IX. Bildungsgeschichte.

K. Brandi < 2664> faßt seine Besprechungen von Schriften anläßlich der Universitätsjubiläen von Göttingen und Heidelberg unter dem Titel »Universitätsjubiläen« zusammen. Nach einer kurzen Einleitung folgen die Besprechungen, die mit einer Ausnahme den Veröffentlichungen über die hannoversche Landesuniversität gewidmet sind. -- Unter den vielen und wertvollen Schriften zur Geschichte dieser Universität verdient G. v. Selles < 2682> Arbeit an erster Stelle genannt zu werden. Der Verf., der verdienstvolle Bearbeiter der Universitätsmatrikeln < 1544 S. 369>, war vom Rektor der Universität


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beauftragt worden, die Geschichte der Hochschule unter Verwendung allen gedruckten und ungedruckten Materials, insbesondere der Akten des Universitätsarchivs, das er selbst geordnet hatte, darzustellen. Er übernahm seinen Auftrag von O. Westphal und führte ihn im einheitlichen Stile durch. So schuf er eine einerseits streng wissenschaftliche, aber doch gut lesbare Darstellung der Geschichte der Universität bis zum Weltkriege. Die Nachkriegsjahre sind nur kurz behandelt. Die Einrichtungen der Universität und das Leben der Studenten treten hinter der Gelehrtengeschichte zurück. -- Die Würdigung der Verdienste Gerlach Adolf Freiherrn von Münchhausens um die deutsche Wissenschaft »als Gründer der Universität Göttingen« durch W. Buff < 2683> beruht vorwiegend auf gedrucktem Material und bringt im wesentlichen nichts Neues. Sie geht sogar an manchen Dingen vorbei. Die Darstellung ist »ganz ideengeschichtlich«. Der Verf. zeichnet ein klares und sehr anschauliches Bild des »geistigen Münchhausen und seiner Werke«. So ist dieses Werk, das den Preis der Wedekindstiftung zuerkannt hielt, eine dankenswerte Vorarbeit für die noch zu schreibende Lebensbeschreibung des verdienstreichen Mannes. -- Die »Beiträge zur Geschichte der Georgia Augusta«, die G. B. Gruber, J. Joachim und P. Losch < 2684> veröffentlichen, sollen nachfolgend nur kurz gestreift werden. Gr. schreibt über »Zweihundert Jahre Pflege der Pathomorphologie in Göttingen«; J. teilt in seinem Aufsatz über Göttinger Philologen vor 100 Jahren zwei Briefe mit, von denen der eine uns von schweren Sorgen um die Zukunft der Universität nach der Entlassung der »Sieben« erzählt; L. berichtet von Ludwig Hassenpflugs Studienzeit in Göttingen. Der spätere kurhessische Minister hat hier 1812--1816 studiert und über seine Studienzeit in ungedruckten Lebenserinnerungen ausführliche Nachrichten über das damalige Universitätsleben hinterlassen. -- J. Meyer < 2685> schreibt eine »Geschichte der Göttinger Theologischen Fakultät«. Die letzten 50 Jahre behandelt er nur kurz, da Vorgänge und handelnde Personen dieser Zeit uns noch zu nahe stehen und die amtlichen Akten der Veröffentlichung nicht freigegeben sind. Soviel ausführlicher und freimütiger geht er auf die ersten 150 Jahre ein. Nach einer eingehenden Schilderung der Gründung der Fakultät werden die ersten drei Halbjahrhunderte in drei großen Abschnitten untersucht. Diese Einteilung ist zweckmäßig, da die Jubeljahre 1787, 1837, 1887 auch annähernde Anfangspunkte neuer Perioden sind. Der Aufsatz schließt mit kurzen Personalangaben der Göttinger Dozenten der Theologie in alphabetischer Reihenfolge, denen die Titel ihrer wesentlichen Veröffentlichungen nach Erscheinungsjahren beigefügt werden. -- W. Schoofs < 2686> Untersuchung über »Göttingen und die Brüder Grimm« ist eine Ergänzung zu H. Kücks Arbeit über »die Göttinger Sieben« <1933/34, 1442> und zu seinem eigenen Aufsatz über »die Brüder Grimm nach der Göttinger Amtsentsetzung« (1932). Sie behandelt die Zeit von 1827, also von den ersten Anfängen der Berufung der Brüder Grimm von Kassel nach Göttingen, bis zum Juni 1835, als Wilhelm Grimm seine Ernennung zum Ordentlichen Professor erhielt. Die Brüder Grimm haben sich niemals in Göttingen ganz wohlgefühlt und in diesen Jahren kaum eingelebt. -- O. Deneke < 2687> macht die zufällig ans Licht gekommenen Protokolle der Landsmannschaft Hannovera aus den J. 1777--1779 zum Mittelpunkt einer Studie zur Geschichte der älteren Göttinger Landsmannschaften von der Begründung der Universität an bis zum Ausbruch der Befreiungskriege.

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Der 2. Teil der Protokolle enthält die Mitgliederlisten mit Angaben über die Herkunft der Studenten. Beigefügte Bilder machen die studentischen Trachten und Gebräuche des 18. Jh.'s anschaulich. R. Fick leitet das für die Göttinger Studentengeschichte wie für die Geschichte des deutschen Verbindungswesens überhaupt wichtige Werk durch Angabe der Entstehung ein. -- Seiner Hauptarbeit über Oldenburger Studenten auf deutschen und außerdeutschen Hochschulen im Oldenburger Jahrbuch (1919/20) und einem Nachtrag (ebd. 1929) läßt K. Sichart < 2688> einen zweiten Nachtrag folgen. Reiche Ausbeute bot ihm das noch ungedruckte Album studiosorum Gymnasii Bremensis. Ferner sah er noch folgende Matrikeln durch: die Fortsetzung der Kölner Matrikel bis 1500, ferner die Haller, Jenaer, Zerbster, Groninger, Göttinger und Hamburger Matrikel. Die Studenten werden zunächst zeitlich zusammengestellt und dann alphabetisch erschlossen.


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