VII. Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte, Münzwesen.

Wie außerordentlich verhängnisvoll sich das Bauernlegen im deutschen Osten auswirkte, zeigt F. Nagel < 2223> an dem Beispiel des im Kreise Anklam gelegenen Kirchspiels Blesewitz, das 1720 nur noch 1 Vollbauer und 4 Kossäten statt 24 Vollbauern und 11 Kotzen im Jahre 1560 aufwies. Ein kurzer Überblick über die weitere Entwicklung bis in die neueste Zeit rundet die Geschichte des genannten Kirchspiels in erwünschter Weise ab und stellt vor allem die große Bedeutung der bauernfreundlichen Maßnahmen Friedrichs des Großen und die nachteiligen Wirkungen der Hardenbergschen Reformen heraus.

Auf Grund der Amtsrollen von etwa 1450 und 1587 und anderer Urkunden des Stralsunder Stadtarchivs schildert F. Adler < 1901> die Entwicklung des Goldschmiedeamtes in Stralsund, das über die Stadtgrenzen hinaus eine überlokale Bedeutung gehabt hat, bis in das 18. Jh. -- Eine besonders wertvolle Bereicherung unserer wirtschaftsgeschichtlichen Literatur stellt die Greifswalder Diss. von W. Formazin < 2224> über das Brauwesen in Pommern bis zum Beginn des 19. Jh.'s dar, und zwar einmal wegen der erschöpfenden Behandlung des Themas, zum anderen wegen ihrer gründlichen archivalischen Unterbauung, die vor allem hinsichtlich der Geschichte des Brauwesens in den Städten beachtliche Ergebnisse gezeitigt hat. Welch große Bedeutung das Brauen in Pommern im übrigen früher gehabt hat, geht vornehmlich aus dem Kapitel über die Bierausfuhr hervor, das allerdings für Kolberg durch Heranziehung der dort leider immer noch ein sehr verborgenes Dasein führenden Register über den Aus- und Eingang an Schiffen wahrscheinlich noch wesentlich hätte erweitert werden können. Schließlich mag noch kurz angemerkt werden, daß Verf. auch allgemeinere Fragen des Brauwesens, wie Braurecht und Krugverlag, Brauordnungen, Organisation der Zünfte, Reihebrauen, Bierausschank usw. in den Kreis seiner Untersuchung einbezogen hat.

Eine Darstellung der pommerschen Hof- und Landesverwaltung, für die die bislang im größeren Zusammenhang noch nicht benutzten Hofordnungen der Herzöge von Pommern als Quelle gedient haben, liefert F. Hasenritter < 2064>, wobei er zu dem Ergebnis gelangt, daß Brandenburg für Pommern das Vorbild gewesen zu sein scheint.

Die in der urkundlichen Überlieferung bis 1330 enthaltenen münzgeschichtlichen Nachrichten verarbeitet A. Suhle < 438> zu einem interessanten Überblick über das frühma.'liche Münzwesen in Pommern. Nach seinen Feststellungen hat es bis zu dem genannten Zeitpunkt allein 10 herzogliche Münzstätten gegeben, die allerdings seit dem Anfang des 14. Jh.'s in den städtischen Münzen (zuerst Stralsund, 1318) eine erhebliche Konkurrenz erhielten.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)