VII. Einzelne Landschaften und Orte.Niederschlesien. Ein Tagebuch des Deutsch-Wartenberger Pfarrers K. Moser <
1040> aus den Jahren 1806--18 veröffentlicht H. Hoffmann als Beitrag
zur Leidensgeschichte Niederschlesiens in der
S.468 Franzosenzeit. »Die Entwicklung der Goldberger Stadtbefestigung« zeichnet H. Uhtenwoldt (Wanderer Riesengeb. 57, S. 117--20). In Fortsetzung seiner früheren Studien <1935, 2320> gibt W. Roesch, »Die katholische Geistlichkeit von Schmiedeberg i. R.« (Breslau, Borgmeyer, 61 S. = Zur schles. Kirchengesch. 23), nach den Beständen des katholischen Pfarrarchivs die Lebensbilder von 20 Pfarrern und 48 Kaplänen von 1656 bis zur Gegenwart. H. Hoffmann, »Reduzierte Kirchenbücher« (Jb. Ver. schles. Kirchengesch. 26, S. 126--31; 27, S. 62--66), bringt Mitteilungen zur Ortsgeschichte von Brostau, Jätschau, Linden und Lomnitz i. R. aus der Zeit des 30jährigen Krieges.Mittelschlesien. Breslau. »Die Neumarkter Pfarrherren von
1654--1924« stellt R. Samulski mit Literaturhinweisen und Angaben über ihre persönlichen
Verhältnisse zusammen (Arch. schles. Kirchengesch. 2, S. 163--72). An die Schrift von L. Radler <1936, S.
477> knüpft die mit Erläuterungen versehene Veröffentlichung von H. Jedin, »Ein
Verzeichnis der Altarpfründen in Schweidnitz von 1522/23« an (Arch. schles. Kirchengesch. 2, S. 83--100).
Einen Beitrag zur neueren Geschichte von Schweidnitz liefert Schulze <
1992>, der zunächst die fünf Belagerungen der 1747
begründeten, 120 Jahre später aufgehobenen Festung darstellt, um dann kurz die Schicksale der in Schweidnitz
liegenden Truppenteile zu besprechen. »Schweidnitz als Garnisonstadt 1620--1920« behandelt auch die
gleichzeitig erschienene Schrift von L. Radler (Breslau, Borgmeyer, 56 S.). -- Einen geschichtlichen
Überblick über den »Erzbergbau im Neuroder Eulengebirgsteil« gibt J. Fogger
(Glatzer Heimatbll. 23, S. 109--33). Neurode hat mit dem Werk von Wittig <
302> in prächtiger Ausstattung eine breit angelegte Chronik erhalten,
die, auf Vorarbeiten von E. Zimmer und U. Lincke fußend, allen Einzelheiten einer 600jährigen Entwicklung
liebevoll nachgeht. --Hillmann <
1903> behandelt -- leider unter Beschränkung auf die Glatzer
Archivbestände -- die rechtliche, wirtschaftliche und soziale Seite des Glatzer Zunftwesens, das trotz der
politischen Sonderstellung der Grafschaft in engen Wechselbeziehungen zu den Zünften der schlesischen
Nachbarstädte stand. R. Boese bespricht die von Raschhofer <
1274> veröffentlichten tschechoslowakischen Denkschriften von 1919/20
in ihrer Bedeutung für die Grafschaft Glatz (Glatzer Heimatbll. 23, S. 73--79). -- Einen inhaltsreichen Beitrag zur
neuesten Geschichte Münsterbergs liefert uns das Buch von E. Schneider-Leyer, »Vier Jahre
nationalsozialistische Gemeindepolitik. Aus der Praxis einer Kleinstadt« (Verl. d. Münsterb. Zeitung, 106
S.), welches das kommunale Aufbauwerk seit der Machtübernahme behandelt. -- Eine »Geschichte der Strehlener
Hufschmiede und ihrer Innung« bietet J. A. Hoffmann (Ostdt. Schmiedemeister 26, Nr. 9--24). K.
