IX. Familien-, Personen- und Bevölkerungsgeschichte.

Zweifelsohne die wichtigste und bedeutsamste Erscheinung auf dem Gebiet der ma.'lichen Genealogie Pommerns ist die von M. Wehrmann < 1746> bearbeitete Stammfolge des pommerschen Herzogshauses, die endlich die 1876 ohne Quellenhinweise veröffentlichten Stammtafeln Klempins ersetzt. Nach 3 einleitenden Kapiteln über die Geschichte der Genealogie und den Ursprung des pommerschen Herzogshauses, als dessen ersten sicher belegten Vertreter W. Wartislaw I. (gest. 1147/48) nachweist, sowie über die einschlägigen Quellen und Literatur behandelt der Bearbeiter die einzelnen Glieder des Greifengeschlechts und der Nebenlinie Swantibors und fügt zum Schluß Verzeichnisse der männlichen und weiblichen Mitglieder sowie der angeheirateten Männer und Frauen bei. Fünf Teiltafeln und eine Gesamttafel vermitteln einen vorzüglichen Überblick über die genealogischen Zusammenhänge des Greifenhauses. -- Die Zählung der einzelnen Mitglieder des pommerschen Herzogshauses ist von W. in der von A. Hofmeister < 1748> eingehend begründeten Form durchgeführt. -- Im übrigen wird die vorstehend behandelte Genealogie noch ergänzt durch eine Zusammenstellung M. Wehrmanns < 1747> über die Begräbnisstätten der Angehörigen des pommerschen Herzogshauses, während A. Hofmeister in seinen genealogischen Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses (Pomm. Jahrbb. 31, S. 35--112) hinsichtlich der Anfänge des Greifengeschlechts, der Swantiboriden, der Ratiboriden, der Grafen von Gützkow und ihrer Beziehungen zu den pommerschen Herzögen sowie hinsichtlich Barnims I. und seiner Familie über Wehrmann hinaus z. T. zu neuen und zuverlässigeren Ergebnissen gelangt.

Eine umfassende und archivalisch wohl fundierte Darstellung erfährt die Geschichte des Hauses Putbus durch D. Kausche < 1777>, dessen Ausführungen vor allem in bezug auf die Besitzgeschichte, die rechtliche Stellung der Familie v. Putbus, ihre Mitglieder in Dänemark sowie ihre Beziehungen zu den Geschlechtern v. d. Lancken, Zernin, v. Platen usw. hervorgehoben zu werden verdienen, wenn auch bei manchen Problemen eine klarere Stellungnahme des Verf.'s sehr wohl möglich gewesen wäre. Die der Untersuchung K.s zugrundeliegende


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urkundliche Überlieferung wird dieser demnächst in einer besonderen Veröffentlichung »Putbusser Regesten« zum Druck bringen. -- Daß Eufemia, die Gattin Hennings I. von Putbus und Stammutter für das ganze spätere Haus P. bis zum 19. Jh., eine Tochter Jakobs von Halland war, weist A. Hofmeister < 1776> nach.

Die Arbeit K. Wolbers < 1753> über die Geschichte der Grafen von Eberstein in Pommern 1267--1331 läßt nach wie vor den Wunsch nach einer gründlichen und kritischen Behandlung der gleichen Materie offen, da sie keineswegs ihr Thema erschöpft, im übrigen aber auch kaum zu neuen Ergebnissen gelangt. -- Demgegenüber klärt A. Hofmeister < 1754> einige interessante Fragen der Eversteinschen Genealogie in bekannt gründlicher Weise, und zwar die familiengeschichtlichen Verhältnisse des Grafen Ludwig (1387 bis 1401) und seiner Söhne sowie Ottos I. (1267--1282), des ersten Grafen von Everstein in Pommern.

In den Stralsunder Lebensbildern < 64> umreißt F. Adler die Geschichte des Geschlechts der Möller von 1410 bis 1578, während M. Wehrmann den Reformator Christian Ketelhut, F. Curschmann den gelehrten Bürgermeister Joh. Albert Dinnies, P. Pooth den Entdecker des Sauerstoffs C. W. Scheele und endlich E. Gülzow den vor allem wegen seiner Vermittlung nordischen Geistesgutes bedeutenden Gottlieb Mohnike monographisch behandeln. -- Die von E. Gülzow < 1991> veröffentlichten Lebenserinnerungen des Generals v. Dycke, 1737--1822, der als einer der ersten auf seinem Gute Losentitz auf Rügen die Leibeigenschaft aufhob, zeichnen sich u. a. durch interessante Schilderungen einzelner Episoden des Siebenjährigen Krieges und des schwedischrussischen Krieges 1788--1790, an denen der Verf. als Offizier teilgenommen hatte, aus. -- Eine brauchbare Zusammenstellung der drei Linien Ludendorff in Demmin, aus deren erster, der Johanns des Älteren (1627--1688), der Feldherr des Weltkrieges entsproß, verdanken wir W. Finger < 1772>.

Über den am 29. Sept. 1937 verstorbenen Altmeister der pommerschen Geschichtsforschung M. Wehrmann und sein Lebenswerk unterrichtet der Nachruf A. Diestelkamps (Monatsbll. der Ges. f. pommersche Gesch. 51, S. 157 bis 164).

Bezüglich des Wandels in der Bevölkerungsstruktur der Kreise Anklam und Ückermünde während des 17. und 18. Jh.'s stellt G. Becker < 1591> für die Zeit bis 1720 eine notdürftige Wiederbesetzung des Landes mit Norddeutschen und z. T. mit Skandinaviern, für die friderizianische Epoche jedoch im Gegensatz zum Kreise Anklam, dessen Neusiedler vornehmlich ebenfalls aus Norddeutschland stammen, im Kreise Ückermünde einen erheblichen süddeutschen Anteil fest.


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