II. Hilfswissenschaften.

Die seit der Mitte des vorigen Jh.'s als Fälschung erkannte und seitdem meist gänzlich abgetane Urkunde Friedrichs II. für die Vögte von Plauen vom 10. Mai 1232 wird von Klier < 822> erneut eingehend untersucht; er weist nach, daß der auf die Schenkung der oppida Asch und Selb bezügliche Teil einen echten Kern darstellt, daß die eigentliche Fälschung dagegen, die zur Erlangung des Rechtes der Guldengroschenprägung zwischen 1484 und 1489 vorgenommen wurde, in den das Berg- und Münzregal betreffenden Ausführungen enthalten ist. Vom gleichen Fälscher stammt auch die inhaltlich hierher gehörige Urkunde König Ottokars II. von Böhmen von 1272 Juli 13. -- Eine bisher unbekannte Urkunde Friedrichs II., in der die Schenken von Vargula mit dem Schlosse Tautenburg belehnt werden, veröffentlicht Stöbe < 754> nach einer im Hauptstaatsarchiv Dresden liegenden Abschrift; seine Erläuterungen sind ein wertvoller Beitrag zur Geschichte des Reichsgutes in Thüringen. -- A. Suhle, Vier deutsche Petschafte aus dem Spätmittelalter (Berliner Museen, Bd. 58, S. 13 ff.) berichtet u. a. über zwei neuerdings vom Staatlichen Münzkabinett in Berlin erworbene Petschafte aus Thüringen; es handelt sich dabei um ein unbekanntes Siegel des Klosters Oldisleben aus der 2. Hälfte des 13. Jh.'s und um ein solches des Klosters Reinhardsbrunn, das von 1335--1524 in Abdrucken belegt ist, aber wohl ebenfalls aus dem Ende des 13. Jh.'s stammt. --

Mehrere beachtenswerte Arbeiten sind auf sprachgeschichtlichem Gebiet zu verzeichnen. Boegehold < 520> behandelt die bereits mehrfach untersuchten, auch in Nordthüringen vorkommenden Ortsnamen auf -ingerode und kommt nach zuverlässiger Zusammenstellung aller Orte dieser Namensbildung zu dem Ergebnis, daß es sich um eine von Mitte des 10. bis Ende des 13. Jh.'s lebendige Namensform handelt, die sich im Zuge einer innerdeutschen Kolonisation vom Leinetal aus nach Osten verbreitete. -- An einer bestimmten Wortgruppe erweist W. Vetter, Die persönlichen Fürwörter im thüringischen Sprachraum (Weimar, Böhlau, 64 S., 25 Karten), die sprachliche Stellung Thüringens als einer Landschaft, die infolge des Fehlens einer zusammenfassenden staatlichen Gewalt keine eigenen gestaltenden Kräfte entfaltete, sondern von verschiedenen Seiten her sprachlich beeinflußt wurde, zunächst vom Westen und Südwesten her, dann aber nach dem Anfall an die Wettiner vom Osten aus. Zugleich spielt sich dabei auf dem Boden Thüringens der Kampf zwischen dem deutschen Süden und Norden ab, wobei der »ehemals in größerem Ausmaß zum Norden stimmende Charakter der thüringischen Sprachlandschaft« vom Süden her zurückgedrängt wird. -- Für ein kleineres südthüringisches Gebiet, das ehemalige Herzogtum Coburg, gibt W. Niederlöhner, Untersuchungen zur Sprachgeographie des Coburger Landes auf Grund des Vokalismus (Erlangen, Palm u. Enke, 206 S., 1 Karte), nach sorgfältiger Ermittlung eine Deutung der Sprachgrenzen, die vielfach mit alten Territorial- und Verwaltungsgrenzen zusammenfallen, die häufig aber auch durch wirtschaftliche, kirchliche oder geographische Erscheinungen beeinflußt sind.


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