Eistert, »Die angebliche Kirche von Kobelau« (Arch. schles. Kirchengesch. 2, S. 57--68),
weist nach, daß unter dem »Kirchdorf Kobelau« der ma.'lichen Einkunftsverzeichnisse des Breslauer
Bistums Lorenzberg, Kr. Strehlen, zu verstehen ist, das bis zum Anfang des 16. Jh.'s den Namen Kobelau führte.
-- Für die bis ins 19. Jh. grundherrschaftliche Stadt Löwen ist zum Berichtsjahr 1933 eine aus dem Breslauer
Staatsarchiv und dem Löwener Stadtarchiv erarbeitete ansprechende Stadtgeschichte von den Anfängen im 13. Jh.
bis zur Gegenwart von Köhler <
301> nachzutragen. -- Als wohlgelungenen Vorläufer einer in Aussicht
gestellten größeren Stadtgeschichte legt H. Schlenger eine kleine Festschrift vor: »Wie
eine Grenzstadt wurde. 300-Jahrfeier der Stadt Neumittelwalde« (Stadtverw. Neumittelwalde, 31 S., 7 Abb., 2
Karten).
S.469 E. Walter, »Wo stand der romanische Dom des Breslauer
Bischofs Walter (1149--69)?« (Arch. schles. Kirchengesch. 2, S. 33--56), macht wahrscheinlich, daß dieser
Dom sich an der Stelle des heutigen Langhauses befand; nicht eine unbeweisbare Zerstörung durch die Mongolen,
sondern der Wunsch, mit dem Ordensklerus und der Bürgerschaft zu wetteifern, war der Anlaß zu dem 1244 von
Bischof Thomas I. begonnenen Neubau. »Das Breslauer Wallonenviertel« ist nach den überzeugenden
Ausführungen von Th. Goerlitz (Beitr. Gesch. Stadt Bresl. 3, S. 77--106) ursprünglich eine in
der 2. Hälfte des 12. Jh.'s auf herzoglichem Boden von einem wallonischen Lokator geschaffene Weberniederlassung,
die im 13. Jh. unter die Gerichtsherrschaft des Archidiakons geriet und im 14. durch Abwanderung der Weber aus der
Walgasse nach dem Ketzerberg zu einer landwirtschaftlichen Siedlung wurde. Ferner behandelt G. <
1860> im Anschluß an eine bisher unbekannte Urkunde von 1301 die im
ma.'lichen Breslau strittige Frage, ob Judenfleischer an Christen Fleisch verkaufen durften. Um 1300 lag die
Gerichtsbarkeit über Rechtshändel zwischen Juden und Christen in der Hand des Breslauer Hofrichters. Besonders
wichtig ist die Urkunde dadurch, daß als Zeuge ein Breslauer Vogt Heinrich Awe auftritt; dies dürfte der
bisher unbekannte Name der Breslauer Lokatorenfamilie sein. --Türk <
2080> weist nach, daß die seit Stenzel herrschende Auffassung,
Breslau sei schon vor 1290 von jährlich zu wählenden Bürgermeistern geleitet worden, auf einer irrigen
Auslegung des Brieger Stadtrechtsprivilegs von 1324 beruht. Ein Vergleich mit der Entwicklung rechtsverwandter
Städte wie Rückschlüsse aus der Folgezeit lehren, daß es vor dem Erwerb der Erbvogtei durch die
Stadt weder einen Bürgermeister noch einen Senior gab. Auch das 14. Jh. kannte zunächst nur
geschäftsführende Bürgermeister, die alle 6--7 Wochen wechselten, ein einjähriges Seniorat erst nach
1375; seine Entstehung wurde zweifellos durch die Übertragung der Landeshauptmannschaft an die Stadt unter Karl IV.
gefördert. Hatte doch der Senior dieses wichtige Amt, das mit dem Vorsitz im Mannrecht verbunden war und über
200 Jahre fast ohne Unterbrechung in der Hand der Bürgerschaft lag, im Namen der Stadt zu führen und die
königliche Kasse zu verwalten. -- K. Engelbert, »Die Angaben Barthel Steins über die
kirchlichen Verhältnisse in Breslau zu Beginn des 16. Jh.'s« (Arch. schles. Kirchengesch. 2, S. 73--81),
zieht die Zuverlässigkeit dieser zeitgenössischen Quelle für die Zahl der Pfründen und der an den
Breslauer Kirchen angestellten Geistlichen in Zweifel. Die im Vorjahr begründete Quellenreihe von K.
