V. Kultur- und Geistesgeschichte.

In einer feinsinnigen Gedenkrede zum 400. Todestag des Erasmus von Rotterdam entwirft G. Ritter < 2585> ein Bild des großen Gelehrten, der -- am Oberrhein voreilig als berufener Führer der kirchlich-religiösen Reformbewegung und als Gesinnungsgenosse der nationaldeutschen Bestrebungen von den Humanisten begrüßt -- aus seiner geistigen Gesamthaltung heraus den Schritt in das Lager Luthers nicht tun konnte und als der Kosmopolit aus einem Zwischenlande dreier nationaler Machtbereiche seine deutschen Freunde enttäuschen mußte. Der Rede ist eine Zusammenstellung der zahlreichen Erasmusdrucke der Freiburger Universitätsbibliothek von J. Rest beigegeben, deren Herkunft aus dem Besitz von Freiburger Studenten, Professoren und Geistlichen und aus den Klöstern des Umkreises die Aufnahmebereitschaft für die Schriften des Erasmus im oberrheinischen Raum des 16. Jh.'s bezeugt. -- Der Heidelberger Kirchenhistoriker W. Köhler veröffentlicht in einem Beitrag »Philipp Melanchthon und die Reform der Universität Heidelberg 1557« < 2710> die Randglossen Melanchthons zu einem von Ottheinrich angeregten Reformationsentwurf der gesamten Universität. Eine endgültige Würdigung seines Anteils an der Universitätsreform wird erst im Rahmen der Ritterschen Darstellung der Geschichte der Heidelberger Hochschule erfolgen können. Non multa, sed multum, Dringen auf Memorierstoff, biblisch-theologische Zuspitzung des Unterrichts, Ablehnung studentischer Ungebundenheit, damit umschreibt der Verf. Melanchthons Wünsche. -- Ungeachtet mancher politischen Verdächtigung und Mißdeutung ist die Elsaß-Lothringische Wissenschaftliche Gesellschaft in Straßburg, ein Mittelpunkt des geistigen und kulturellen Lebens im früheren Reichsland, 1927 gegründet zur Wahrung und Erhaltung heimatlichen Kulturgutes, ihren arbeits- und ertragreichen Weg durch das erste Jahrzehnt ihres Bestehens gegangen. L. Braun < 11> überblickt mit berechtigter Anerkennung diese Jahre und gibt Rechenschaft über die große Leistung, die wir aus den Veröffentlichungen, namentlich dem Jahrbuch der Gesellschaft und ihrer Schriftenreihe wertvoller Einzelarbeiten, kennen.


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