II. Gesamtgeschichte.

Nur zwei Teilgebiete sind in Gesamtdarstellungen behandelt. Die Fünfhundertjahrfeier Groß-Hansdorfs gab den Anlaß, daß das von W. Füßlein und seinen Mitarbeitern längst vorbereitete Buch von den Walddörfern < 292> herausgebracht wurde. Als echtes Heimatbuch führt es manch verzerrte Volksüberlieferung quellenmäßig auf ihren geschichtlichen Bestand zurück. Reste des alten Sachsenwaldes sind es, die den nordöstlich von Hamburg gelegenen »Walddörfern« ihre Bezeichnung verliehen haben. Zum Teil ältere, in ihrem Namen erhaltene Siedelungen überdeckend, wurden die Dörfer in ihrer heutigen Form in einer zweiten Siedelungswelle der großen Bewegung nach dem Osten zwischen 1250 und 1350 gegründet. Ihre Mehrzahl gelangte 1437 durch Pfandverschreibung -- also ohne Landeshoheit -- in hamburgischen Besitz. Dem Einfluß der Krone Rußlands ist es zu danken, daß die Pfandlösung 350 Jahre später verhindert wurde. Die soziale Lage der Bewohner war günstiger als die in den umliegenden Herrenlanden. Hamburg übte auch eine maßvolle Waldnutzung. Füßleins Abschnitt »Hamburg verwaltet die Walddörfer« bietet wertvolle Beiträge zur Agrargeschichte. Auf den kurzen Überblick über die Maß- und Münzverhältnisse sei besonders hingewiesen. Um die Ausgestaltung des Buches hat sich der Verlag Hermes verdient gemacht. Unter den Bildern, Plänen und Skizzen


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finden sich gute Nachbildungen von Flurkarten und Fliegeraufnahmen. Angefügt ist ein eingehender Namen- und Sachweiser. -- Als zweite Arbeit ist die von Berlage < 293> hier zu nennen. Denn die Stadt Altona, die am Ende ihres vierten Jh.'s neuerdings mit Hamburg vereinigt wurde, ist im Schatten Hamburgs und als Hamburgs Widerspiel groß geworden. B. schreibt in volkstümlicher Form, sachlich und verständig. Der Leser erhält nur am Schluß ein kleines Quellenverzeichnis, aber er sieht das Gemeinwesen aus der Besonderheit der gegebenen Verhältnisse wachsen. Eine geringe dörfliche Ansiedelung, die ihre Lage zu nutzen versteht, wird im Fluge groß durch Zuzug aller der Elemente, die Hamburg ausstößt: vom Zunftzwang vertriebene Handwerker, niederländische Kalvinisten, portugiesische Juden. Hinter der weitherzigen holsteinischen Politik steht zugriffbereit der Däne. Er baut Altona vollends als Kampfstellung gegen Hamburg aus. Aber seit 1664 im Genuß der Stadtrechte, aus einem Handwerkerdorf ein Handelsplatz geworden, wächst Altona immer enger an Hamburg heran, und aus dem wirtschaftlichen Gegensatz wird wirtschaftliche Untrennbarkeit der beiden Städte. Aus den Bildbeigaben zu Berlages Buch seien die lehrreichen Pläne hervorgehoben.


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