IV. Wirtschaftsgeschichte.

Die Bedeutung Mühlhausens als Tuchhandelsstadt, die in Livland, Schweden und Rußland Kunden besaß, behandelt W. Auener <1936, 780>. Die Zugehörigkeit zur Hanse war nicht sehr fest. Mit den Kurfürsten von Sachsen mußte die Stadt später dauernd Schutzverträge abschließen. Die Verödung des Handels trat ein, als die Handelsstraßen von Süddeutschland sich nach Leipzig verlagerten. -- H. F. Weirauch weist in seiner Untersuchung (Diss.) < 2247> nach, wie nach dem glänzenden Aufstieg des Stiftes Quedlinburg die spätere Entwicklung der Güterpolitik des Stifts nur ein Kampf um die Behauptung des Erworbenen war, durch den eine vollständige Bewahrung des ursprünglichen Besitzstandes nicht erreicht werden konnte. Er schildert außerdem die Stellung des Stifts in den großen politischen Auseinandersetzungen des MA.'s. -- Aus der Geschichte der Goldschmiedekunst zu Weißenfels von Albert Schröder <1936, 2084; 1937, 2248> seien die Verhandlungen hervorgehoben, die um die Fassung der Innungsartikel geführt worden sind; ebenso ist ein Abdruck des ersten Entwurfs beigefügt. -- F. Stoy entwirft < 2245> ein recht anschauliches Bild vom Dorfleben im Amte Schlieben auf Grund der Amtserbbücher, der Willküren und der Türkensteuerregister. St. beschreibt u. a. die damalige Feldereinzäunung, weist auf die sog. »Feldtore« hin und schildert die Viehhütung. Die Anlage von Vorratskorngruben ist in dieser Gegend durchaus verbreitet. Er hebt ferner die Baumanpflanzungen durch behördliche Förderung hervor. -- Nicht weniger aufschlußreich ist die Studie von A. Bartscherer < 2246> über die Braumeister und das Brauwesen in Torgau und Belgern. Angesichts der großen Bedeutung, die die Bierproduktion in früherer Zeit überhaupt besessen hat, muß auf diese vorzügliche Untersuchung besonders aufmerksam gemacht werden. Hervorgehoben seien z. B. nur die sorgfältigen Schilderungen des Brauvorganges. -- Die Geschichte der landwirtschaftlichen Verhältnisse, des Handwerks, der Bankwirtschaft, des Verkehrs und Handels in Wittenberg stellt E. L. Kirchner <1936, 2081a> dar. Um 1870 überwiegt in Wittenberg noch stark die landwirtschaftlich-gewerbliche Betätigung. Einschneidende Veränderungen brachte die Entfestigungsperiode 1873--1885. Um 1900 geht die alte Tuchmacherindustrie ein. Die Betriebsgründungen nehmen in dieser Zeit zu (Steingutfabrikation, Farbwerke, Lederindustrie). Die Steigerung der Handelstätigkeit von 1888--1914 beträgt etwa 137 Prozent. Die Bevölkerungsvermehrung erfolgt auch hier durch Zuwanderung. Der verdienstvollen Untersuchung sind Karten und Tabellen beigegeben. -- Speziell die industrielle, richtiger die wirtschaftliche Entwicklung Nordhausens untersucht die Diss. von A. Propp <1936, 2082>. Bemerkenswert ist in N. (seit 1220 freie Reichsstadt) der Weinanbau auf der Stadtflur. An die Stelle des Brauereigewerbes tritt um 1500 die Branntweinproduktion. Bis in die Mitte des 18. Jh.'s besteht ein Gegensatz zwischen beiden Produktionszweigen: schließlich setzt sich die Branntweinbrennerei durch. Seit 1670 nimmt der Getreidehandel außerordentlich zu. Bis 1850 ist die Handstuhlweberei auf dem Lande noch sehr verbreitet (»Verlagssystem«); nach 1850 kommt der mechanische Webstuhl auf. Mit dem Anschluß an das Eisenbahnnetz entwickelt sich der Maschinenbau besser.


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