Bimler <1936,
252> findet ihre Fortsetzung in einem 2. Heft (Breslau, Maruschke und
Behrendt, 148 S.), das sich zunächst mit der Breslauer Steinmetzzunft beschäftigt (Abdruck von Urkunden und
Protokollen, Meisterliste 1475--1670, Lebensdaten von fast 300 Steinmetzen 1475--1870), um dann in der Behandlung der
Magdalenen- und Elisabethkirche die begonnene Auseinandersetzung mit den »Kunstdenkmälern«
fortzusetzen. Die Arbeit von Sander <
2524> ist über ihre aus den Beständen der Stadtbibliothek und
des Stadtarchivs Breslau gewonnenen liturgiegeschichtlichen Ergebnisse hinaus von besonderem Wert für unser Bild
des evangelischen Kirchenwesens in Breslau, indem sie das behutsame Vorgehen des Rates und den konservativen Grundzug
der lutherischen Gottesdienstgestaltung von einer neuen Seite her beleuchtet. -- Ein Bild der allerjüngsten
Entwicklung hat die Stadt -- ähnlich wie Münsterberg -- erhalten in dem Buche ihres Statistischen Amtes,
»Breslau, Schlesiens Hauptstadt. Vier Jahre nationalsozialistische Verwaltung 1933--36«
(Breslau, 136 S.).
S.470 Oberschlesien.Laubert <
299> verfolgt unter ständiger Heranziehung der polnischen
Forschungsergebnisse das schrittweise Erwachen der polnischen Bewegung, die in Oberschlesien erst um 1850 langsam in
Fluß kam, in der Unzulänglichkeit der sozialen und wirtschaftlichen Lage einen günstigen Nährboden
fand und noch Jahrzehnte hin fast nur von landfremden Kräften geführt wurde. Eine grundlegende
Dokumentensammlung, an der künftig keine Arbeit über die Nachkriegszeit in Oberschlesien vorübergehen
kann, ist die von einem Vorwort Calonders begleitete zweisprachige »Amtliche Sammlung der
Stellungnahmen des Präsidenten der Gemischten Kommission für Oberschlesien auf dem Gebiete des
Minderheitenrechtes auf Grund der Vorschriften des III. Teils des deutschpolnischen Genfer Abkommens vom 15. Mai 1922 in
der Zeit vom 15. Juni 1922 bis 15. Juli 1937« (2 Bände, Berlin -- Leipzig, de Gruyter, XXIII, 633, 591 S.).
-- Der bisherigen Auffassung des Falkenberger Herrschaftsstreites von 1618 tritt Pistorius <
303> mit dem Versuch einer Rechtfertigung des Mitvormundes und
Pachtinhabers Ernst von Poser entgegen. Müller <
2692> macht uns mit einem Neißer Schülerverzeichnis des 16.
Jh.'s bekannt, dessen mehr als 2000 Namen uns einen starken Besuch des Neißer Gymnasiums aus Böhmen,
Mähren, Ungarn, Polen und dem Ordensland Preußen erkennen lassen. -- Die von 1233 bis zur Gegenwart reichende
»Geschichte der Pfarrei Leuber« von W. Schwedowitz (Neustadt, Bürkner, 44 S.)
vermittelt uns in dankenswerter Weise eine große Zahl von Einwohnernamen des 16. bis 18. Jh.'s.
Bevölkerungs- und sippengeschichtlich von ähnlichem Wert sind für uns die Nachrichten, die H.
Bittner, »Die Dörfer aus dem Zülzer Archipresbyteratsbuche vom Jahre 1674 und
1719« (Neustadt, Verl. d. Neust. Zeitung 1936, 80 S.), für 13 Kirchspiele mit über 50 Orten gibt. -- Der
Geschichte Oberglogaus und seiner Herrschaft -- seit 1595 in Erbbesitz der Familie Oppersdorff -- ist das 3. Heft der
Schles. Geschbll. (44 S. mit Beiträgen von K. G. Bruchmann [s. oben], W. Friemel, J. Klapper, Th. Konietzny, A.
