§ 66. Baltische Staaten

(H. Dopkewitsch)

(Die in Winkelklammern gesetzten Zahlen beziehen sich auf die Bibliographie S. 627 ff.)

Die Estländische literärische Gesellschaft in Reval beschließt mit Bd. 20 die erste Folge ihrer »Beiträge zur Kunde Estlands« und gibt ein Gesamtverzeichnis der in den periodischen Publikationen der Ges. < 21> erschienenen Schriften heraus. Als Einleitung zu dem von I. M. Friedenthal < 2> angefertigten systematischen Gesamtverzeichnis nebst Autorenregister gibt Weiß < 1> eine Übersicht über die Publikationstätigkeit der Ges., die bei ihrer Gründung i. J. 1842 die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift nicht beabsichtigte, doch schon 1844 in enge Beziehungen zu dem von Fr. G. v. Bunge hrsg. »Archiv für die Geschichte Liv-, Ehst- und Kurlands« trat, das vom 3. Bande ab mit dem Titelvermerk »Mit Unterstützung der Ehstländ. Lit. Gesellschaft« erschien. Zur Veröffentlichung ihrer Vorträge gründete die Gesellschaft 1859 ein eigenes Organ, »Mittheilungen der Ehstländ. Lit. Gesellschaft«, von dem 1860 und 1861 je ein Heft erschien. Erst die 1867 begründeten »Beiträge zur Kunde Liv-, Ehst- und Kurlands« sind bis zum Weltkrieg (7 Bde. u. H. 1/2 von Bd. 8) und dann nach einer Unterbrechung von 1915--1923 als »Beiträge zur Kunde Estlands« bis in die Gegenwart hinein fortgesetzt worden. Mit dem 1937 erschienenen ersten Heft von Bd. 21 beginnt eine neue Folge dieser Publikation, die sich von der ersten dadurch unterscheidet, daß die geisteswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Arbeiten in getrennten Serien erscheinen werden, daß ihr Format größer ist und daß ihr Erscheinen nicht mehr an bestimmte Zeitabschnitte gebunden sein wird. -- Auch die Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde zu Riga beschließt mit dem 25. Band die erste Folge ihrer »Mitteilungen aus der livländischen Geschichte«. Das Schlußheft des 25. Bandes enthält ein alphabetisch nach Verfassern geordnetes Verzeichnis der in den Bänden XIV bis XXV enthaltenen Arbeiten < 3>. Die neue Folge, von der Heft 1 des 1. Bandes bereits vorliegt < 99>, und zwar auch in größerem Format, hat ihren Titel ändern müssen und erscheint als »Mitteilungen aus der baltischen Geschichte« (N. F. der Mitt. aus d. livländ. Gesch. 25 Bd.). -- Das anläßlich des 75 jährigen Bestehens der »Baltischen Monatsschrift« von Wittram < 4> hergestellte Register umfaßt vier alphabetisch nach den Autoren angeordnete Verzeichnisse der Aufsätze 1. der Baltischen Monatsschrift 1859--1913, 2. der Deutschen Monatshefte für Rußland 1912--1915 -- die Baltische Monatsschrift hatte sich 1914 mit dieser Zeitschrift vereinigt --, 3. der Baltischen Monatsschrift 1927--31 und 4. der Baltischen Monatshefte 1932--34 -- einer Fortsetzung der Balt. Mschr., die aus äußeren Gründen ihren Titel geändert hatte.


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Die von Prinzhorn <S. 3, Nr. 29> hrsg. Bibliographie »Memelgebiet und Baltische Staaten« ist als notwendige und dankenswerte Publikation zu begrüßen, da sie die Möglichkeit einer schnellen Orientierung über die wichtigsten Neuerscheinungen die Staaten Lettland, Estland, Finnland, Litauen betreffend bietet. Die Titel der in lettischer, litauischer, finnischer und estnischer Sprache erschienenen Publikationen werden übersetzt. Berücksichtigt werden auch Aufsätze aus periodischen Veröffentlichungen. Besonders dankbar empfindet es der baltische Historiker, daß er eingehend von der in den hier nicht zugänglichen deutschen Zeitschriften erschienenen einschlägigen Literatur unterrichtet wird. -- Es sei hier auf die bisher an dieser Stelle nicht genannten in Estland erscheinenden Bibliographien verwiesen. Die von Blumfeldt und Loone < 5> für die Jahre 1877--1917 hrsg. Bibliographie ist als eine Fortsetzung des Winkelmann gedacht, berücksichtigt allerdings nur die auf das Baltikum im allgemeinen und auf Estland im besonderen bezügliche historische Literatur. Die Publikation ist noch nicht abgeschlossen. -- Die vom Jahre 1918 ab erschienene Literatur wird in den von der Estn. Gel. Ges. hrsg. »Jahresberichten« verzeichnet < 6>. Der Hauptredakteur der Jahrgänge 1918--1923 ist W. Anderson, von Jg. 1929 ab H. Moora. Die Berichte für die Jahre 1924 bis 1928 fehlen zur Zeit noch. Den einzelnen Titeln sind vielfach Inhaltsangaben und kritische Bemerkungen hinzugefügt. Die estnischen Titel werden auch in deutscher Übersetzung gegeben. In den letzten Jahrgängen sind die deutschen Übersetzungen für die als minder wichtig bewerteten Arbeiten weggefallen. Eine genaue Darlegung der maßgeblichen Richtlinien und Grundsätze für diese überaus sorgfältig und sauber gearbeitete Bibliographie wird in den Vorworten zu den Jahresberichten für 1918, 1919 und 1929 gegeben. -- Für Lettland liegen noch keine entsprechenden Bibliographien vor. Zu nennen sind allerdings zwei von der lettländischen Staatsbibliothek fortlaufend hrsg. Veröffentlichungen: 1. das »Bulletin« < 7>, das sämtliche in Lettland erscheinenden Einzelpublikationen registriert, und 2. das Verzeichnis des in der lettländischen periodischen Literatur enthaltenen Schrifttums < 8>, das systematisch angeordnet und mit einem Autoren- und Personenregister versehen ist. Übersetzungen der lettischen Titel werden nicht gegeben. -- Die von E. Štengele < 9> hrsg. historische Bibliographie, die z. T. auch auswärtiges Schrifttum über Lettland aufgenommen hat, gibt ebenfalls keine Übersetzungen und ist nicht vollständig. --Giere < 10> veröffentlicht eine kritisch bearbeitete Bibliographie zur Landeskunde der ostbaltischen Staaten, in der außer den Arbeiten zur physischen Landeskunde auch weitgehend die historische Landeskunde berücksichtigt wird, so z. B. Vorgeschichte, Siedlungsgeschichte, Agrarpolitik, Geschichte des Deutschtums usw. Zurechtzustellen ist u. a. die Behauptung, daß die drei ostbaltischen Staaten selbst keine Verzeichnisse des einheimischen Schrifttums herausgeben. Für Lettland liegen solche jedenfalls vor (s. o.), und auch in der estländischen Bibliographie findet die historische Landeskunde zum mindesten weitgehende Berücksichtigung.

Der neueste Band des Estländischen Staatszentralarchivs < 11>, der nicht wie bisher in deutscher, sondern in englischer Sprache erschienen ist, enthält folgende Abschnitte: O. Liiv, Das Zentralstaatsarchiv 1. IV. 1932 -- 1. IV. 1937. -- Verzeichnis der von den Mitarbeitern des Staatszentralarchivs veröffentlichten Artikel 1. X. 1932 -- 1. IV. 1937. -- Arbeiten und Untersuchungen, die in


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größerem oder geringerem Maße auf Grund des Materials aus dem Staatszentralarchiv entstanden sind. 1. X. 1932 -- 1. IV. 1937. -- Anhang. Archivakte. Die innere Einrichtung des St.-Z.-A.'s (Dekret des Staatsältesten vom 12. Juni 1935). -- Die im Zeitraum vom 1. X. 1932 -- 1. IV. 1937 ins Staatliche Zentralarchiv aufgenommenen Archive. -- H. Sepp: Forschung über die estländische Militärgeschichte und das Staatl. Zentralarchiv. A. Oinas: Archive und Geschichtsunterricht. A. Perandi: Die Archive des Obersten Landgerichts von Estland bis 1710. -- N. Loone: Die Archive der Livländischen Ritterschaft und Johann Reinhold Patkul, von 1694--1695. H. Treial: Die Adelsgenossenschaft von Oesel. M. Herman: Die Archive des Rigaschen General-Gouverneur-Amtes. O. Vares: Die Archive der Kreisgerichte von Fellin und Pernau. --Hassö < 12> berichtet über die Benutzungsmöglichkeiten des dänischen Reichsarchivs in Kopenhagen, über das Ordnungsprinzip der Archivalien, besonders derjenigen des 16. bis 18. Jh.'s, die für den ausländischen Forscher von Interesse sind, und geht dann auf die Sammlungen »Kurland«, »Livland« und »Rußland« ein, die reiches, auch bisher noch ungedrucktes Material aus der Zeit des 13.--18. Jh.'s enthalten, und gibt zum Schluß (S. 550--567) ein Verzeichnis der wichtigsten Akten dieser Sammlungen.

