V. Bevölkerung, Siedlung, Landeskunde.

Eine gute Übersicht über die Geschichte der Stadt Halle gibt R. Hünicken <1936, 260>. Schon in vorgeschichtlicher Zeit ist die Salzgewinnung ausgebildet (»Tonstützenkultur«). Die Germanen


S.482

haben die keltische »Facharbeiterschaft« beibehalten. In den Halloren sieht H. Nachkommen dieser ältesten Salzgewinner. Große Bedeutung für die Entwicklung der Stadt hatte die Stadtummauerung von 1116. Auf Grund eines Privilegs von 1263 durfte der Landesherr bei Halle keine neue Burg bauen und keine neue Salzquelle graben. Einfluß auf die Rechtsentwicklung hatte auch die warnisch-germanische Rechtstradition. Halles politische Blüte fällt in die Zeit von 1310--1478, auch war das Ziel Reichsunmittelbarkeit. Mit Hilfe erzbischöflicher Truppen erhebt sich die Handwerkerschaft gegen das Patriziat: damit ist der Untergang der politischen Selbständigkeit auch äußerlich besiegelt. Die Reformation setzt sich nach mannigfachem Wechsel 1541 unter Justus Jonas durch. Erst unter brandenburgischer Herrschaft beginnt wieder eine Zeit größerer Blüte. Die moderne Zeit sieht Halle im Zeichen der Industrialisierung. -- Fr. Lütge behandelt <1936, 1768> die verschiedenen Arten der Frondienstbelastungen der Dörfer des Amtes Sangerhausen, insbesondere die Fuhrdienste, die durch den Rezeß von 1618 neu festgelegt wurden. Die Fuhrleistungen der Bauern hafteten nicht am Hof (als Reallast). Vielmehr wurden sie nach dem Besitz von Zugvieh bestimmt. Bei den Ablösungsverhandlungen im vergangenen Jh. stellte sich heraus, daß der Fuhrdienst später nicht mehr als »Last« aufgefaßt wurde, sondern als geschätzte Quelle zum Nebenerwerb. L. berichtigt damit einseitige ältere Auffassungen über die »Frondienste« überhaupt. -- Auf dem Gebiet der Agrargeschichte des ehemaligen Erzstifts und Herzogtums Magdeburg fehlt es an neueren speziellen und allgemeinen Arbeiten. Daher ist es verdienstlich, daß A. Gastmann < 1891> die Geschichte des Dorfes Sommersdorf von der ältesten Zeit bis zum 19. Jh. untersucht hat. Die Darstellung behandelt die Anbauverhältnisse des Orts, die Bevölkerungsgeschichte, die Flurgeschichte unter Beifügung von Karten, die Entwicklung der Ortsform und der Flur. Ebenso eingehend werden die rechtsgeschichtlichen Fragen erörtert. -- Unter ausgiebiger Benutzung aktenmäßigen und urkundlichen Materials setzt Peper seine Geschichte der Stadt Bernburg <1936, 262; 1937, 305> fort. Hervorgehoben seien die Abschnitte über die Stadtentstehung und die Darstellung der Zeit bis 1561. Auch die neuen Lieferungen sind mit Bildbeigaben versehen. -- Zahlreiche Probleme wirft die Baugeschichte der Stadt Magdeburg von E. Wolfrom < 1481> auf, um deren Lösung sich die künftige Forschung noch wird bemühen müssen. Die Bildbeigaben lassen die baulichen Vorzüge des älteren Magdeburgs gut erkennen.

W. Holtzmanns Übersicht <1936, 259> über die geschichtliche Entwicklung Mitteldeutschlands sucht die historisch-geographische Einheit des mitteldeutschen Gesamtgebiets nachzuweisen. Dabei weist er u. a. besonders auf Heinrich den Erlauchten hin, der die Voraussetzungen für eine wirklich geschlossene Zusammenballung der mitteldeutschen Teilgebiete geschaffen habe; allerdings hätten die Wettiner diese Aufgabe später nicht gelöst. Zugleich lehrt Holtzmanns Aufsatz, wie schwierig und problemreich gerade Erörterungen über die Frage der Einheit Mitteldeutschlands sind.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)