IV. Neuere Geschichte.

L. Andresen < 1596> bringt in abgewandelter Darstellung noch einmal die Ergebnisse seiner schon früher <1935, S. 466> gewürdigten Forschungen zur Geschichte des deutschen Volkstums in Schleswig von 1544--1721. Neu und wertvoll ist die zusammenfassende Behandlung der nationalen Entwicklung in den Städten und im kirchlichen Leben. -- In der durch Erslevs berühmte Untersuchung von 1901 gewiesenen Forschungsrichtung weiter arbeitend hat H. Hjelholt < 941> die Vorgänge bei der Einverleibung des Gottorper Anteils des Herzogtums Schleswig einer erneuten archivalischen Untersuchung unterzogen. Über Erslev hinaus ist es ihm gelungen, den Konzipienten des letzten und maßgebenden Entwurfs für Patent und Eidesformular in dem Kanzleirat Joh. Marqu. Esmarch zu ermitteln. Veranlaßt durch die persönlichen schriftlichen Bedenken Friedrichs IV. brachte Esmarch in seinem Konzepte vor allem das berüchtigte »und auf ewig zu incorporieren« bzw. »und zu incorporieren« hinein. Daß Friedrich IV. dabei an eine Inkorporation in die Krone Dänemark gedacht hat, ist wohl nicht mehr zu bezweifeln. H. meint nun, daß dieser Inkorporationsstandpunkt des Königs allein für die Interpretation der entsprechenden Stellen in Patent und Eidesformular maßgebend sein müsse. Es bleibt aber bestehen, daß Esmarch sich dann sehr wenig klar und bestimmt ausgedrückt hat. Ob überdies, staatsrechtlich gesehen, eine Inkorporation des Herzogtums Schleswig in das Königreich Dänemark tatsächlich erfolgt ist, ist noch eine zweite Frage. Von deutscher Seite ist eine Untersuchung zu dem ganzen Fragenkomplex von V. Pauls angekündigt. -- In Hagenahs Darstellung des 24. März 1848 in Kiel und seiner Bedeutung < 1095> kommt die deutsche Auffassung der Ereignisse durch den besten Kenner der Zeit zum Ausdruck. Hjelholt < 1094> dagegen wiederholt die schon in der Konfliktszeit von dänischer Seite aufgestellte Behauptung, daß ein weitgehendes Einvernehmen zwischen den führenden schleswig-holsteinischen Männern bereits bestanden habe, ehe die entscheidenden Kopenhagener Vorgänge des 21. März in Kiel bekannt wurden. Er begründet diese Ansicht mit einer Kritik der Memoiren des Prinzen von Noer aus d. J. 1861. -- Für die schleswig-holsteinische Landesgeschichte ist aus den von Aage Friis veröffentlichten Aufzeichnungen Orla Lehmanns aus dem J. 1864 über seine Tätigkeit als Minister < 1124> am wichtigsten die Rechtfertigung seiner Handlungsweise in der Frage des holsteinischen Ministeriums. -- In ausführlicher Auseinandersetzung mit der Diss. von Kühn über Oldenburg in der schleswig-holsteinischen Frage 1864--66 <1935, S. 265> unterzieht Koeppel < 1127> die Politik des Großherzogs Peter von Oldenburg für diese Zeit einer vernichtenden Kritik. Nach ihm war Peter nur eine »herb-trotzige Unternehmernatur«, die ohne Rücksicht auf nationale Belange allein den eignen Vorteil suchte. --Hagenah (Z. Ges. schl.-holst. Gesch. 66, S. 417 ff.) nimmt in einer ausführlichen Besprechung kritisch Stellung zu dem jetzt vollendeten 4. Band von Sønderjyllands Historie, 1805--64, Verf. Knud Fabricius, die die unbestreitbare, große Leistung des Werkes anerkennt,


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aber doch die grundsätzlich andere Auffassung der Zeit in der deutschen Geschichtsschreibung zum Ausdruck bringt.


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