Einer Aufforderung Lettlands folgend waren im August 1937 die Historiker aus den Anliegestaaten der Ostsee zu einem baltischen Historikerkongreß in Riga zusammengekommen. Im Mittelpunkt der hier gehaltenen Vorträge, die nun gedruckt vorliegen < 18>, stand naturgemäß das große Thema: Der Kampf um die Ostsee. »Uns hält ein doppeltes Band zusammen: die Geschichte und die Ostsee ... Allen unseren Ländern ist ein Drang nach der Ostsee gemeinsam, war es von altersher ...« Diese Worte aus der Begrüßungsansprache des schwedischen Historikers Nils Ahnlund können als Motto für diese Historikertagung und ihre Vorträge gelten. Indem die Historiker aller derjenigen Länder, die aktiv am Kampf um die Ostsee teilgenommen haben und deren Geschichte vielfach in ihren stolzesten Höhepunkten mit dem Schicksal der Gebiete des altlivländischen Ordensstaates, der heutigen Staaten Lettland und Estland, unlösbar verbunden ist, das Wort ergriffen und jeder von dem Anteil seines Landes an diesem Kampfe sprach, entstand ein interessantes Bild baltischer Landesgeschichte, in dem als politisch, wirtschaftlich und militärisch handelnde Faktoren Deutschland, Schweden, Dänemark, Polen, Litauen, ja Ungarn auftraten. Das Bild war jedoch nicht vollständig, denn es fehlten die deutschbaltischen Historiker (das Ausbleiben der Vertreter der Sowjetunion war selbstverständlich). Wenn in einem so großzügig gedachten und ausgeführten Plan, wie es dieser Historikerkongreß in Riga war -- auch Vertreter Frankreichs und Englands waren zu Worte gekommen --, die Vertreter der wichtigsten politischen Faktoren im Kräftespiel um die Ostsee fehlten, so beruhte diese Tatsache nicht auf einer Zufälligkeit, sondern hatte ihren Grund in der politischen Gegenwartslage und war ein Hinweis darauf, daß auch heute noch unausgeglichene politische und nationale Spannungen im Ostseeraum bestehen. Hatte dieser baltische Historikerkongreß somit auch eine politisch durchaus charakteristische Seite, so liegt seine Hauptbedeutung naturgemäß auf wissenschaftlichem Gebiet. Wenn der Vertreter der estnischen Geschichtswissenschaft Kruus < 16> in seinem einleitenden Vortrag, »Der Kampf um die Ostsee als Aufgabe der Geschichtsforschung«, auf die Notwendigkeit einer »international organisierten planmäßigen


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Zusammenarbeit für die weitere Erforschung dieser großen, für alle Anrainer des baltischen Beckens und ihre Geschichtswissenschaft gleich wichtigen Frage« hinwies und ein großzügig durchdachtes Idealbild eines künftigen Monumentalwerkes, gleichsam eines »Großepos« über dieses Thema entwarf, so kann dieser baltische Historikerkongreß doch wohl schon als ein bedeutsamer Anfang zur Inangriffnahme dieser Arbeit gewertet werden. Und es verdient Beachtung, daß die Anregung zu diesem großen wissenschaftlichen Plan gerade von den Völkern derjenigen Länder ausgegangen ist, die das »Kernstück« dieses großen Kampfes um die Ostsee gebildet haben. -- Noch eine andere große Aufgabe der baltischen Geschichtsforschung harrt ihrer Lösung -- die Gesamtdarstellung der baltischen Geschichte. Hatte Wittram <vgl. 1936, S. 616> anläßlich der Jahrhundertfeier der Gesellschaft f. Geschichte u. Altertumskunde zu Riga mit Recht darauf hingewiesen, daß die deutschbaltische Geschichtsforschung diese Aufgabe bisher noch nicht gelöst hat, so zeigen die Ausführungen von Taube < 17>, daß das Fehlen einer solchen Gesamtdarstellung, das seinen letzten Grund im Fehlen einer gültigen und sinnvollen Geschichtsauffassung hat, einer Geschichtsauffassung, die auch die Möglichkeit einer organischen Einordnung des großen Umbruchs von 1918/1919 in den Gesamtzusammenhang der baltischen Geschichte gäbe, immer lebhafter als ein Mangel empfunden wird. Indem T. auf einzelne Fragen der baltischen Geschichte eingeht und unter Zudes Gesichtspunktes der Volkswerdung Sinnzusammenhänge des heutigen Geheutigen Geschehens mit der Vergangenheit aufdeckt, bedeutet seine Arbeit zugleich den Versuch zu einer Lösung dieses Problems.

Scheel < 26> geht auf jenen Zeitraum der Geschichte ein, in dem die Eroberungs- und Wanderungszüge der westgermanischen Stämme die Nordsee zu einem germanischen Meer machten und die nordgermanischen Wikinger die Herrschaft über die Ostsee und den Ostseeraum errangen. Hatten diese skandinavischen Wikinger es auch nicht vermocht, diesen von ihnen beherrschten Ostseeraum in dem Sinne zu einem germanischen Volksraum zu machen, wie das im Gebiete der Nordsee durch die Westgermanen geschehen war, so hatten sie es doch vermocht, diesem Raum ihr noch heute aus vielen Zeugnissen erkennbares Gepräge zu geben, das einerseits in den vielen archäologischen Funden teils rein wikingischer Prägung, teils lokaler, von Wikingerformen beeinflußten Prägung <Paulsen, 27> zutage tritt, eindrucksvoller vielleicht aber noch in den verschiedenen rechtlichen Einrichtungen, die weit über die Wikingerzeit hinaus in Kraft geblieben sind und erkennen lassen, daß in der Wikingerzeit ganz Nordeuropa von England bis Rußland in vieler Hinsicht eine große Rechtsgemeinschaft bildete <%svābe,28>.

In einer sehr interessanten Untersuchung beschäftigt sich Šturms < 29> mit einer bisher noch wenig beachteten Erscheinung aus der baltischen Frühgeschichte, den sog. Götzenbergen, die sich in Lettland (Elku kalns), in Litauen (Alkos kalns) und in Ostpreußen (Alkosgebirge) nachweisen lassen und für die Št. als terminus technicus die Bezeichnung Alkhügel einführt. Als ursprüngliche Bedeutung des Wortes nimmt Št. das got. alhs-- »geschützter« oder »unverletzlicher« Platz -- an. Lassen sich schon in der äußeren Erscheinung der Alkhügel zwei verschiedene Formen unterscheiden, nämlich 1. die naturgegebene Form eines Hügels oder einer Bergkuppe und 2. Hügel in der Form eines einfachen oder mehrfachen Ringwalles, so ergaben die Ausgrabungen, daß es sich bei den


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Alkhügeln der ersten Art, wie schon Bielenstein vermutet hatte, um heidnische Kultstätten von Dorfgemeinschaften handelt, wobei die Vielzahl von Opfergruben, die die einzelnen Hügel enthielten, zur Vermutung Anlaß geben, daß die Ausübung des religiösen Kultus' sich im Kreise der einzelnen Familien vollzog, -- eine Vermutung, für die der Verf. auch literarische Quellenbelege anführen kann. Die zweite Gruppe der Alkhügel, in denen sich weder Reste von Herdstätten, Opfergruben, noch auch sonstige Funde aufdecken ließen, werden von Št. als Volksversammlungs- oder Gerichtsstätten, wie sie die skandinavischen Thingstätten darstellen, gedeutet. Vergleiche mit der Konstruktion der skandinavischen Thingstätten und Belege aus der Preußischen Chronik Dusburgs und der Livländischen Reimchronik, daß die Volksversammlungen bei den baltischen Völkern einen wichtigen Bestandteil der politischen Verfassung bildeten, unterstützen diese Deutung.

1936 waren es rund 750 Jahre her, daß das Christentum durch Meinhard den Liven gepredigt wurde. Der aus diesem Anlaß von Arbusow < 30> verfaßte Artikel gibt neuen Aufschluß über Meinhard und seine Tätigkeit. Meinhard ist demnach als schreibkundiger geistlicher Begleiter der nach Livland segelnden Fernhändler ins Land gekommen. Seine Missionstätigkeit hier aber hat er in bewußter Fortsetzung der Tradition Vizelins, der die holsteinischen Slawen nur durch die Predigt des Wortes bekehrt hatte, ausgeübt. Erst als das Bekehrungswerk durch den dauernden Abfall der Liven gefährdet wurde, entschied Papst Coelestin III., daß die Getauften zum Festhalten an dem freiwillig übernommenen Glauben zu zwingen seien, und erließ eine Kreuzzugsbulle zur Aufrechterhaltung des Christentums im Livenland. Damit war die Mission grundsätzlich an die Waffen von Kreuzfahrern gebunden worden. --Uluots < 31> stellt die These auf, daß im ma.'lichen Estland ein Teil des ursprünglichen estnischen Rechts und seiner Institutionen erhalten geblieben sein muß, und zwar auf der Grundlage der Verträge, die die Esten mit den neuen Herren geschlossen hatten. Die eingehende Untersuchung dieser Verträge, die den Nachweis erbringen soll, daß die Esten den deutschen Landesherren tatsächlich auf vertraglicher Grundlage unterstanden, enthält u. a. die neue Ansicht, daß dem Chronisten Heinrich bei der Abfassung seiner Chronik Annalen des Rigischen Bistums vorgelegen haben müssen. -- Das im Jahr 1936 begründete lettische Geschichtsinstitut gibt ein neues Urkundenbuch heraus, dessen Zweck es sein soll, das schon veraltete »Liv-, Est- und Kurländische Urkundenbuch« zu ersetzen. Der erste in der Bearbeitung von Švābe < 19> vorliegende Band zeigt jedoch, daß dieser Zweck in keiner Weise erfüllt wird, denn es handelt sich hier um eine Auswahl von Urkunden, denen noch ausgewählte Auszüge aus erzählenden Quellen hinzugefügt sind, u. a. aus der überall leicht zugänglichen Chronik Heinrichs von Lettland, die -- und zwar als Ganzes -- zu den unentbehrlichsten Grundlagen historischer Erkenntnis jener Zeit gehört. Es entsteht der Eindruck, als sei mit dieser Edition nicht eine Erweiterung, Vervollständigung und Vertiefung historischer Erkenntnis erstrebt, als liege hier vielmehr ein Versuch vor, diese zugunsten eines vorbestimmten Geschichtsbildes einzuengen. Der Eindruck, daß in der neuen lettischen Geschichtsschreibung tatsächlich Bestrebungen dieser Art vorliegen, wird noch verstärkt durch die aus der Feder desselben Verf.'s stammenden Darlegungen zur Frühgeschichte des Landes, deren wissenschaftliche Unhaltbarkeit die Rezensionen Nordmanns


