im Hin und Her des Völkerringens durch systematische Verarbeitung schriftlicher Tradition mit Indizien, die nur der Spaten zutage fördern kann, zu lösen.


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