VIII. Bildungs- und Erziehungsgeschichte.

Eine sehr verdienstvolle Leistung stellt die Gemeinschaftsarbeit von W. Suchier und Else Theile dar: das Register zum Erfurtischen Intelligenzblatt für die Zeit von 1771--1795 (Erfurt, Erfurter Geneal. Abend 1938, 51, 170 S.). S. hat dem Register eine inhaltsreiche Geschichte des Erfurter Intelligenzblattes vorausgeschickt. Die überwiegende literarische Tendenz dieser Zeitschrift war: moralischer Nutzen. Mit dem vierteiligen Register (Teil I: Personennamen, Teil II: Sachen, Teil III: Abhandlungen und Gedichte, Teil IV: Bücher und Musikwerke) ist der vielseitige Inhalt des Intelligenzblattes für den genannten Zeitraum übersichtlich erschlossen. Die Arbeit will speziell genealogischen Zwecken dienen; doch geht die Bedeutung der Publikation darüber hinaus. Auch hier erhöhen Bildbeigaben den Wert der Veröffentlichung (Titel-Vignetten, Haus der Druckerei, Bild des Herausgebers Chr. A. Fischer [seit 1769]).

Das vielseitige Wirken des Schwaben Adolf Rümelin auf dem Gebiet des Anhaltischen Schulwesens hat L. Arndt < 2695> ausführlich geschildert. Rümelin wurde 1839 geboren und hat bis 1917 gelebt. Für seine gesamte pädagogische Gesinnung ist z. B. der Vortrag über »Häusliche und öffentliche Erziehung« bezeichnend, den er 1881 in Dessau hielt. Staat und Haus erzögen zusammen. Rümelins höchstes Erziehungsideal ist das Christentum. Auch die sorgsamste Erziehung könne nicht schlechte Anlagen des Kindes beseitigen. R. hat an der Lösung der Schulaufsichtsfrage, die eine Frage der Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche war, lebhaften und tätigen Anteil genommen. Von 1880--1911 hat er in der »Abteilung für das Schulwesen«, die die Verbindung mit dem Konsistorium aufrechterhielt, gewirkt. Alle Fragen der Schulorganisation haben durch R. praktische Förderung erhalten. Nicht weniger bedeutsam war sein Wirken auf dem Gebiet der Anhaltischen Landeskirche. -- O. Kern berichtet < 2698> über Fr. A. Wolfs Leben und Persönlichkeit auf Grund der neuen dreibändigen Biographie von Siegfried Reiter-Prag. -- W. Delius behandelt < 2697> die Klosterschulen und die Pfarr- oder Parochialschulen Halles; zugleich geht er auch auf die sog. Winkelschulen, die schon seit dem 14. Jh. bestanden, ein. -- Die bedeutende Rolle der Universität Halle, ihre enge Verflochtenheit mit den jeweiligen geistigen Strömungen der Zeit seit ihrer Gründung beschreibt W. Holtzmann <1936, 2543>, indem er auf die hervorragendsten Persönlichkeiten wie Thomasius, Francke, Chr. Wolff, Fr. A. Wolf und zahlreiche andere zu sprechen kommt. Der Grundgedanke ist der, daß die Universität Halle -- im ganzen -- stets jene Lebensnähe bewiesen habe, die auch von der heutigen Universität gefordert wird. -- H. Minkowski <1936, 2545> behandelt die Bedeutung des Einflusses des Neu-Atlantis-Romans auf die Akademiegründung der Zeit, wobei er besonders die Royal Society und die Leopoldina-Carolina, die ihren Sitz ursprünglich in Schweinfurt hatte, schildert. -- Knapp und wesentlich wird von Weigelt <1936, 2544> die Sendung der Universität Halle herausgearbeitet. W. weist dabei auf die reichen Entwicklungsmöglichkeiten hin, die sich den Geistes- und Naturwissenschaften gerade in


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Mitteldeutschland darbieten. Zugleich entwirft er ein Bild der wissenschaftlichen Leistungen Mitteldeutschlands. -- Die recht eigentümliche Entwicklung des Gymnasiums illustre zu Weißenfels schildert A. Riede in einer Diss. < 2696>. Das Gymnasium hatte universitätsähnlichen Charakter. Es wurde 1664 begründet und bestand bis 1794/5; damals wurde es in ein Lehrerseminar umgewandelt. R. teilt u. a. Listen der am Gymnasium amtierenden Professoren und einen Lektionskatalog von 1666 mit. Die häufig eingeschobenen unmittelbaren Quellenmitteilungen stören allerdings die Lektüre. Ebenso hätten die geistesgeschichtlichen Grundlagen systematischer behandelt werden müssen.


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