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< 32, 33> klarlegen. Zur kritischen Bewertung der »Fontes« ist auf die eingehende Rezension von Ebeling zu verweisen.

Ein bisher für unerklärlich gehaltener Passus des Deutsch-Nowgoroder Handelsvertragsentwurfes von 1286, der eine Bestimmung über die »famuli mercatorum«, die Kaufgesellen, enthält, erfährt durch die Untersuchung Sterns < 34> eine sinnvolle Lösung. -- Aus dem eindrucksvollen Bild, das Rörig < 35> von der hansischen Aufbauarbeit im Ostseeraum entwirft, seien hier zwei Gesichtspunkte besonders hervorgehoben: daß zwischen den deutschen Stadtgründungen an der Ostsee und etwaigen vorgefundenen vordeutschen Siedlungen keinerlei Kontinuität besteht, daß sie etwas grundsätzlich Neues sind, sowohl in ihrem baulichen Gefüge, wie in der Struktur des Rechts, der Verfassung und der Wirtschaft. Ihr Vorbild ist Lübeck, das seinerseits -- in bewußt rationaler Vereinfachung -- eine Fortsetzung der Städtetradition des flämisch-niederländischen Raumes darstellt. Diese Städtegründungen standen im Zusammenhang eines großen wirtschaftlichen Planens der niederrheinisch-westfälischen Kaufmannschaft, die sich ein organisch festgefügtes System deutscher Stadtgründungen als Rückhalt für den geregelten Warenaustausch zwischen Brügge und Nowgorod schuf. Die Ostseestadt diente aber auch noch anderen Aufgaben, und zwar der Organisierung der Getreidezufuhr für diejenigen Gebiete Europas, die darauf angewiesen waren. Damit aber hat sie -- und das ist der zweite Gesichtspunkt -- die Voraussetzungen für eine stärkere wirtschaftliche Produktion des Landes, dichtere ländliche Besiedelung und steigenden Wohlstand des Landes geschaffen. »Durch die hansisch-städtische Aufbauarbeit sind die wirtschaftlichen Kräfte des ganzen von ihr erfaßten Raumes belebt und vervielfältigt worden.« -- Die Arbeit zur Mühlens < 36> behandelt im 1. Kapitel die Frage der Gründung Revals. Nach einer Darstellung der gesamtpolitischen Lage, der Reval seine Entstehung verdankt, wird die Theorie Rörigs von den Unternehmergründungen auf ihre Anwendbarkeit für Reval geprüft und mit einigen Abweichungen bestätigt gefunden. Es folgen Untersuchungen über das älteste Revaler Stadtrecht und über die Nationalität der Revaler Bürgerschaft. Das 2. Kapitel geht in Auseinandersetzung mit der Arbeit von Krüger <1936, S. 618> auf die Einwanderung aus Deutschland ein, und zwar an Hand von 93 Ratsgeschlechtern, die bis 1400 nach Reval eingewandert sind. In Übereinstimmung mit Krüger wird eine überwiegende Einwanderung aus und über Lübeck festgestellt, entgegen der Ansicht Krügers aber auf Grund der Herkunftsbezeichnungen enthaltenden Namen auch eine unmittelbare Einwanderung aus Alt-Deutschland nachgewiesen. Auch Einwanderung von Ratsfamilien aus Ostdeutschland wird festgestellt und auf eine Reihe von Ratsgeschlechtern eingegangen, deren Herkunft nicht bestimmbar ist. Im Anhang werden die Stammfolgen der bis 1400 eingewanderten Ratsgeschlechter gegeben. Kapitel 3 stellt unter Zugrundelegung der Untersuchungen von P. Johansen in der »Estlandliste des Liber Census Daniae« enge Beziehungen zwischen dem Revaler Bürgertum und dem Adel fest. Diese bestanden darin, daß die Revaler Bürger Land besaßen und dem Vasallenstande angehörten und umgekehrt auch der Adel Grundbesitz in der Stadt hatte und am städtischen Leben Anteil nahm. Auf das Vorhandensein dieser Beziehungen auch in den späteren Jahrhunderten geht die Untersuchung von Maydell < 75> ein. --Mickwitz < 37> behandelt den Abschnitt der späthansischen Zeit zu Beginn des


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16. Jh.'s, in dem den Hansen im Ostseehandel der Holländer eine Konkurrenz erwuchs, die sich in diesem Zeitabschnitt jedoch noch in den Formen friedlichen Wettbewerbes, ja teilweise sogar gern gesehener Arbeitsteilung abspielte. Der Verf. beschränkt sich auf denjenigen Zweig der holländischen Ostfahrt, die im alten Reval ihren Stützpunkt hatte und in der Hauptsache Salzhandel war. Als Quelle wurden Handelsbücher livländischer Kaufleute benutzt, die besonders reichhaltig für Reval vorliegen und die demnächst herausgegeben werden sollen. -- Die von Köhler < 38> untersuchten fünf Kaufmannsbriefe, die 1532--1535 aus Lübeck nach Reval gesandt wurden, stellen eine wertvolle wirtschaftsgeschichtliche Quelle dar und erschließen eine genauere Kenntnis von der Organisation und dem Geschäftsgang des hansischen Handels im einzelnen.

Christensen < 39> weist darauf hin, daß die dänische Ostseepolitik viel mehr, als das bisher geschehen sei, im Zusammenhang mit dem Ostseehandel gesehen werden müsse und gibt auf Grund der Sundzollregister eine durch ein Kurvenbild veranschaulichte Übersicht über die Entwicklung des Ostseeverkehrs durch den Öresund 1574--1639. -- Die Untersuchung von Dunsdorfs < 40> über die mengenmäßige Entwicklung des Rigaschen Handels 1638 bis 1718 wird durch eine Reihe von Kurvenbildern und Tabellen veranschaulicht und belegt.

Ivinskis < 41> betont die engen kommerziellen Beziehungen, die zwischen Riga und Litauen vom 13.--15. Jh. bestanden haben. Bedeutete Litauen für Riga ein wichtiges Handelsgebiet für billige Rohstoffe und einen bequemen Absatzmarkt für Importwaren, so war Riga für Litauen, dem infolge der ständigen Kämpfe mit dem Orden die Memel als Handelsweg verschlossen war, der bedeutendste Handelsplatz und wichtigste Warenvermittler. Diese Lage änderte sich erst, als sich im 15. Jh. die Beziehungen zwischen Litauen und dem Preußischen Orden besserten und der natürliche Wasserweg für Litauen -- die Memel -- frei wurde. Danzig riß jetzt den größten Teil des litauischen Handels an sich und überflügelte Riga. -- Die Untersuchung von Dąbrowski < 42> zeigt u. a., daß der Dünahandel auch noch weiterhin eine Lebensfrage für Litauen blieb, so daß auch gerade die Bedrohung des Dünahandels durch die russische Offensive im 16. Jh. Polen-Litauen zum Eingreifen in Livland veranlaßte. -- Die polnischen Forscher Koczy < 43> und Małowist < 44> unterziehen die ma.'liche Geschichte der Städte Danzig und Riga einer vergleichenden Untersuchung, wobei auf die Lage der Städte, ihre wirtschaftliche Entwicklung, ihr Verhältnis zur Hanse, zum Orden und zu Polen eingegangen wird. -- In seiner Untersuchung über die politischen Beziehungen zwischen den Jagiellonen und Livland stellt Halecki < 45> fest, daß schon der erste litauische König aus dem Hause der Jagiellonen von seinem Vorgänger, dem letzten Piasten, den Titel eines Protektors des Erzbistums Riga geerbt hatte, ein Titel, kraft dessen es dem letzten Jagiellonen, König Sigismund August, möglich wurde, in das Schicksal Livlands einzugreifen. Bestanden somit durchaus freundschaftliche Beziehungen zwischen den Jagiellonen und dem Erzbistum Riga, so blieb die schon von altersher bestehende Spannung zwischen Litauen und dem livländischen Orden noch bis zum Ende des 15. Jh.'s in alter Schärfe bestehen und änderte sich erst, als nach der Eroberung Nowgorods durch Moskau im Jahre 1478 die russische Gefahr in gleicher Weise für Litauen wie für Livland akut wurde.


