III. Historische Landeskunde.

In den Mitteilungen aus dem Vorgeschichtlichen Seminar der Universität Greifswald < 600> veröffentlicht W. Petzsch zwei aufschlußreiche Beiträge, von denen der über den Trichterbecher von Venz auf Rügen und die Gingster Keramik den bedeutsamen Nachweis von dem Eindringen der jungsteinzeitlichen Kultur aus Mitteldeutschland (statt aus Dänemark) nach Rügen erbringt, während der Bericht über die Steinhügelgräber bei Pyaschen (Kr. Bütow) »den kontinuierlichen Zusammenhang zwischen der kolonialgermanischen Steinhügelgräberkultur Ostpommerns und der Gesichtsurnenkultur der frühen Eisenzeit« feststellt. -- Die von H. J. Eggers < 601> bearbeiteten Fundkarten zur Ur- und Frühgeschichte Hinterpommerns, deren Anschaulichkeit durch die Beigabe von Abbildungen des wichtigsten Formengutes in erwünschter Weise verstärkt wird, legen kartographisch die Grabfunde der III. und IV. sowie der V. und VI. Periode fest und bringen gleichzeitig drei weitere Kärtchen über die Verbreitung der Steinkistengräber in Ostpommern, über die völkerwanderungszeitlichen Funde und die vorslawischen Ortsnamen in Pommern (von H. Bollnow) und über die Grabfunde der wendisch-wikingischen Zeit in Ostpommern.

Den Wandel des Namens »Pommern« vom 11.--18. Jh. untersucht in einer gründlichen und sorgfältigen Arbeit G. Renn < 507> mit dem Ergebnis, daß dieser Name im MA. immer nur für einen Teil des heutigen Pommern angewandt wurde und ursprünglich nur den Raum zwischen Oder, Netze-Warthe und Weichsel bezeichnete, sich aber dann später auch nach Westen ausbreitete. Im Gegensatz zu dieser Entwicklung kann R. für den Kaschubennamen den interessanten Nachweis erbringen, daß er von Westpommern nach Osten in das von slawischen Volksresten bevölkerte Gebiet östlich des Gollen gewandert ist, und zwar erst im 15./16. Jh. Einige kleine Kartenskizzen illustrieren die wertvollen Ausführungen des Verf., der zum Schluß noch die beiden bisher unveröffentlichten Urkunden vom 8. Juni 1372 über die Teilung der Herrschaft zwischen Bogislaw V. und den Söhnen seines Bruders Barnim IV. veröffentlicht.

In seinem Beitrage »Das pommersche Herzogshaus im Volkslied« (Balt. Stud. N. F. 39, S. 36--55) stellt A. Haas acht schon bekannte Lieder zusammen, die Ereignisse der pommerschen Geschichte von 1327--1523 behandeln (so die Schlachten am Schuppendamm bei Loitz 1327 und am Kremmer Damm 1332 usw.).

Die Flurnamenforschung unseres Gebietes wurde im Berichtsjahr wieder durch zwei Untersuchungen gefördert, von denen die H. B. O. Spruths < 508> die Flurnamen der Meeresküste zwischen Deep und Rewahl verzeichnet, während R. Holsten < 509> auf Grund der Flurnamen den Kreis Ueckermünde dem niederfränkischen mittelpommerschen Keil zuweisen kann. -- Eine beachtliche Erweiterung unserer Kenntnis von der Besiedlung des Ostens unserer Provinz verdanken wir H. G. Ost < 1633>, der den Vorgang der zweiten Kolonisation im 16. Jh. in dem Gebiete zwischen Schneidemühl und Neustettin an Hand eines weitschichtigen gedruckten und ungedruckten Quellenmaterials aufhellt und damit die in der Forschung zwischen den Neuländern im Osten und den alten Siedlungsgebieten klaffende Lücke schließt. Besonders hervorgehoben zu werden verdient die beigegebene Karte, die deutlich die geomorphologischen Grundlagen dieser großen Landnahme erkennen läßt. -- Ein weiterer Beitrag


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des gleichen Verf. < 1634> über die 1574 erfolgte Ansetzung von Siedlern in Doderlage bietet einen interessanten Ausschnitt aus der Besiedlungsgeschichte dieses Gebietes. Hatten hier auch die Geschlechter von Wolde, Glasenapp und Zastrow die Gründung des genannten, ursprünglich zum Herzogtum Pommern gehörenden Dorfes in die Wege geleitet, so mußten sie doch den Abschluß ihres Werkes dem polnischen Starosten in Deutsch Krone überlassen, der aus dem Streit um den Besitz von Doderlage als der Stärkere hervorging.

Nachdem bereits letzthin O. Kunkel und H. Bollnow die These R. Hennigs von der Lokalisierung Vinetas auf dem Veritasgrund beim Ruden an der Peenemündung als verfehlt und abwegig zurückgewiesen haben <vgl. 1935, S. 453>, äußert sich nunmehr W. Vogel < 1463> in gleich ablehnender Weise zu Hennigs Buch »Wo lag Vineta?«.


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