VII. Bevölkerungsgeschichte und Familiengeschichte.

Der Gegenstand hat naturgemäß das Interesse der Forscher gefunden. Außer Quellenveröffentlichungen ist aber diesmal auch eine bevölkerungsgeschichtliche Darstellung zu verzeichnen, die Ursachen und Wirkungen ermittelt. Aus der Berliner landesgeschichtlichen Schule stammt U. Willes < 1896> Arbeit über »Die ländliche Bevölkerung des Osthavellandes vom Dreißigjährigen Kriege bis zur Bauernbefreiung«, die bei schwierigem inneren Aufbau mit bemerkenswerter Unvoreingenommenheit das Problem der Zusammensetzung der heutigen Bevölkerung, die Gebundenheit der Bevölkerungsentwicklung an Ertrag oder Mißertrag des Bodens, an Verkehrsverhältnisse und zahlreiches andere behandelt. Die Periodisierung in stete Bevölkerungszunahme bis um 1320, Abnahme bis Mitte des 15. Jh.'s in Zusammenhang mit der Zunahme der Ritterhufen, die völlige soziale Umschichtung durch den Dreißigjährigen Krieg, die erfolgreichen Bemühungen der Hohenzollern um Schutz und Mehrung des Bauernstandes werden richtig dargestellt. Ausführliche Untersuchungen über die Bodenständigkeit einzelner Stände und Berufe sind für die Mark etwas Erstmaliges.

Die wissenschaftlichen Quellenveröffentlichungen werden vermehrt durch Johannes Schultzes »Hofbesitzer in den Dörfern des Landes Ruppin 1491 bis 1700« < 1541> und E. Kittels »Erbhöfe und Güter des Barnim 1608/1652« < 1540>. Für das Land Ruppin sind außer dem von Sch. schon früher veröffentlichten Landreiterbericht von 1652 hier eine Reihe von namentlichen Einwohnerlisten aller Dörfer bis ins 15. Jh. zurück dargeboten, ein für Brandenburg einzigartiges Material; es ist mustergültig verarbeitet worden. Für die Kreise des Barnim gibt K. die Bauernlisten von 1652 in Verbindung mit dem Landreiterbericht von 1608. In der sehr beachtlichen Einleitung beweist K., daß im Barnim kein einziges Adelsgeschlecht mehr seit den Zeiten des MA.'s auf seinem Gute sitzt. Die Nähe Berlins hat diesen Vorgang nicht erst in den letzten Jahrhunderten wesentlich mitverursacht, sondern der ursprüngliche Kolonisationsadel ist schon im 14. Jh. im weitesten Umkreis um Berlin dem ländlichen Kapitalanlagebedürfnis der Bürger gewichen.


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Th. Wotschkes < 2679> Listen von Wittenberger Ordinationen enthalten im wesentlichen Geistliche, welche in den ehemals sächsischen Landesteilen der Mark Brandenburg vor dem Dreißigjährigen Kriege tätig waren.


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