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Stern < 46, 47> rollt das bisher noch nicht untersuchte Problem der Grenzkämpfe, die sich während des ganzen 15. Jh.'s zwischen den Pleskauer und Nowgoroder Russen einerseits und den livländischen Landesherrn andererseits abgespielt hatten, auf und gibt auf Grund zeitgenössischer Berichte eine anschauliche Schilderung dieses Kleinkrieges im Wildnisgebiet, in dem es den Russen gelang, einige »Grenzregulierungen« durchzusetzen. Waren diese Grenzangriffe der Pleskauer und Nowgoroder Russen gewissermaßen noch harmloser Natur, so wurde das anders, als die Angriffe Moskaus, dem es ums Ganze ging, begannen. Vgl. hierzu Ramm-Helmsing < 48>.

Die Arbeiten von Lögdberg < 49, 50> zeigen, daß schon im 15. Jh. die nordischen Könige, Karl Knutson von Schweden und Kristian von Dänemark, versucht haben, im Gebiet des alt-livländischen Ordensstaates festen Fuß zu fassen, und zwar bei einer auffallend ähnlichen Situation, wie sie um 1560 vorlag. Beidemal ging es um einen Machtkampf zwischen den nordischen Königen, bei dem sie einen Stützpunkt gegeneinander in Livland suchten, und beidemal boten ihnen die inneren Streitigkeiten im Ordenslande die Gelegenheit dazu. Bei den schwedischen Plänen spielte außerdem sowohl um 1450 wie um 1560 die Gegnerschaft gegen Rußland eine Rolle. Die tatsächliche Verwirklichung dieser Bestrebungen gelang jedoch erst beim zweitenmal, als der ganze livländische Ordensstaat aufgelöst wurde. -- In diese Zeit führt die Arbeit von Arnell < 51>. In den Vordergrund dieser Untersuchung über die Auflösung des livländischen Ordensstaates werden die Verhandlungen gerückt, die von seiten der einzelnen Herrschaftsträger des livländischen Gebietes mit auswärtigen Mächten, insbesondere mit Polen, Dänemark und Schweden, zwecks Hilfeleistung gegen den Vorstoß Rußlands geführt worden sind. Da all diese Staaten selbst aufs lebhafteste am livländischen Gebiet interessiert waren und der Ansturm Rußlands auch ihre Interessen bedrohte, zeigten sie sich gern bereit, einzugreifen, und zwar in der Weise, daß sie sich bereit erklärten, die Schutzherrschaft über gewisse Gebiete, Städte und feste Schlösser zu übernehmen, eine Form der Hilfe also, die ihnen die Möglichkeit gab, selbst festen Fuß im Lande zu fassen. Obwohl man sich von livländischer Seite gegen diese Art der Hilfe wehrte, ist diese Politik doch in vollem Umfange gelungen. Im gegenseitigen diplomatischen Machtstreit gelang es sowohl den Dänen als den Polen und den Schweden sich im Lande festzusetzen. Das Ausgangsziel wurde erreicht -- es war gelungen, den Vorstoß Rußlands an die Ostsee um anderthalb Jahrhunderte aufzuhalten. Der livländische Ordensstaat aber war dabei in Trümmer gegangen. In der Darstellung dieser Verhandlungen und des mit diplomatischen Waffen geführten Machtkampfes um den Besitz Livlands hat der Verf. das Hauptaugenmerk auf die Rolle Schwedens, das am erfolgreichsten und entschiedensten aufgetreten ist, gerichtet. Ein besonderes Interesse beanspruchte dabei die Politik Herzog Johanns von Finnland, der den Versuch machte, in Anlehnung an Polen-Litauen eine selbständige finnländisch-livländische Herrschaft zu begründen, ein Versuch, der jedoch an der Gegnerschaft seines Bruders, König Erichs von Schweden, scheiterte. Der Verf. hat seiner Untersuchung wertvolles, z. T. noch ungedrucktes Quellenmaterial zugrunde legen können. Als besonders wertvoll nennt er dabei das Archiv der preußischen Herzöge, dessen Durchsicht eine neue Beleuchtung der Stellung des alten Herzogs Albrecht von Preußen in den Verwicklungen um die Auflösung


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des livländischen Ordensstaates ermöglichte, vor allem aber die nachgelassenen Papiere des polnischen Grafen Johann Tesczynski, der 1561--62 von polnischer Seite die Verhandlungen mit Schweden geführt hat und auf einer Reise nach Schweden 1563 in dänische Gefangenschaft geraten war. Seine Papiere, die in das dänische Reichsarchiv gelangt sind, enthalten eine Reihe von Instruktionen und Briefen, die die Heiratsverhandlungen Herzog Johanns von Finnland berühren. -- Die Zeit vom Untergang des livländischen Ordensstaates bis zur Besitzergreifung dieses Gebietes durch Rußland ist erfüllt von einer Reihe fast ununterbrochener Kämpfe. Als die drei Hauptkomponenten der politischen Gegensätze, um die es bei diesen Kämpfen ging, bezeichnet Vogel < 52> 1. die geopolitischen Gegensätze, die in der damaligen Zeit aufs engste mit dynastischen Gegensätzen verknüpft waren, 2. wirtschaftspolitische Gegensätze und 3. konfessionelle. V. charakterisiert diese drei Hauptkomponenten der baltischen Seemachtkämpfe und schildert dann ihr Zusammenwirken im Ablauf der Ereignisse. -- Ein Einzelabschnitt dieser Kämpfe, der livländische Krieg 1600--1602, wird von Herbst < 53> behandelt. Seine Untersuchung ist in folgender Weise gegliedert: a) Zweck und Umfang der Arbeit; b) Gegenstandsliteratur und Quellenmaterial. I. Einleitung: 1. Die politische Lage; 2. Die Kräfte und Mittel der Gegner; 3. Die politische und geographisch-militärische Charakteristik des Kriegsschauplatzes; 4. Kriegsausbruch. II. Verlauf der Kriegsoperationen: 1. Die schwedische Offensive; 2. Mobilmachung des polnischen Heeres und seine Deckung; 3. Die polnische Konteroffensive; 4. Schlußzustand. III. Abschluß: 1. Der Sondercharakter des beschriebenen Kriegsabschnittes; 2. Die taktischen und operativen Erfahrungen; 3. Die politische und wirtschaftliche Bedeutung. --

Tyszkowski < 54> hebt hervor, daß der große Kampf, der sich gegen Ende des 16. und Anfang des 17. Jh.'s innerhalb der Grenzen von Livland zwischen dem Katholizismus und Protestantismus abspielte, eine politische Streitfrage von europäischer Tragweite war, der die Geschichte der daran beteiligten Länder und Mächte, wie Livland, Polen, den Vatikan usw. tief beeinflußt hat, daß die polnische Wissenschaft diesem Zeitproblem jedoch noch zu wenig Beachtung geschenkt hat und besonders die Frage, welchen Standpunkt der polnische Staat in dieser Angelegenheit vertrat und welches das Anspruchsgebiet und die allgemeine Politik der polnischen Herrscher Stephan Bathory und Sigismund III. gewesen ist, noch einer Antwort harrt. Als Beitrag zur Lösung dieser Frage sind die Untersuchungen von Kuntze < 55>, der auf die verfassungsrechtliche Entwicklung in Livland und auf die dabei von den polnischen Königen verfolgte Politik eingeht, und von Tyszkowski < 54>, der die Konfessionspolitik der polnischen Könige beleuchtet, anzusehen. -- H. v. Ramm- Helmsing < 56> legt ein interessantes Quellenmaterial vor, aus dem hervorgeht, daß die gemeinsamen handelspolitischen Interessen und die Gemeinsamkeit des Schicksals, dem polnisch-litauischen Staat anzugehören, im 16. Jh. eine starke Verbundenheit der Städte Danzig und Riga zur Folge gehabt hat, die besonders wichtig war im Hinblick auf ein gleichartiges Vorgehen bei der notwendigen Abwehr der vielfach von seiten des polnischen Staates erfolgten Rechtseinbrüche gegen die städtischen Handelsmonopole und die städtische Autonomie. Es stellt sich nämlich gerade auf Grund dieses Materials heraus, daß diese Rechtseinbrüche, die vom Standpunkt der Lokalforschung aus gesehen


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scheinbar im Zusammenhang mit lokalen Ereignissen stehen, sich bei einer vergleichenden Betrachtung der gleichzeitigen Vorgänge in diesen beiden Städten, wie auch im übrigen ehemaligen Ordensgebiet, als Ausfluß einer konsequenten Städtepolitik Polens erweisen, das unter Verbindung von Wirtschafts- und Religionspolitik einen bewußten Kulturkampf gegen das deutsche Städteelement geführt hat. -- Die livländische Politik der polnischen Könige, die durch den Bruch der von König Sigismund II. August bestätigten Landes-, Stände- und Konfessionsrechte die gewaltsame konfessionelle und verfassungsrechtliche Angleichung an Polen-Litauen durchsetzen wollten, hatten das genaue Gegenteil, eine immer stärker werdende Entfremdung Livlands zur Folge gehabt, so daß Livland eher zu einer Belastung als zu dem erstrebten Stützpfeiler der polnischen Politik wurde. Dieses trug dazu bei, daß, als Schweden zu Beginn des 17. Jh.'s festen Fuß in Livland zu fassen begann, die Frage einer Rückeroberung Livlands in Polen keineswegs eine Selbstverständlichkeit darstellte, sondern zum Gegenstand politischer Meinungsstreitigkeiten wurde, um so mehr als die eigentlichen nationalen Ziele Polens nicht am baltischen Meer, sondern im Osten lagen. Die Ergebnisse der Untersuchung von Piwarski < 57> über die baltische Politik in der öffentlichen Meinung Polens im 17. Jh. decken sich somit mit der von Brackmann < 58> vertretenen Auffassung, daß die Ostseepolitik zu jener Zeit noch keineswegs als eine polnische Lebensfrage angesehen wurde. Sehr viel stärker war dagegen das Interesse Litauens an der livländischen Politik, dem an der Erhaltung des Dünaweges als wichtiger Handelsstraße Litauens viel gelegen war.

