V. Wirtschafts-, Sozial- und Verfassungsgeschichte.

Den Zielen des praktischen Unterrichts dient Jourets < 104> Überblick über die belgische Wirtschaftsgeschichte. Kuske <S. 114, Nr. 2165> bietet aus seiner intensiven Kenntnis der nordwesteuropäischen Wirtschaftszusammenhänge heraus einen materialreichen Überblick über die engen verkehrsmäßigen, sachlichen und persönlichen Beziehungen zwischen der älteren deutschen und der niederländischen (vorwiegend der nordniederländischen) Wirtschaft. Die Studie Heeringas <S. 44, Nr. 820>, die in Bijdr. R. 7, D. 9, 145--180, fortgesetzt worden ist, schneidet eine ziemliche Anzahl rechts- und verfassungsgeschichtlicher Themen an, ohne dabei bereits zu Lösungen zu führen; eingehender behandelt wird das Ständeproblem des Hochmittelalters. Meijers <S. 113, Nr. 2132> glaubt, im Landrecht von Frutigen und Simmental niederländische Rechtseinflüsse und in den Kanzleiregistern des Oberwallis niederländisches Namengut feststellen zu können und vermutet daher eine niederländische Einwanderung kurz vor 1200 (?). Nicht zugänglich war uns seine Untersuchung über das ostflämische Erbrecht <S. 113, Nr. 2134>. Poncelet <S. 113, Nr. 2133> entwickelt auf Grund neuentdeckter Urkunden ein bezeichnendes Beispiel der Streitigkeiten um eine von Lütticher Gebiet umschlossene brabantische Exklave, die mit besonderen Freiheiten ausgestattet (»terre franche«) wird, damit sie sich gegen Lüttich halten kann. Einen Auszug seiner in Berlin gehaltenen Vorträge und zugleich den Vorbericht einer größeren Veröffentlichung bietet Ganshof < 71>. Bei einem Phasenunterschied von einigen Jahrzehnten wird ein weitgehender Parallelismus in der Entwicklung der flämischen und brabantischen Städte festgestellt. Das allmähliche Aufsteigen der Städte Antwerpen, Löwen, Brüssel und Herzogenbusch und seine politischen und wirtschaftlichen Gründe behandelt van der Linden < 128>. Weitere Beweise für die grundherrliche Entstehung der Marken in Geldern bringt Enklaar < 58>. Mehrere Beiträge sind der Wirtschaftsgeschichte des späteren MA.'s und der beginnenden Neuzeit gewidmet. Recht nützlich ist Espinas' <S. 120, Nr. 2282> Übersicht über die neuere Forschung zur Geschichte des Tuchexportes aus den südlichen Niederlanden im MA. Die Verbreitung und Entwicklung des Absatzes von brabanter und flämischem Tuch in Spanien im 14. Jh. untersucht Verlinden < 210>. F. Edler < 54> zeigt, daß, entgegen den bisherigen Annahmen, die von Karl V. in den Jahren 1539--42 erlassenen Finanzmaßnahmen einen recht schädlichen Einfluß auf den Antwerpener Handel hatten.

Auch siedlungsgeschichtlich auswertbar sind die sorgfältigen Bodenuntersuchungen A. Henrys < 93>. Einen aufschlußreichen Beitrag zum Antwerpener Kunstexport des 17. Jh.'s, der sich nach Frankreich, Spanien und vor allem Österreich richtete, verdanken wir Arens < 3>, während die wirtschaftliche Rolle, die


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die von Österreich ins Leben gerufene Ostender Kompanie auch nach der Preisgabe der damit ursprünglich verknüpften Ziele noch zu spielen vermochte, von Michielsen < 142> behandelt wird.


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