I. Archiv- und Bibliothekswesen, Festschriften.

Die Aufsätze von W. Claßen < 106> und B. Vollmer < 82> haben durch Heranziehung der Akten der Präfektur des Roerdepartements wertvolle Feststellungen machen können über die Verluste auf dem Gebiete des Archiv- und Bibliothekswesens durch die Aufhebung der geistlichen Korporationen im J. 1802 und die sonstigen Erschütterungen zur Zeit der französischen Fremdherrschaft. Cl. unterrichtet uns besonders darüber, aus welchen Quellen die Kölner Gymnasialbibliothek gespeist worden ist und in welcher unverfrornen Weise der Freiherr v. Spaen die Gelegenheit benutzte, seine wertvolle Sammlung deutschen Archivguts zusammenzubringen, das jetzt noch zum größten Teil im Haag liegt. Die bekannten Forschungen Traubes über den räuberischen Abbé Maugérard vermag V. durch die genannten Akten noch in dankenswerter Weise zu ergänzen. Erfreulich, daß der Raubgier des Franzosen der Bibliothekar von Schönebeck in Köln einen Riegel vorzuschieben wußte. -- Die Rheinische Bibliographie des J. 1936 von H. Corsten < 47> ist hier wieder mit Dank zu erwähnen. Inzwischen ist von dem Gesamtwerk des Verf. bereits die 1. Lieferung erschienen, so daß binnen kurzem diese wichtige bibliographische Arbeit der Forschung zur Verfügung stehen wird.

Diese Corstenschen Bibliographien füllen den zweiten Teil der Jahrbücher der Arbeitsgemeinschaft der Rheinischen Geschichtsvereine, die G. Kallen herausgibt. Einer Anregung von seiten der Provinz sind sie entsprossen und sollen nicht eigentlich wissenschaftlicher Einzelforschung Raum geben, sondern Volksbücher im besten Sinne sein. Jedes Jahrbuch


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soll einen Gedanken verfolgen und ihn unter den verschiedensten Gesichtspunkten, mit einer großen Persönlichkeit im Mittelpunkte, beleuchten. So wurde im 1. Jahrgang (1935) der deutsche Wehrgedanke in der Westmark im Anschluß an die Persönlichkeit von Gneisenau in den Mittelpunkt gestellt; im zweiten <1936, S. 233> das Erwachen eines deutschen Nationalbewußtseins im Anschluß an Baldewin von Luxemburg. Der 3. Jg. < 936> war dem volkstümlichen Reitergeneral Jan van Werth gewidmet, als einem Vorkämpfer für Kaiser und Reich. Alle diese Jahrbücher bieten aber keineswegs leichte Kost, sondern sind erfüllt von wertvollen, wissenschaftlich wohlfundierten Aufsätzen rheinischer Gelehrten, auf die wir hier gern näher eingingen, wenn mehr Raum zur Verfügung stände. Nur das sei noch erwähnt, daß diese Jahrbücher von dem Verlag A. Bagel (Düsseldorf) in vornehmster Weise ausgestattet und schon durch die Bibliographie ganz unentbehrlich geworden sind.

Das Heft der Aachener Zeitschrift für 1936 ist als Festgabe für Albert Huyskens < 234> erschienen, der seit 25 Jahren das Aachener Stadtarchiv leitet. Es ist auch mit einem Bild des Jubilars geschmückt. Wer die früheren Zustände am Aachener Archiv gekannt hat, weiß, wie viel dieses Archiv dem Geschick und der ruhigen Besonnenheit dieses Forschers verdankt. Er verdient eine solche Ehrung in vollem Maße, und man darf es W. Bayer < 71> Dank wissen, daß er hier die Schriften von Huyskens zusammengestellt hat. Das von Savelsberg gezeichnete Lebensbild hält sich frei von jeder Übertreibung und wird dem Gefeierten in vollem Maße gerecht. -- In der Festgabe für Aloys Schulte < 236> hat F. Metz hervorgehoben, wie Schulte die geschichtliche Einheit der Rheinlande begründet hat wie kein anderer. Dem Geographen habe er das wertvollste Rüstzeug grade für das Rheingebiet geliefert. Aus dem reichen Inhalt dieser Festgabe sei noch hingewiesen auf den Aufsatz von L. Just, »Wie Lothringen dem Reich verlorenging« < 966> und auf den von Paul Wentzcke »Die Anfänge des Reichslandes Elsaß-Lothringen« < 1168>. Während J. hier das staatsrechtliche Verhältnis Lothringens zum Reich an den Verträgen der beiden Kaiser Karl V. und VI. vom 26. August 1542 und vom 3. Okt. 1735 erläutert, lenkt W. den Blick auf die ersten Jahre der Verwaltung des Reichslands unter dem Oberpräsidenten v. Moeller, nach dessen Rücktritt (1877) das enge Verhältnis zwischen Reich und Reichsland stark gelockert und die ideengeschichtliche Bindung mit der Einheitsbewegung jäh erloschen war.

In dem 2. Band der Rheinisch-westfälischen Wirtschaftsbiographien < 68> ist als zusammenfassender Gedanke der der wirtschaftlichen Führerpersönlichkeiten hervorzuheben. Von 12 Autoren sind hier teils ganze Familien (die Böninger), teils einzelne Persönlichkeiten (Farina, Rumpe, Rautenstrauch, Müllensiefen, Camphausen, Hoesch, v. Dücker, v. Stumm-Halberg, Henkel, Soennecken, Kruse) behandelt worden. Den Biographien wurden in dankenswerter Weise Literaturhinweise beigefügt.


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