Ein Problem aus der Livlandpolitik der polnischen Könige -- das Privilegium Sigismundi Augusti vom Jahre 1561 -- ist neuerdings von lettischer Seite aufgegriffen worden. Den Anlaß dazu bot eine zum 375. Jahrestage erschienene Würdigung dieses Privilegiums durch Arbusow in der »Rig. Rundschau«. Es erschien hierauf in einer lettischen Tageszeitung ein vom Sekretär des lettischen Geschichtsinstituts, M. Stepermanis, verfaßter Artikel, der einen Angriff auf die deutschbaltischen Historiker enthielt, die sich zu Verteidigern einer »Geschichtslegende« aufwerfen, denn ein Privilegium Sigismundi Augusti habe es nie gegeben, das Vorhandensein eines solchen Dokuments sei vielmehr vom livländischen Adel zur Wahrung seiner egoistischen Interessen fälschlich vorgespiegelt worden. Das Hauptargument dieses phantastischen Angriffes bildete die Tatsache, daß das Original dieses Privilegiums als verloren gelten muß. Nach dem Erscheinen der sicher fundierten und auf Grund neuer Forschungsergebnisse zur Geschichte des Privilegiums Sigismundi Augusti beruhenden Widerlegungen dieser Angriffe durch Arbusow < 60> und Aidnik < 61> hat Švābe < 62> im zweiten Teil seiner hauptsächlich auf die Forschungen F. Bienemanns gegründeten Arbeit die Anzweifelung der Echtheit des Privilegiums fallen gelassen.

Der Vortrag von Zeeh < 63> über Gustav Adolf und die Belagerung Rigas im Jahre 1621 beruht auf Forschungen der kriegsgeschichtlichen Abteilung des schwedischen Generalstabes zu einem schon in der Herausgabe begriffenen großangelegten Gustav-Adolf-Werke. -- Der in schwedischer Zeit unternommene Versuch, durch eine regelmäßige mitbeschließende und mitverantwortliche Vertretung der baltischen Stände auf den schwedischen Reichstagen eine feste Gemeinschaft zwischen den schwedischen und den baltischen Ständen zu


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schaffen, scheiterte, wie Ahnlund < 65> ausführt, an der Verschiedenheit der politischen und sozialen Organisation der beiden Länder. Während der schwedische Reichstag vier beschlußfähige Stände umfaßte, Adel, Geistlichkeit, Bürger und Bauern, erkannte die soziale Verfassung der baltischen Provinzen nur adlige Gutsherren und Städte an. --Arfwidsson < 66> legt eine ausführliche Darstellung der Verteidigung der Ostseeprovinzen in den Jahren 1708--1710 gegen die russischen Angriffe vor. Das Werk zerfällt in zwei Teile. Der erste Teil berichtet über die allgemeine Lage, über die Truppenverhältnisse und über die Kriegshandlungen vor dem großen Siege der Russen bei Poltava. Vom 2. Teil, »Nach Poltawa«, liegt zunächst die erste Abteilung, »Die Verteidigung der Dünafestungen«, in der besonders auf die Kämpfe um Riga und Neumünde eingegangen wird, vor. Die Arbeit enthält eine Reihe von Tabellen mit genauen Übersichten über die Truppenbestände, sowie Übersichten über Lebensmittelvorräte usw. Beigefügt sind außerdem eine Karte von J. B. Homann, »Ducatus Livoniae et Curlandiae ...«, und fünf zeitgenössische Pläne betr. die Belagerung von Riga und Neumünde.

Der einzige Teil des altlivländischen Ordensstaates, der sich nach dessen Auflösung noch eine gewisse Selbständigkeit gewahrt hatte, war das unter polnischer Oberhoheit stehende Herzogtum Kurland. Die Arbeiten von Mattiesen < 68, 69> zeigen, daß auch Kurland im 17. Jh. durch das Lebenswerk Herzog Jakobs, der ein »großer Politiker und noch größerer Kaufmann« war, am Streben der Mächte nach Großmacht-, ja Weltmachtstellung teilgenommen hat. »Neben Cromwell mit seiner frühen Imperiumsidee, neben Wallenstein mit seinem Gedanken eines deutschen Einheitsreiches kann getrost auch Jakob von Kurland mit seinem Versuch einer baltischen Seegroßmacht genannt werden.« -- Lukinich < 70> geht auf die bisher noch wenig bekannten siebenbürgischen Beziehungen ein, die Herzog Jakob im Zusammenhang mit seiner mittelländischen Handelspolitik anknüpfte und noch aufrecht erhielt, als die unmittelbaren Handelsinteressen selbst längst nicht mehr bestanden, und gibt im Anhang 9 zwischen dem Fürsten Rakoczy und Herzog Jakob gewechselte Briefe wieder.

Masing < 71> veröffentlicht zwei Briefe des zweiten Rektors der Universität Dorpat, Georg Friedrich Parrot, an den Zaren Nikolai I., in denen Parrot mit erstaunlichem Freimut an den russifikatorischen Maßnahmen der russischen Regierung Kritik übt und den Zaren unter Appell an seine germanische Natur beschwört, diesen Maßnahmen Einhalt zu gebieten. -- Die Erinnerung von Bielenstein < 72> ist einem ungedruckten Kapitel seiner Selbstbiographie (»Ein glückliches Leben.« Riga 1904) entnommen, das u. d. T. »Die böse Zeit« die Russifizierung behandelt und wegen der Zensur keine Aufnahme gefunden hatte. -- Die von einem redaktionellen Mitarbeiter der in Reval erscheinenden estnischen Zeitung »Päewaleht«, Mihkel Aitsam < 73>, in dieser Zeitung veröffentlichten Erinnerungen an die Revolutionszeit 1905 verdienen insofern besondere Beachtung, als sie verschiedene legendäre und tendenziöse Darstellungen der Vorgänge dieser Zeit in der estnischen Literatur zurechtstellten. -- Rohden < 74> erzählt Selbsterlebtes vom Abzug der deutschen Truppen aus dem von den Bolschewiken schwer bedrohten Dorpat im Dezember 1918.

Der von Wipper < 76> angestellte Vergleich zwischen dem Ende des 14. oder Anfang des 15. Jh.'s abgefaßten Ritterrecht und seinem Vorbild, dem


