f) Tirol.

Nach langen und schwierigen Vorarbeiten konnte F. Huter < 219> im ersten Band des Tiroler Urkundenbuches die Urkunden zur Geschichte des deutschen Etschlandes und des Vintschgaues bis 1200 vorlegen und damit auch für das Land Tirol den Grund zu einem modernen Urkundenbuch legen. A. Gaisböck schildert in ihrer Arbeit über das tirolische Zunftwesen <1936, 1798> vornehmlich die Verhältnisse in Innsbruck vom 16. und 17. Jh. In der zum Vergleich herangezogenen Literatur vermißt man die Arbeiten von Uhlirz, Popelka und Lentze und damit die Kenntnis der heute maßgebenden Grundprobleme der Zunftgeschichte, so daß sich die materialreiche Arbeit in der Hauptsache auf die Schilderung der vollentwickelten Zustände beschränkt. O. Stolz bearbeitet in seiner Geschichtskunde des Karwendelgebiets < 344> die Geschichte der Siedlung, der politischen Grenzen, des Forst- und Jagdwesens, der Fischerei, der Bergwerke und des Verkehrs. M. Mayer <1936, 2319> gibt in seiner kirchenkunst- und heimatgeschichtlichen Schilderung des Tiroler Anteils des Erzbistums Salzburg eine kirchliche Topographie dieses spät zu Tirol gekommenen Gebietes. Das vorliegende erste Heft gibt ein reiches Datenmaterial zur Lokalgeschichte, sucht aber gegenüber der herrschenden Lehre die Zeit des Wirkens des hl. Rupert und die Anfänge der kirchlichen Organisation höher hinaufzurücken. Ansichten, die jedenfalls einer genaueren Nachprüfung bedürfen.

O. Stolz hat mit seiner Geschichtskunde der Gewässer Tirols <1936, 1447> ein bisher kaum bearbeitetes Gebiet aufgegriffen. Hier finden sich Nachweise über die früheste geschichtliche Erwähnung der fließenden Gewässer und der Seen, über die Bestimmung des Ursprungs der wichtigsten Flüsse und die hydrographischen Bezeichnungen. Dann Nachweise über Verbauung und Regelung der Flüsse, über die Nutzung der Wasserkräfte, als Wasserstraßen, der Fischerei, die Geschichte der Fähren und Brücken; endlich Untersuchungen über die allgemeinen rechtlichen Eigenschaften der Gewässer Tirols bieten eine fast unübersehbare Fülle von Material, das die Rechts- und Wirtschaftsgeschichte noch in mannigfacher Hinsicht wird


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auswerten können. J. Mader gibt die Nachweise der Orts-, Hof- und Flurnamen am St. Andräer Berg bei Brixen mit siedlungsgeschichtlichen Bemerkungen <1936, 467>. In seinen Beiträgen zur Geschichte Bozens im 16. Jh. <1936, 827> gibt H. Braun die Ergebnisse einer Durcharbeitung der im Innsbrucker Landesarchiv liegenden Akten zur Geschichte der Stadt. Was hier über das religiöse Leben, das Eindringen des Protestantismus und Wiedertäufertums, über das Schulwesen, die landesfürstliche und die städtische Verwaltung, endlich über das für Bozen so wichtige Marktwesen mitgeteilt wird, ist wichtig, aber der Quellenlage entsprechend aus dem Gesichtswinkel der Innsbrucker Regierung gesehen. Seinem einseitigen Quellenmaterial entsprechend treten die Maßnahmen der Regierung und die an sie gerichteten Beschwerden in den Vordergrund, und so entsteht ein im einzelnen wohl zu düster gesehenes Bild, das noch der Ergänzung aus anderen Quellen bedarf. Aus dem Nachlaß von J. Hirn ist der zweite Band seiner Geschichte des Erzherzogs Maximilian <1936, 836> herausgegeben worden, der die inneren Verhältnisse Tirols zur Zeit der Regentschaft des Erzherzogs schildert. In Tirol, wo man bis in die zweite Hälfte des 19. Jh.'s hinein die These verfocht, daß das Toleranzpatent Josefs II. hier keine Gültigkeit habe, und die Entstehung nichtkatholischer Kirchengemeinden, die angeblich die Glaubenseinheit des Landes gefährdeten, verhinderte, wurden noch 1837 über 400 Zillertaler, die sich zum Protestantismus bekannt hatten, zur Auswanderung nach Preußisch-Schlesien gezwungen. Die Ergebnisse der umfangreichen Literatur, die seit einem Jh. über diese unerfreuliche Episode entstanden ist, faßt K. Völker < 2561> in einem kritischen Überblick zusammen und kommt zum Ergebnis, daß es sich ohne Zweifel um eine evangelische Bewegung im echten Sinn gehandelt habe, die in die Geschichte des alpenländischen Geheimprotestantismus einzuordnen ist, weiters daß die Nichtachtung des Toleranzpatentes ungesetzlich war.

Die Biographie Ämilian Schoepfers von A. Klotz <1936, 1132> schildert den Lebensweg eines geistlichen Politikers in Tirol, namentlich die langen Jahrzehnte des erbitterten Kampfes der aufkommenden christlich-sozialen Bewegung mit der katholisch-konservativen Partei. Das Buch bietet reiches Material zur Geschichte des politischen Katholizismus und der Auseinandersetzung von Länderföderalismus und zentralistischen Tendenzen in Österreich.


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