V. Kirchengeschichte.

Der Verf. der Kirchengeschichte der Stadt Stettin, auf die im vorigen Jahre <1936, S. 452 f.> hingewiesen werden konnte, H. Heyden < 2345>, legt nunmehr bereits nach Jahresfrist den 1. Band seiner Kirchengeschichte der Provinz Pommern vor, der zeitlich noch die Reformation umfaßt. Sein Werk stellt nach den pommerschen Kirchenhistorien D. Cramers (1602, 1628) und J. H. Balthasars (1723/25) endlich wieder den ersten umfassenden Versuch eines Gesamtüberblicks über die historische Entwicklung des pommerschen Kirchenwesens dar, für den dem Bearbeiter ein reichhaltiges, wenn auch nicht für alle Zeiten bzw. Einzelprobleme gleichmäßiges Schrifttum zur Verfügung stand. Dadurch erklärt es sich auch, daß gerade die Fragen der kirchlichen Rechtsgeschichte (Archidiakonate, Offizialat, Verfassung des Kamminer Domkapitels, Recht der Kirchgründung usw.), für die bisher nur sehr wenige brauchbare Vorarbeiten vorliegen, nicht abschließend behandelt werden konnten, ein Mangel, dem die künftige Forschung hoffentlich in Bälde abhilft. Anders steht es dagegen mit den Kapiteln über das Klosterwesen, die ma.'liche Frömmigkeit, das Kirchenwesen vom 14. bis zum 16. Jh. und die Reformation in Pommern, in denen H. eine abgerundete und wohlabgewogene Darstellung zu geben verstanden hat. So besitzen wir denn jetzt in der vorliegenden pommerschen Kirchengeschichte, deren 2. Bd. inzwischen ebenfalls erschienen ist,


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ein Werk, von dem in Zukunft mehr oder weniger jede kirchengeschichtliche Forschung in unserer Provinz auszugehen haben wird.

Eine aufschlußreiche Zusammenstellung der im ma.'lichen Vorpommern, d. h. in dem Gebiet des ehemaligen Fürstentums Rügen, nachweisbaren Leproserien liefert P. Pooth < 1816>, und zwar einmal auf Grund gedruckter Quellen, zum anderen unter Auswertung des einzigartigen Bestandes des Stralsunder Stadtarchivs an Testamenten, die unsere bisherige Kenntnis von diesen Anstalten in dem genannten Gebiet -- alles in allem wurden neunzehn festgestellt -- wesentlich erweitern.

Einen Neudruck der pommerschen Kirchenordnung von 1535 nebst der pia ordinatio aus dem gleichen Jahre, die für die Geschichte des Kirchenwesens in Pommern unmittelbar vor und nach der Reformation außerordentlich aufschlußreich sind, veranstaltet H. Heyden < 2515>. Die der Veröffentlichung vorangestellte Einleitung behandelt eingehend die Vorgeschichte und den Inhalt der Kirchenordnung und ihres lateinischen Anhangs, während die am Schluß beigegebenen Erläuterungen, die allerdings, vor allem hinsichtlich der Literatur, etwas ausführlicher hätten sein können, das Verständnis des Textes erleichtern sollen. So dankenswert auch die vorliegende Ausgabe ist, so wäre doch ein Zurückgehen auf einen der acht Originaldrucke statt auf den Abdruck nach Wehrmann bzw. Sehling wohl richtiger gewesen.


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