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Sachsenspiegel, ist ein charakteristisches Beispiel dafür, daß es in der lettischen Geschichtswissenschaft vielfach um ganz andere Dinge geht als um ernste Forschungsarbeit. Nach der Feststellung, daß eine »genaue Vergleichung des Sachsenspiegels und des Ritterrechts« eine »große und komplizierte Aufgabe wäre«, an der zweifellos noch gearbeitet werden müsse, geht W. auf die für ihn »überaus interessante Frage« ein: »In welchem Grade sind die humanen Ideen und die den Bauern günstigen Bestimmungen des Sachsenspiegels von den Verfassern des Ritterrechts angeeignet worden?« und kommt zum Schluß, daß gewisse Streichungen und Unterschiede vorliegen, die »vielsagend« und »bezeichnend« seien. Es fehlten nämlich im Ritterrecht »gerade diejenigen Artikel des Sachsenspiegels, die dank der darin enthaltenen Humanitätsideen so erfreulich auf uns wirken«, und die Veränderungen, die der Verf. des Ritterrechts vorgenommen hat, »haben immer den Zweck, die Macht des Herrn zu erhöhen und dabei die Rechte der Dorfbewohner zu mindern«. Trotzdem sei dieses Recht, dank dem Einfluß des Sachsenspiegels, für die Bauern noch einigermaßen günstig gewesen. Daraus aber zieht der Verf. folgenden Schluß: »Sehr verständlich ist es, daß der spätere Adel keine Freude an dem ma.'lichen Rechtsbuche gefunden hat ..., denn das Ritterrecht enthält keine Bestimmungen, die der Ritterschaft eine bevorzugte Lage sichern.« -- Das Positive des im übrigen als Polemik gegen die deutschbaltischen Geschichtsforscher aufgezogenen Buches von Vīgrabs < 77> ist die Aufhellung der Vorgeschichte der sog. Rosenschen Deklaration vom Jahre 1739, die, wie sich jetzt auf Grund der Forschungen von V. erweist, als ein Gutachten aufzufassen ist, das auf eine im Zusammenhang mit einer bäuerlichen Klagesache vom russischen Justizministerium erfolgte Anfrage über den Umfang der herrschaftlichen Rechte über die Erbbauern, abgegeben worden ist, somit also eine prozessuale Rolle gespielt hat. Der darstellende Teil des Buches enthält folgende Kapitel: Die Rosensche Deklaration und ihre bisherige Bewertung. Die Entstehungsgeschichte der Rosenschen Deklaration in ihrer Bedeutung für die Bewertung der Deklaration. Die Klagen des Müllers Jaan als Vorgeschichte der R. Dekl. Die Entscheidung der Klagen des Fonalschen Müllers Jaan und die R. Dekl. Die geschichtliche Bedeutung der R. Dekl. Als Beilagen sind die die Klagesachen des Müllers Jaan betreffenden Prozeßakten abgedruckt. -- Der sich mit der Lage der Bauern in Livland und in Estland im 18. Jh. befassende Vortrag von Vīgrabs < 78> ist lediglich als ein Meisterstück tendenziöser Darstellungskunst zu werten. --Arbusow < 79> geht auf den Zweck, die Entstehungsgeschichte und die Quellen des von J. v. Schrader und J. G. v. Budberg im Auftrage des Landtages verfaßten Landrechtsentwurfes ein und vergleicht diesen Entwurf mit der aus dem Jahre 1739 stammenden Rosenschen Deklaration in bezug auf ihren Wert als historische Quelle. Den zum Abdruck gelangten Auszügen aus dem Landrechtsentwurf ist das mit Quellenangaben sowie mit Streichungen, Ergänzungen und Berichtigungen der Revisionskommission versehene Urmanuskript zugrunde gelegt. --Stepermanis < 80> berichtet über die gegen die Leibeigenschaft in Kurland und Livland gerichteten philosophischen Betrachtungen Johann Georg Eisens (1717--1779). --Karstens < 81> befaßt sich mit einer in lettischer Sprache erschienenen Arbeit von Stepermanis über »K. F. v. Schoultz auf Ascheraden und seine soziale Tätigkeit« (Acta Univ. Latv. Phil. Serie III, 5. Riga 1936. S. 105--168 b).

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Einblick in einen interessanten Zug des ma.'lichen Zunftwesens vermittelt der Beitrag von Margus < 82>, der über den Kampf des wie überall so auch in Reval als verächtlich geltenden Leinweberamtes um Aufnahme in die St. Olai-Gilde berichtet und zwei in diesem Zusammenhang zwischen der St. Olai-Gilde in Reval und der Kleinen Gilde in Riga gewechselte Briefe veröffentlicht. -- Auf Grund von Amtsbüchern verschiedener Zünfte und Berichten alter zünftiger Meister Pernaus schildert Aschkewitz < 83> den Handwerksbrauch im alten Pernau. -- Als Gründe für den Niedergang des deutschbaltischen Handwerks im 19. Jh. nennt Aschkewitz < 84> das um die Wende des 19. Jh.'s einsetzende Versiegen des Zuwandererstromes aus Deutschland, den sozialen Aufstieg und die Abwanderung nach Rußland. Von verhängnisvollen Folgen ist schließlich die von seiten der russischen Regierung verfügte Aufhebung des Zunftzwanges in der zweiten Hälfte des 19. Jh.'s gewesen.

Im Gegensatz zur Ansicht Hahns <1936, S. 619> stimmt Seeberg-Elverfeldt < 85> mit älteren Auffassungen überein, daß Libau, als es bei der Auflösung des livländischen Ordensstaates um 1560 an Herzog Albrecht von Preußen fiel, ein Fischerdorf gewesen sei, dessen Einwohnerschaft einige deutsche Ordensvasallen, der deutsche Strandvogt und eine Reihe lettischer Fischer bildeten. Erst während der Zeit seiner Zugehörigkeit zu Preußen ist Libau in erstaunlich schneller Entwicklung zu einem städtischen Gemeinwesen, und zwar deutschen Charakters, geworden. Auf Grund der reichlichen Quellen, die ein reiches deutsches Namenmaterial vermitteln, zeigt der Verf., wie sich dieser Prozeß vollzogen hat. --Seuberlich < 86> weist darauf hin, daß eine Erforschung der Geschichte der kleinen baltischen Städte sich nicht nur mit der Berücksichtigung politischer Momente begnügen dürfe, daß es notwendig sei, auch auf das Leben innerhalb der Stadt selbst einzugehen, dieses sich aber nur erschließe auf der Grundlage »eines feinsorgsamen Wissens um die soziologisch-genealogische Zusammensetzung der Bürgerschaft«, und gibt in seiner Untersuchung über die im Quartalkassenbuch der Meister der Schneiderinnung zu Goldingen für das Jahr 1661 genannten Schneidermeister und die Beziehungen und blutlichen Bindungen der Meister untereinander in diesem Sinne einen Beitrag zur Geschichte Goldingens.

Die bisher zur Personenkunde der Literaten Kurlands erschienene Literatur, die über die Prediger, Ärzte, Lehrer und Apotheker Kurlands unterrichtet, erfährt mit der Arbeit von Räder < 89> eine Ergänzung hinsichtlich der Juristen Kurlands. Nach einer kurzen historischen Einleitung über das Justizwesen in Kurland von der Zeit der Unterwerfung Kurlands unter russische Herrschaft 1795 bis zur Justizreform 1889 werden chronologische Verzeichnisse der in den einzelnen juristischen Ämtern tätig gewesenen Personen gegeben. Hieran schließt sich ein mit biographischen und genealogischen Daten versehenes alphabetisch geordnetes Verzeichnis der Gerichtssekretäre und Advokaten. --Keßler <S. 92, Nr. 1739> bringt eine Reihe von Ergänzungen zu dem 1910 in zweiter Auflage erschienenen Buch von Th. Kallmeyer und G. Otto über »Die evangelischen Kirchen und Prediger Kurlands«. -- Ergänzungen hierzu finden sich auch in den von Räder < 90> besprochenen Friedrichstädtschen Akten vom Ende des 16. Jh.'s, in denen auch Daten über den bisher nur dem Namen nach bekannten Advokaten Dr. jur. Gerhard Frost enthalten sind.

Die auf einem reichen Aktenmaterial aus den Archiven von Riga, Dorpat


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und Hirschenhof beruhende historische Untersuchung von Conze < 92> behandelt die 1766 von der russischen Zarin Katharina II. in Livland angelegte deutsche Kolonie Hirschenhof, ihre Entstehung, ihr Werden und ihren Reifeprozeß bis zum gegenwärtigen Zustand. Inhalt: Kolonisationspolitik Katharinas II. Livland und Katharina II. Der Kolonialvertrag von Oranienbaum. Die Besiedelung. Die Jahre der Not und des Werdens. Die Verfassung der Kolonie. Erbrecht, soziale Entwicklung und Handwerk der Kolonie. Bevölkerungsentwicklung und Auswanderung. Die Landwirtschaft. Kirche und Schule. Der Weltkrieg. Ausblick auf die Gegenwart. Im Anhang wird der Text des Kolonialvertrages vom 17. August 1766 veröffentlicht und der Text des »Schiffbuchs«, das die Namen der ersten Einwanderer enthält. -- Die Kolonie Winterfeld, über die Groß < 94> berichtet, ist im Jahre 1907 von Landrat Max von Sievers begründet worden.

Der Untersuchung von T. Schmid < 96> liegt ein in der Universitätsbibliothek zu Uppsala vor einigen Jahren wiedergefundenes Brevier des zum Zisterzienser-Orden gehörenden Magdalenenklosters sowie einige ebenfalls in der Univ.-Bibl. zu Uppsala befindliche Handschriften des Jesuitenkollegs zu Riga zugrunde. Der von Arbusow redigierte 2. Bd. der nachgelassenen Schriften des 1933 verstorbenen Rigaer Stadtbibliothekars Nicolaus Busch < 97> enthält vier Arbeiten von Busch. I. Einführung in die Geschichte der Rigaer Stadtbibliothek und ihre Bestände. S. 1--31. Es handelt sich hierbei um einen Vortrag, den Busch im September 1925 in den Räumen der Bibliothek gehalten hat. Er beginnt mit der Wiedergabe des ältesten aus dem Jahre 1524 stammenden Schriftstücks, das von dem Vorhandensein einer öffentlichen Bibliothek in Riga Kunde gibt, und betrachtet dann Schritt für Schritt die Schicksale der Bibliothek, besonders im 16. und 17. Jh., im engsten Zusammenhang mit dem politischen und geistigen Geschehen in der Stadt Riga. Daran schließt sich eine Einführung in die ältesten Bestände der Bibliothek, wobei die einzelnen Werke unter dem Gesichtspunkt ihrer Einwirkung auf das geistige Leben Rigas betrachtet werden. Zum Schluß geht Busch auf die von ihm angelegte Sammlung handschriftlicher Eintragungen in den Büchern der Stadtbibliothek ein. II. Die ma.'lichen Bücher der Rigaer Stadtbibliothek. S. 32--93. Über die Absicht dieser Arbeit äußert sich B. in der Einleitung: »Neben der Hoffnung, auf Grund des vorhandenen Materials auch bei uns, unter Berücksichtigung der jetzt auf eine völlig neue Entwicklungsstufe gelangten Studien über ma.'liches Geistesleben, Forschungen über Wege und Richtung der Bildung jener Zeit anzuregen, war für die nachfolgende anspruchslose, des Zusammenhanges wegen auch Allbekanntes erwähnende Aufzählung der im erzbischöflichen Riga benutzten Autoren, auch der Wunsch bestimmend, für die Angestellten der Bibliothek ein Nachschlagebuch über die alten, wenig bekannten Bücherschätze unserer Stadt zu schaffen.« Die Betrachtung über die im ma.'lichen Riga gelesenen Autoren und ihre in der Stadtbibliothek befindlichen Werke wird in folgender Gliederung gegeben: 1. Theologie. Philosophie. Enzyklopädische Werke. 2. Hagiologie und Liturgik. 3. Logik. 4. Juristische Literatur. 5. Geschichtswerke. 6. Naturwissenschaft, Medizin. 7. Schöne Literatur. 8. Varia. Das 9. Kapitel enthält Verzeichnisse der aus Rigaer Klöstern und Kirchen stammenden Bestände. A.: Aus dem Rigaer Franziskanerkloster zu St. Katharinen. B.: Aus der Bibliothek des Dominikanerklosters zu St. Johann. C.: Bücher, die sich als ehemaliger Klosterbesitz erweisen,


