IV. Historische Landeskunde.

W. Lüders < 1482> wendet sich einem viel umstrittenen Punkte, dem Schulenröder Tale oder -- wie es seit der Mitte des 19. Jh.'s heißt -- dem Krodotale bei Bad Harzburg, zu und versucht durch seine Forschungen »neue Einsichten in die Züge Karls des Großen am Harz, die erste von Fulda ausgehende Mission und ihr Verhalten gegenüber den altsächsischen Kultstätten zu gewinnen«. Er geht vom Namen Schulenrode aus und untersucht die Überreste früherer Zeiten und die Reste alten Volksglaubens in diesem Gelände. Dann setzt er sich mit Delius' »Untersuchungen über den vermeinten Götzen Krodo« (1826) auseinander und erwartet aus umfassenden Grabungen Ergebnisse, die über die bisherigen Vermutungen hinausgehen. -- Die Zweijahrhundertfeier der Universität Göttingen hat auch zwei Bücher über die Universitätsstadt selbst veranlaßt. Während F. Wagner in seiner »Chronik der Stadt Göttingen« (Göttingen, 76 S.), einer Bearbeitung seiner vor etwa sieben Jahren erschienenen »Chronik«, auf die geschlossene Darstellung verzichtet, gibt A. Saathoff < 288> den 1. Band einer ausführlichen »Geschichte der Stadt Göttingen«, und zwar »bis zur Gründung der Universität« heraus. S. hat das -- auch entlegenere -- gedruckte Material geschickt ausgewertet und anschaulich und allgemeinverständlich zur Darstellung gebracht. In vierzehn


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Abschnitten beschreibt er die Geschichte Göttingens vom Dorf Gutingi bis zu den Anfängen der Stadt, von ihrem Ausbau und ihren Kämpfen bis zur Höhe ihrer Macht und dann den Niedergang, die Stadt im 30jährigen Kriege und in der Folgezeit bis zum J. 1734. Von dieser für Göttingen so schweren Zeit ist nur das wichtigste zusammengestellt worden; denn S. mußte sich beeilen, als er von der Stadt den Auftrag bekam, um sein Werk rechtzeitig zum Jubiläum fertigzustellen. -- Aus der »Gabe des Geschichtsvereins für Göttingen und Umgebung zum 27. Niedersachsentag« < 289> sind einige Arbeiten zu erwähnen, die sich mit der Geschichte Südhannovers beschäftigen. E. Dieterichs behandelt die Geschichte eines Göttinger Ratslehens zu Niedernjesa durch vier Jh. und untersucht insbesondere die Flurnamen dieses Ortes. E. Schröders Aufsatz über Frauennamen als Familiennamen geht über die Grenzen Niedersachsens hinaus und ist allgemein gehalten. O. Deneke teilt ein Schreiben des Studenten A. F. von Müller zu Lengsfeld aus dem J. 1747 mit, welches das Göttingen dieser Zeit kulturgeschichtlich beleuchtet. A. Thimme behandelt den Göttinger Revolutionsalmanach 1783--1804, der in Göttingen bei Dieterich verlegt wurde. -- A. Hueg < 939> hat auf Grund der Akten des Staatsarchives Hannover -- das Archiv der Stadt Northeim ist im J. 1832 durch Rathausbrand größtenteils seiner Schätze beraubt worden -- eine lebendige Geschichte »aus Northeims Sturmzeit (1625--1636)« geschrieben. Er fand das Protokoll der Verhandlungen, die zwischen dem Rate und den Gilden während der Belagerungszeit im 30jährigen Kriege geführt waren, und wertete es in geschickter Darstellung für die Heimatkunde aus. Zu den einzelnen Abschnitten seines Buches macht er ausführliche Quellenangaben. -- Seiner 1922 und 1924 erschienenen grundlegenden Geschichte der Stadt Hildesheim läßt. J. H. Gebauer < 290> als Ergänzung die »Geschichte der Neustadt Hildesheim«, die aus der Losebecker Flur erwachsen war und bis zum Anfang des 19. Jh.'s eine selbständige Gemeinde eigenen Rechtes bildete, folgen. Das Werk hat also neben dem in sich abgeschlossenen Werk als 3. Band der großen Stadtgeschichte zu gelten. Das Verhältnis der beiden Städte zueinander wird besonders ausführlich behandelt. Neben der bedeutenden Altstadt hat sich die nova civitas niemals emporzuringen vermocht. Dem Werk, das lebendig und flüssig geschrieben ist, sind acht Bilder und ein Stadtplan vom Ende des 18. Jh.'s beigegeben. -- W. Schaeffer < 287> hat eine anschauliche und allgemeinverständliche Schrift zum Jubiläum der Stadt Soltau geschrieben. Otto I. schenkte im J. 937 dem Stifte Quedlinburg die curtis Salta. Von dieser Zeit an schildert der Verf. die geschichtliche Entwicklung des Ortes und seiner nächsten Umgebung bis in die jüngste Vergangenheit, die besonders lebendig gestaltet ist. Das Werk, dem Bilder und Pläne beigegeben sind, bietet auch demjenigen, der nach Soltauer Geschlechtern forscht, im Anhang, wo Bürgerlisten abgedruckt sind, wertvolle Anregungen. -- Im 3. Bande der »Oldenburger Forschungen«, die als Ergänzung zum Oldenburger Jahrbuch erscheinen, liefert A. Kellerhoff < 286> »Beiträge zur Geschichte der Stadt Rüstringen«. Da diese Stadt, die aus drei ländlichen Gemeinden zusammengewachsen ist, noch jung ist, kann über ihre Entstehungsgeschichte nur wenig berichtet werden. Dafür erzählt der Verf. so viel ausführlicher von der Verwaltungsarbeit im jungen Gemeinwesen, das er selbst als langjähriger Bürgermeister zu leiten hatte.


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