VIII. Geistesgeschichte.

Eckhardt < 2699> stellt aus allen gedruckten Universitätsmatrikeln die Söhne Witzenhausens zusammen und gibt durch Zusammentragung von Nachrichten über sie und ihre Familien ein farbiges Bild vom Kulturleben dieser Stadt. -- Im Register zur Gießener Universitätsmatrikel von 1649--1707 bringt Waldhaus < 2701> Ergänzungen durch Einfügung der Abiturienten des Pädagogiums von 1649--79 sowie der Immatrikulierten aus den ersten Jahren der Universität, ferner zahlreiche Textverbesserungen in den Namensschreibungen. --Schmitts Geschichte des Mainzer Gymnasiums < 2703>, einer alten Jesuitenschule, haftet zu sehr an der äußeren Entwicklung der Anstalt. Tiefer geht nur das Kapitel über die Wandlung zur kurfürstlichen Schule unter Kurfürst Emmerich und über die Schulreformen des Hofkanzlers von Bentzel (1773--76) mit den Auseinandersetzungen zwischen klerikaler Richtung und Aufklärung. --Backes < 2702> zeichnet an Hand von Visitationsberichten ein anschauliches Bild von den Schulzuständen im hessischen Ried im Anfang des 19. Jh.'s, die im Vergleich zu andern Landesteilen in besonders günstigem Licht erscheinen, nicht zum wenigsten dank des hohen Prozentsatzes »studierter« Lehrkräfte gegenüber den »Schulmeistern«. Die Diözese Dornberg zeigt auffallendes Verständnis für den Segen der Schule und ihre fortschrittliche Entwicklung gerade in einer solchen politischen wie pädagogischen Übergangszeit. -- Gegenüber der Entwicklung des Turnunterrichts in Kurhessen, die Torges < 2700> nach Ministerial-, Regierungs- und Schulakten im politischen Gesamtrahmen wie an den einzelnen Schulen behandelt, übte die Regierung ständig Zurückhaltung; treibende Kraft war vielmehr August Vilmar im Landtag. 1832 bis 1835 gingen die höheren Schulen als Erziehungsanstalten in Führung, namentlich durch den Einsatz des Turnlehrers Schwab, während die Leibesübungen an der Universität aus Furcht vor der Verbindung mit »revolutionären Umtrieben« keine Förderung erfuhren; die Volksschulen folgten unter dem Einfluß


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der Turnvereine erst 1860. Finanzielle Schwierigkeiten und Lehrermangel hemmten einen durchgreifenden Erfolg bis zu Beginn der preußischen Zeit.

Über die »Kasseler Oper des 18. Jh.'s und die zeitgenössische Opernpflege in Deutschland« berichtet W. Voll (»Hessenland« 48, S. 39--48) und weist auf eine gewisse Neutralität dieser Bühne gegenüber der deutschen und italienischen Oper im Anfange des 18. Jh.'s als Folge der stärker gepflegten Kirchen- und Kammermusik hin.

Eine Selbstbiographie des Waldecker Historikers Varnhagen veröffentlicht V. Schultze in Geschichtsbll. f. Waldeck u. Pyrmont 37, S. 3--11.


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