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sich aber keinem bestimmten Konvent zuweisen lassen. D.: Aus dem Dom zu Riga. Die nächsten Arbeiten dieses Buches sind Mitteilungen Buschs in den Sitzungen der Ges. f. G. u. A. zu Riga vom 20. XII. 1920 und 12. IX. 1922: III. Neugefundene Bruchstücke des Rigaer niederdeutschen Gesangbuches aus dem 16. Jh., S. 93, und IV. Drei ma.'liche Rigaer Handschriften in der Universitätsbibliothek zu Uppsala. S. 95--97.

Zu den Fragen, die Busch besonders am Herzen gelegen haber, gehörte auch die Erforschung der noch wenig beachteten Musikgeschichte des Landes. Der Schlußsatz der vorliegenden Studie < 98>, in der B. der Musikpflege in Riga vom 15. bis 18. Jh. nachgeht, zeigt, wie hoch die baltische Musikkultur von ihm bewertet wurde: »Unsere alten Musikalien sind nicht nur als Urkunden zur Psychologie vergangener Zeiten wichtig, sie bergen vielfach einen Wert, der uns wie jedes wahre Kunstwerk auch heute noch reicher machen kann.«

G. Schmidt < 99> stellt ihre sprachgeschichtliche Untersuchung über die Rezeption der hochdeutschen Schriftsprache in den Rahmen einer Untersuchung über die Geschichte der niederdeutschen Sprache in Riga bis zum Ausgang des 16. Jh.'s, wobei besonders auf die niederdeutsche Sprache der rigaischen Ratskanzlei, ihre Entstehung, ihre Prägung zur »Schriftsprache« und ihren Verfall als Ausdruck und Folge der politischen und kulturgeschichtlichen Entwicklung Rigas eingegangen wird. Inhalt: I. Der Rat der Stadt Riga und die Anfänge der Ratskanzlei. II. Sprachliche Veränderungen bis zum Ausgang des 15. Jh.'s. 1. Der Übergang von der lateinischen zur niederdeutschen Schriftsprache. 2. Veränderungen des Niederdeutschen. III. Politische und geistesgeschichtliche Umwälzungen in Riga während des 16. Jh.'s. IV. Der Übergang von der niederdeutschen zur hochdeutschen Schriftsprache innerhalb der rigaischen Ratskanzlei. 1. Die Sprache der Obersekretäre. 2. Die Sprache der Untersekretäre und Substituten. 3. Die Sprache der Ratmannen. V. Kanzleiordnung vom Jahre 1598. VI. Anhang. Die gesprochene Sprache. Rigaische Inschriften. 2 Tabellen, die den Übergang zur hochdeutschen Sprache in den Briefen und in den Urkunden des rigaischen Rats verdeutlichen, eine Übersicht über die rigaischen Stadtschreiber bis zum Ende des 16. Jh.'s und eine Reihe von Handschriftenproben rigaischer Stadtschreiber vervollständigen die wertvolle Arbeit.

Im Zusammenhang mit den Aufsätzen von Hehn < 101, 102> über die Bedeutung der Forschungstätigkeit der deutschen Landpastoren für die Begründung und Entwicklung des lettischen Schrifttums, für das Erhalten und Sammeln von lettischem Volksgut und für die geistliche und geistige Erziehung des lettischen Volkes sei hier auch noch einmal nachdrücklich auf die grundlegende und umfassende Arbeit von Schaudinn <1936, S. 620 Nr. 27> hingewiesen.

Am Beispiel des estländischen Edelmannes Peter Aug. Fr. v. Üxküll, dessen neuerdings im Revaler Stadtarchiv aufgefundenen 16 Aquarellbilder davon zeugen, wie er in feinsinniger Weise das estnische Landvolk bei Arbeit und Frohsinn beobachtet hatte, um seine nationale Art in künstlerischer Weise aufzufangen und der Nachwelt zu erhalten, und seines Bruders Berend Johann, der durch sein 1798 aus eigenen Stücken erlassenes privates Bauernrecht ein Vorbild für seine Standesgenossen wurde, sowie des estländischen Pastorengeschlechts Körber, das sich der Pflege des estnischen Schrifttums annahm und in bezug auf die Förderung des estnischen Volksgesanges bahnbrechend gewirkt


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hat, zeigt Rauch < 103>, wie lebendig das deutsche Verantwortungsgefühl auch für die estnischen Heimatgenossen war und wie bedeutsam es für die Entwicklung des Estentums gewesen ist.

Bibliographie und Allgemeines

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2 Friedenthal, J. M.: Gesamtverzeichnis der in den »Beiträgen zur Kunde Estlands« I--XX, in dem »Archiv für die Geschichte Liv-, Est- u. Kurlands«, I, 1--8, II, 1--11, III, 1--4, und in den »Mittheilungen der Ehstländischen Literärischen Gesellschaft«, I--II, erschienenen Aufsätze und Veröffentlichungen <= S. 2, Nr. 21>.

3 Register zu den Mitteilungen aus der livländischen Geschichte. Bd. XIV bis XXV (1890--1937). In: Mitt. livld. Gesch. Bd. 25, H. 4, S. I--V.

4 Baltische Monatsschrift. Verzeichnis der Aufsätze. -- Riga, Plates. 48 S.

5 Blumfeldt, E., N.Loone: Bibliotheca Estoniae Historica. 1877--1917. Bd. 1--3. Dorpat (Tartu), »Loodus« 1933--1937. (Academicae Societatis Historicae scripta VIII./Estonia.)

6 Jahresberichte der estnischen Philologie und Geschichte. Hrsg. von der Gelehrten Estnischen Gesellschaft Dorpat. Bd. I. 1918 (1922). Bd. II. 1919 (1923). Bd. III. 1920 (1926). Bd. IV. 1921 (1934). Bd. V/VI. 1922 (1934). Bd. VII. 1929 (1933). Bd. VIII. 1930 (1935). Bd. IX. 1931 (1938).

7 Valsts bibliotēkas biletens. Red. M. Stumbergs, V. Caune. (Bulletin der Lettländischen Staatsbibliothek. Bibliographisches Journal Lettlands.) Riga 1927--1938.

8 Latviešu zinātne un literātūra. Red. V. Caune. (Lettische Wissenschaft u. Literatur.) 1920--1931. Riga 1921--1935.

9 Štengele, Elza: Latvijas vēstures bibliografija 1918--1935. (Lettländische historische Bibliographie.) Rigā, Vēst. skol. biedr. izd. 1935. 123 S.

10 Giere, W.: Die ostbaltischen Staaten Litauen, Lettland, Estland (1928 bis 1936). In: Geograph. Jb. Bd. 51, S. 358--418.

11 The Central State Archives 1932--1937. Special archival questions. Tartu (Dorpat). 188 S. = Acta Archivi centralis Estoniae Nr. 5. (I: 4.)

12 Hassö, A. G.: Die Bedeutung des dänischen Reichsarchivs für die lettische und estnische Geschichtsforschung. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938) <= 18>, S. 544--567.

13 Bērzinš, J.: Über das Archivwesen Lettlands. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 573--576.

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17 Taube, A. v.: Landespolitik und Volkwerdung. Betrachtungen zur Entwicklung der nationalen Frage in der Geschichte Estlands. 2. erw. u. verb. Aufl. Tallinn (Reval), F. Wassermann. 31 S.

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22 Johansen, P.: Bruchstücke des Landbuches der Ordensmeister für Rujen und Helmet. In: Beitr. Kde. Estlands. Bd. 21, S. 43--61.

23 Die Wahlakte des Otto von Grotthuß zum Hauptmann der kurländischen Ritter- und Landschaft. Mitgeteilt u. bearb. v. Friedrich Frh. v. d. Ropp. In: Balt. familiengesch. Mitt. 1937, S. 6--10, 20--27. (Text d. Urkunde von 1648 u. Verzeichnis der dort angeführten Personen mit geneal. Daten.)

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27 Paulsen, P.: Wikingerwaffen im Baltikum und ihre symbolische Bedeutung. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 146--155, 11 Abb.

28 Švābe, A.: Die Nachwirkungen der lettischen Wikingerzeit in der lettischen Rechtsgeschichte. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 197--205.

