d) Steiermark.

H. Pirchegger konnte den 1. Band seiner Geschichte der Steiermark <1936, 291> in neuer, gänzlich umgearbeiteter Auflage vorlegen und damit sein Werk auf den gegenwärtigen Forschungsstand bringen. Demselben Verfasser verdanken wir auch eine Geschichte des Eisenwesens in Steiermark (und Kärnten) bis 1564, die zum erstenmal einen vollständigen Überblick über das ältere steirische Eisenwesen gibt < 2279>. F. Popelka konnte den


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zweiten Band seiner groß angelegten Geschichte der Stadt Graz < 342> vorlegen und damit die Geschichte der Stadt bis ans Ende des 18. Jh.'s abschließen. Der Band behandelt das Befestigungs- und Militärwesen, das Sicherheitswesen einschließlich der Marktpolizei, das Sanitätswesen, Feuersicherung und Wasserversorgung, das Bauwesen, das Finanzwesen, dann unter dem Titel Bevölkerung eingehende Untersuchungen über Bevölkerungszahl und Bevölkerungsbewegung, über die völkische Zugehörigkeit und Ein- und Abwanderung, über die soziale Schichtung der städtischen Bevölkerung, wobei das Bürgertum nach Vermögen und Lebenshaltung eingehend geschildert wird. Den letzten Teil des Bandes füllt eine eingehende Schilderung des städtischen Wirtschaftslebens und seiner Ordnungen. In einer populär gefaßten Geschichte der Stadt und des Bezirkes Leoben < 343> faßt J. Freudenthaler die Ergebnisse der landesgeschichtlichen Forschung über dieses Gebiet zusammen. Über das von A. Lang veröffentlichte Verzeichnis der Salzburger Lehen in Steiermark < 1504> wird näher zu berichten sein, sobald es vollständig vorliegt. Ein bemerkenswerter Beitrag zur Geschichte des Kampfes gegen die »schädlichen Leute« und damit des werdenden modernen Staates gibt F. Byloff in seiner Studie über das steirische Landprofosenamt, einer 1579 eingerichteten Polizeigewalt zur Sicherung der Straßen < 2129>. F. Mensi hat sein großes Werk über die Geschichte der direkten Steuern in Steiermark <1936, 2120> mit dem letzten Heft des dritten Bandes, das zahlreiche Nachträge und ein Register zum ganzen Werk enthält, zum Abschluß gebracht. Der Vortrag von A. Mell über den Schutz der steirischen Fischwässer < 2278> gibt einen Abriß des Rechtes und der Verwaltung des Fischfangs. R. Baravalle gibt als zweiten Teil seiner Arbeit über die steirischen Maße eine alphabetisch geordnete Übersicht über die große Zahl der lokalen Maße < 2277>. Aus der Festschrift, die die Universität Graz zur Feier ihres dreihundertfünfzigjährigen Bestandes herausgegeben hat <1936, 204>, heben wir die Übersicht hervor, die Hans Pirchegger der Geschichte der Universität widmet. F. Popelka behandelt ihre wirtschaftliche Bedeutung, d. h. den riesigen Grundbesitz des Grazer Juristenkollegs, dessen Anstalt die Universität war, und die Einwirkung auf das Wirtschaftsleben der Stadt. H. Hantsch behandelt die Pflege der mittleren und neueren Geschichte, J. Matl die Bedeutung der Universität für die kulturelle Entwicklung des Südosteuropas. Über den nationalen Kampf in der Südsteiermark hat H. Suette < 1170> ein reiches und wertvolles Material zusammengetragen, das allerdings ganz überwiegend aus Zeitungen und aus der lokalen Literatur geschöpft ist. Was wir erhalten, ist eine Chronik des nationalen Kleinkampfes vom Beginn der liberalen Ära bis zum Ausklang des die innere Politik Österreichs tief aufwühlenden Kampfes um das Cillier Gymnasium. Leider vermißt man eine Darstellung der verfassungs- und verwaltungsrechtlichen Voraussetzungen des Kampfes in Staat, Land, Bezirk und Gemeinde, ebenso die Darstellung der Bevölkerungsbewegung und sozialen Umschichtung, die erst die Verflechtung von nationalem und Parteienkampf hätte verständlich machen können. Es werden zwar zahlreiche Einzeldaten zur Geschichte der politischen und kulturellen Vereine und der wirtschaftlichen Organisationen (Genossenschaften, Sparkassen) mitgeteilt, nirgends aber tritt ihre Bedeutung für den Kampf der beiden Gruppen im Zusammenhang hervor.


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