III. Quellen. Hilfswissenschaften. Geschichtschreibung.

Als vorläufiger Ersatz für die noch ausstehende Ergänzung zum Archivinventar des Neustädter Kreises ist der Bericht von K. G. Bruchmann, »Das Reichsgräflich von Oppersdorffsche Schloßarchiv zu Oberglogau« (Schles. Gesch.-Bll. 1937, S. 91--103), zu begrüßen. L. Musioł, »Język urzędowy archiwaliów na Górnym Śląsku« (Die Amtssprache der Archivalien in Oberschlesien) und »Język polski w archiwaliach śląskich« (Die polnische Sprache in schlesischen Archivalien) in Ser. 2, Komunikat 35 und 38 des Kattowitzer Institutes, bespricht den Anteil des Deutschen, Lateinischen und Tschechischen an den ältesten Archivalien Oberschlesiens, verfolgt das erste Auftreten des Polnischen im 16. Jh. und seinen Gebrauch als Amtssprache bis in die preußische Zeit. -- In welch hohem Maße im vorigen Jh. Akten sorgloser Vernichtung anheimfielen, zeigt Goetting < 75> an dem Beispiel einer Aktenkassation der Liegnitzer Regierung von 1825.

Das 1. Heft der polnischen Urkunden der Piastenzeit von Kozłowska- Budkowa < 759a> enthält auch die schlesischen Urkunden bis 1200 und nimmt zu ihnen kritisch Stellung. --Santifaller < 392> berichtet über die von ihm


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angeregten Quellenforschungen auf dem Gebiet der Verfassungs-, Kirchen-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie der Historischen Hilfswissenschaften Schlesiens. Das von ihm geleitete »Schlesische Urkundenbuch« ist wieder durch eine Vorarbeit <vgl. 1935, S. 476; 1936, S. 472> gefördert worden. Die Echtheit der für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der vordeutschen Zeit höchst bedeutsamen Trebnitzer Gründungsurkunden, die von der schlesischen Lokalforschung im Anschluß an Schulte meist bestritten wurde, wird von Appelt < 758> auf Grund einer eingehenden Untersuchung der äußeren und inneren Merkmale nachgewiesen. Schultes Irrtum, man hätte in Schlesien vor dem Mongolensturm Schenkungen an Klöster nicht in Urkunden, sondern in sog. Gründungsbüchern, etwa nach Art der bairischen Traditionsbücher, festgehalten und nachträglich unter Benutzung dieser uns nicht mehr erhaltenen Quellen Urkundenfälschungen hergestellt, wird widerlegt. Die Trebnitzer Nonnen waren Zisterzienserinnen aus St. Theodor in Bamberg, die allerdings erst 1218 offiziell in den grauen Orden aufgenommen wurden. -- Auf Grund der Ausgrabungen in Nimptsch (Töpferofen der späteren Völkerwanderungszeit, drei Schichten von Wallresten aus der jüngsten Bronze- und frühen Eisenzeit, aus der Völkerwanderungszeit sowie aus dem 10.--12. Jh.) wirft Petersen < 605> die Frage auf, ob die nunmehr gesicherte Besiedlung des Ortes durch ostgermanische Volksreste mit der Deutung des Ortsnamens bei Thietmar in Zusammenhang gebracht werden kann. Die Grabungen werden fortgesetzt. -- Unentwegt fährt Albert < 300 u. 515> in seinen Bemühungen fort, Ortsnamen slawischer Wurzel aus der Grafschaft Glatz auf deutsche Wortstämme zurückzuführen und jegliche slawische Besiedlung der Grafschaft im MA., damit aber auch die Leistung der deutschen Kolonisation zu leugnen. Verwiesen sei hier auf die grundlegenden Ausführungen von Maetschke zur Flurnamenforschung im gesamtschlesischen Raum < 514>. -- Als Hilfsmittel familiengeschichtlicher Forschung dürfen -- wenn auch unserem Bericht nicht zugewiesen -- Heft 2 der Schles. Gesch.bll. < 1704> sowie die Arbeiten von Stange <in 1705> und Brilling < 1859> an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Steller < 150> würdigt das heimatgeschichtliche Schaffen A. Heinrichs, zeigt die Grenzen seiner Leistung auf und weist dabei auf den reichen Quellenbestand zur Saganer Geschichte im Hauptstaatsarchiv Dresden hin. Aubin < 9> vermittelt mit seinem Überblick über den Aufgabenbereich der Historischen Kommission für Schlesien (Veröffentlichung von Archivinventaren, von Urkunden-, Regesten- und bibliographischen Reihen, Sammlung von Stadtplänen und Flurnamen, Schaffung eines Geschichtlichen Atlasses, Herausgabe von Lebensbildern) ein Bild von der vielseitigen, meist in Gemeinschaftsarbeit erwachsenen Leistung der schlesischen Geschichtsforschung in der Nachkriegszeit.


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