VII. Bildungs- und Erziehungsgeschichte.

M. Brandt behandelt in einer erziehungsgeschichtlichen Sonderuntersuchung < 1817> den Versuch des hamburgischen Staates, die geistigen Strömungen des ausgehenden 18. Jh.'s mit den merkantilistischen Belangen von Staat und Wirtschaft zu vereinigen, um die untere Bevölkerungsschicht sittlich zu bessern und sozial zu heben. Die auf die Gründung einer Armenanstalt folgenden Versuche, die ärmere Bevölkerung durch


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literarische und praktische Schulung zur Arbeitsamkeit zu erziehen, führten zu dem Schultyp der Industrieschule und zur Gründung eines pädagogischen Seminars. Der Verf. stellt fest, daß sich der Schwerpunkt der Maßnahmen mehr und mehr vom Nützlichkeitsstandpunkt zum Erziehungsgedanken verschob. Das spätere Versagen findet er in dem Zwiespalt begründet, der sich aus der Verkoppelung der eigensüchtigen Belange des Individualismus mit den höheren des Staates ergab. -- Aus Nr. 5 der Ibero-amerikanischen Studien < 2231> sind hier zwei Beiträge zu nennen: Der eine, von R. Großmann, »Hamburgs Kulturaustausch mit den ibero-amerikanischen Ländern«, wendet sich nach kurzen Rückblicken auf die kulturellen Wirkungen der hansischen Spanienfahrt und auf den Austausch Hamburgs mit der südamerikanischen Staatenwelt bis zum Weltkrieg den Einflüssen der Universität Hamburg und des 1917 gegründeten Ibero-amerikanischen Instituts in Kunst und Wissenschaft zu; ein reicher bibliographischer Anhang ist beigegeben. Der andere Beitrag, von G. Haack, »Hamburg und die Entwicklung des spanischen Unterrichts an den höheren Schulen Deutschlands«, verfolgt die spanische Sprachbewegung, die um 1800 von Hamburg ausgegangen ist und außer den hamburgischen Lehranstalten bis 1924 zur Einführung des spanischen Sprachunterrichts auf nahezu 100 Schulen Preußens sowie auf bremischen und in verhältnismäßig hohem Umfang auf lübeckischen Schulen geführt hat.


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