29 Šturms, E.: Baltische Alkhügel. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 116 bis 132, 23 Abb.

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Die Auflösung des livländischen Ordensstaates und die Zeit bis 1710

51 Arnell, S.: Die Auflösung des livländischen Ordensstaates 1558--1562. Lund, Akad. avh., XXV, 278 S.

52 Vogel, W.: Die Ostseekämpfe 1561--1721 im Rahmen der europäischen Politik. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 331--340.

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54 Tyszkowski, K.: Die Gegenreformation in Livland zur polnischen Zeit (1561--1621). In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 357--366.

55 Kuntze, E.: L'organisation de la Livonie aux temps de l'ancienne République Polonaise. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 353--356.

56 Ramm-Helmsing, H. v.: Riga und Danzig in ihren Wechselbeziehungen zur Zeit ihrer Zugehörigkeit zu Polen-Litauen. Ein Beitrag zur polnischen Städte- und Zollpolitik. In: Hans. Gesch.-Bll. Jg. 62, S. 150--172.

57 Piwarski, K.: Das baltische Problem in der öffentlichen Meinung in Polen im XVII. Jh. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 487--491.

58 Brackmann, A.: Die Anfänge der polnischen Ostseepolitik. In: Jomsburg, Jg. 1, S. 129--142.

59 Lepszy, K.: Die Bedeutung der polnischen Kriegsmarine im 16. Jh. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 367--372.

60 Arbusow, L.: Das Jahr des Umbruchs 1561 und seine wichtigste Urkunde. In: Rig. Rundschau 1937, Nr. 15.

61 Aidnik, E. - E.: Zur Geschichte des »Privilegiums Sigismundi Augusti« für die livländische Ritterschaft vom 28. XI. 1561. In: Hist. Zt. Bd. 157, S. 69 bis 74, u. in: Rig. Rundschau 1937, Nr. 178.



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63 Zeeh, E.: Gustav Adolf und die Belagerung Rigas im Jahre 1621. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 401--409 mit 1 Kartensk.

63a Liljenberg, C. - G.: Militärchargen in Schweden vor und nach 1621. In: Balt. familiengesch. Mitt. 1937, S. 42--44.

64 Jakobsson, Th.: Über die Schußweiten der schwedischen Artillerie zur Gustav-Adolf-Zeit. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 410--419.

65 Ahnlund, N.: Die Ostseeprovinzen und der Reichstag Schwedens. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 420--426.

66 Arfwidsson, Fr.: Försvaret av Östersjöprovinserna 1708--1710. I-II: 1. Gefle 1936. Akad. avh. XXII, 422 S., 1 Karte, 5 Pl.

67 Backmann, St.: Karl XII. und der Kampf um das Schicksal Osteuropas. In: Jomsburg, Jg. 1, S. 207--215.

Herzogtum Kurland

68 Mattiesen, H.: Herzog Jakobs Vertrag mit Oliver Cromwell. Sitzungsberr. Kurld. Ges. Mitau 1934 (1935), S. 7--18. Photogr. d. Urkunde.

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70 Lukinich, E.: Über die siebenbürgischen Beziehungen des Herzogs Jakob von Kurland. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 435--456.

Zur Geschichte des 19. u.20. Jh.'s

71 Masing, G.: »Vous êtez allemand'.« Zwei Briefe Parrots an Nikolai I. In: Balt. Mhh. 1937, S. 228--236, 249--252.

72 Bielenstein, A.: Mit ungleichen Waffen. Aus den Lebenserinnerungen von A. B. Hrsg. von H. B. In: Balt. Mhh. 1937, S. 100--106.

73 -us.: Mihkel Aitsam über »Das Jahr 1905 mit seinen Vor- und Nachspielen«. In: Balt. Mhh. 1937, S. 181--183.

74 Rohden, A. von: Dorpat, Dezember 1918. In: Balt. Mhh. 1937, S. 206 bis 210.

Stände- und Bevölkerungsgeschichte

75 Maydell, E.Baron: Der bürgerliche Gutsbesitz in Alt-Estland. In: Balt. Mhh. 1937, S. 215--228.

76 Wipper, R.: Der Sachsenspiegel und das livländische Ritterrecht. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 206--213.

77 Vīgrabs, J.: Die Rosensche Deklaration vom Jahre 1739. Tartu (Dorpat), Akad. Koop., 121, 95 S.

78 Vīgrabs, J.: Aufgaben und Ergebnisse der Erforschung der Lage der Bauern in Livland und Estland im XVIII. Jh. In: Conv. hist. Balt. 1937 (1938), S. 492--500.

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82 Margus, Al.: Die Aufnahme des Leinweberamtes in die St.-Olai-Gilde. In: Beitr. Kde. Estlands, Bd. 21, S. 62--64.

83 Aschkewitz, M.: Handwerksbrauch im alten Pernau. In: Balt. Mhh. 1937, S. 324--334.

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85 Seeberg-Elverfeldt, R.: Das Deutschtum Libaus zur Zeit der Zugehörigkeit des Amtes Grobin zu Preußen (1560--1609) <= S. 86, Nr. 1623>.

86 Seuberlich, Erich: Alte Familienverbindungen im baltischen Handwerk. Aus dem »Meisterbuch der Schneiderinnung zu Goldingen« 1661 bis etwa 1710. In: Balt. Mhh. 1937, S. 564--570.

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88 Seuberlich, Erich: Über Alt-Dorpater Ratsfamilien <= S. 92 Nr. 1740>. 1. Ratsherr Erasmus Paul (um 1600). 2. Rheder (Reder)-Schlueter (17. Jh.)

89 Räder, W.: Die Gerichtssekretäre und Advokaten Kurlands 1795--1889. Auf Veranlassung der Geneal. Ges. Lettlds. bearb. Tartu (Dorpat) 1938, 54 S. = Balt. familiengesch. Mitt., Sonderheft Nr. 1.

90 Räder, W.: Aus Friedrichstädtschen Akten. In: Balt. familiengesch. Mitt. 1937, S. 59--62.

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92 Conze, W.: Hirschenhof. Die Geschichte einer deutschen Sprachinsel in Livland. Berlin, Junker & Dünnhaupt 1934, 153 S. mit 2 Kartensk.

93 Conze, W.: Die deutsche Volksinsel Hirschenhof im gesellschaftlichen Aufbau des baltischen Deutschtums. In: Auslandsdt. Volksforschg., Jg. 1, S. 152--163.

94 Groß, R.: Von Art und Herkunft der Winterfelder Kolonisten. Nach Erzählungen der deutschen Bauern. In: Balt. Mhh. 1937, S. 497--527.

Rechts-, Geistes- und Kulturgeschichte

95 Blaese, H.: Bedeutung und Geltung des römischen Privatrechts in den baltischen Gebieten. Leipzig 1936. XIII, 76 S. = Leipziger rechtswiss. Studien. H. 99 [13.--19. Jh.].

96 Schmid, Toni: Stundengebet und Heiligenverehrung im Magdalenenkloster zu Riga <= S. 127 Nr. 2410>.

97 Busch, N.: Die Geschichte der Rigaer Stadtbibliothek und deren Bücher. Nachgelassene Schriften, II. Bd. Red. von L. Arbusow. Hrsg. von der Rigaer Stadtverwaltung. Riga, 97 S.

98 Busch, N.: Alt-Rigas Musikkultur. In: Balt. Mhh. 1937, S. 642--654.

99 Schmidt, Gertrud: Das Eindringen der hochdeutschen Schriftsprache in der rigaschen Ratskanzlei. In: Mitt. balt. Gesch. (N. F. d. Mitt. a. d. livld. Gesch.), Bd. 1, 1938, 87 S., 17 Tfln.

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101 Hehn, J. v.: Die deutschen Landpastoren in der Entwicklung des lettischen Schrifttums. In: Balt. Mhh. 1937, S. 267--279, 423--436.

102 Hehn, J. v.: Deutsche Kultur und lettisches Volkstum vom 16. bis zum 18. Jh. In: Jomsburg, Jg. 2, 1938, S. 1--28.



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103 Rauch, G. v.: Die estnische Volkskultur und der deutsche Gutsherr und Pastor. In: Jomsburg, Jg. 1, 1938, S. 490--493.

104 Pohrt, O.: Eine bisher unbekannte Silberschüssel aus dem 16. Jh. Alt-Revaler Herkunft. In: Beitr. Kde. Estlands. Bd. 21, S. 9--11, 2 Abb.

105 Tuulse, A.: Zur Baugeschichte der Tallinner (Revaler) Burg. In: Sitzgs.-Berr. Gel. Estn. Ges. 1935 (1937), S. 41--96.

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107 Kampe, P.: Die Baugestaltung der Gotteshäuser in Vidzeme (im lettischen Teil Livlands) in den letzten 50 Jahren schwedischer Herrschaft (1660--1710). Riga, 238 S., 103 Abb. (Acta Univ. Latv.) (Lettisch mit deutscher Zusammenfassung. S. 198--230.)

108 Holst, N. von: Baltenland. -- Berlin, Deutscher Kunstverlag, 112 S. Abb.

109 Hueck, L. v.: Estländische Städtebilder. Reval, Pernau, Narwa. In: Balt. Mhh. 1937, S. 193--199, 321--324, 697--702.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)