Kosian, W. H. v. Oppersdorff und A. Probst) gewidmet. Eine ähnliche Gemeinschaftsarbeit stellen zwei
heimatkundliche Hefte des »Oberschlesiers« dar (Juli und Oktober, 65 und 67 S.), die durch ihr
Zurückgreifen bis in die Vorgeschichte und ihre Berücksichtigung von Siedlungs- und Rechtsformen, Brauchtum
und künstlerischem Schaffen Ernst machen mit der Forderung ganzheitlicher Betrachtung auch in der Ortsforschung.
Aus dem Leobschützer Heft unter Leitung von H. Gnielczyk wurde der Beitrag von Th. Goerlitz schon
oben erwähnt; hier seien noch die Aufsätze von G. Raschke und W. Latzke über die vorslawische
Frühzeit, von E. Bednara zur Herkunftsfrage der deutschen Siedler und von K. Teichmann über die
Leobschützer Tuchmacherzunft hervorgehoben, aus dem von J. Scherholz bearbeiteten Kostenthalheft
der vorgeschichtliche Beitrag von G. Raschke, der sprachgeschichtliche von W. Friemel und die Behandlung der
Siedlungslandschaft durch H. Schlenger. -- Eine »Geschichte der Stadt Ratibor. I. Teil: Frühzeit bis
1336« beginnt G. Hyckel in Folge 3 der Beitr. Heimatkde. Stadt Ratibor (Ratibor, 47 S.) zu
veröffentlichen. Eine beachtenswerte Ortsgeschichte zweier heute ostoberschlesischer Dörfer bietet A.
Koziełek, »Knurów i Krywałd. Kronika na tle historii ziemi gliwickiej«
(Knurow und Kriewald. Chronik im Rahmen der Geschichte des Gleiwitzer Landes) (Kattowitz, 180 S. = Monografie
towarzystwa przyjaciół nauk na Šląsku IV; Rez. v. W. Krause, Z. Ver. Gesch. Schles. 72, S.
564 ff.). G. Knappek, »Zur Geschichte der Kastellanei Beuthen OS.« (Studentische Arbeit im
Dienste der Heimat, Heft 3 der
S.471 Veröff. d. Hochsch. f. Lehrerbildung Beuthen OS., hrsg. v. L. Häufler, Dortmund- Breslau, Crüwell, S. 1--23), versucht durch Vergleich der Bodenfunde mit den spärlichen schriftlichen Nachrichten den späteren Margaretenhügel als Ort der im 11. Jh. entstandenen Beuthener Kastellanei zu erweisen; die räumliche Ausdehnung des zugehörigen Verwaltungsbezirkes ist für uns -- abgesehen von der Möglichkeit, in einigen Orten auf Grund der Namensform Dienstdörfer zu erblicken -- nicht näher erkennbar. Aus den Beständen des Fürstlichen und des Pfarrarchivs zu Pleß wie des Domarchivs in Krakau schöpfend, behandelt die Dissertation von J. Bańka, »Dekanat pszczyński w czasie reformacji protestanckiej i odrodzenia katolickiego na tle stosunków kościelnych Śląska« (Das Plesser Dekanat im Zeitalter der protestantischen Reformation und der katholischen Wiedergeburt im Rahmen der kirchlichen Verhältnisse Schlesiens) Chorzow, 104 S. (Rez. v. B. Panzram, Z. Ver. Gesch. Schles. 72, S. 622 ff.), Eindringen, Festigung und Ende der evangelischen Religionsübung in der Standesherrschaft Pleß, deren Inhaber aus dem Hause Promnitz ihre schützende Hand über den Anhängern der neuen Lehre gehalten haben. -- Von reger ortsgeschichtlicher Forschung im Kreuzburger Land zeugt »Aus der Heimat« Bd. 6 (Verl. d. Oberschles. Tageszeitung, 192 S.; Rez. v. K. G. Bruchmann, Z. Ver. Gesch. Schles. 72, S. 546). |
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