II. Siedlungs- und Ortsgeschichte.Die ländliche
Siedlung zu deutschem Recht in den Gebieten Sieradz, Lentschütz, Kujawien und dem Doberner Lande bis zum Jahre 1370
beleuchtet eine polnische Arbeit von J. Masłowski <
7>, die die polnische These verficht, daß volksmäßig nur
sehr wenige Deutsche vorhanden waren (Abschn. III, S. 227--240), gegenüber der eine Darstellung von deutscher Seite
demnächst zu erwarten ist. -- Mit einem Zeitschriftenaufsatz über die ma.'liche deutschrechtliche Kolonisation
und Waldrodung in Kujawien und Masowien, der auch eine lange Dorfliste enthält, veröffentlicht Dr. W.
Maas <S. 77, Nr.
1456> einen weiteren Abschnitt seiner ungedruckten Pariser Thèse
von 1934: La Forêt en Cujavie et Masovie Occidentale in deutscher, ergänzter Fassung, vgl. für die
früheren <1935, S. 632; 1936, S. 436>. -- Ein stattlicher polnischer Band, verfaßt von Richter A.
Kuczera über das Samborer Land <
8> stellt eine wertvolle geschichtliche Leistung dar, die besonders im 5.
Teil allerlei zur ma.'lichen deutschen Einwanderung bringt (vgl. Z. 33, 290 f.). -- Eine kurze Übersicht über
den preußischen Staat als Kolonisator im Gebiet von Süd- und Neuostpreußen 1793--1806 gibt als Auszug
früherer Forschungen der aus der Gegend stammende Prof. Dr. A. Müller in Danzig <S. 86, Nr.
1631>. -- Am Beispiel einiger deutscher Dörfer um Lodz zeigt der dort
geborene Berliner Forscher Dr. E. O. Koßmann <
9>, aus wie verschiedenen Gegenden Deutschlands die Siedler in den Osten
gekommen sind, wobei aber Posen im Vordergrund stand. -- Ungefähr zur 100-Jahrfeier der Einwanderung von Hessen in
die gleiche Lodzer Gegend behandelt derselbe Verf. diese Erscheinung erstmalig <S. 88, Nr.
1666> und erläutert die Herkunft der Enttäuschungen erlebenden
rund 500 Familien einschließlich einiger Badener wiederum durch eine genaue Karte. -- In drei Aufsätzen
stellt A. Pokrandt nach Königsberger Akten einesteils die Auswanderung aus Ostpreußen nach
dem heutigen Nordpolen um 1800 <S. 88, Nr.
1660> dar, die schon zu altpolnischer Zeit begann und dann zu
preußischer fortgesetzt wurde, wobei aber ein völkisches oder verdeutschendes Ziel Preußen ferngelegen
habe, anderseits schildert er die nach 1815, z. T. übrigens schon nach dem Zusammenbruch von Jena und
Auerstädt beginnende Gegenbewegung der Rückwanderung aus dem ehemaligen Süd- und Neuostpreußen nach
Ostpreußen und dem Ermland <S. 84, Nr.
1583,
1584> infolge der Bedrückungen durch die Polen,
S.634 die aber von Preußen nur schleppend durchgeführt wurde und nicht das Ausmaß annahm, das es hätte erreichen können. -- Eine andere Wanderrichtung, besonders nach den polnischen Aufständen des 19. Jh.'s, ging nach Wolhynien. Über die recht verschiedene Herkunft des dortigen Deutschtums, das jetzt allmählich zu einem deutschen Neustamm zusammenwächst, gibt W. Kuhn einen Überblick in großen Zügen < 10>. -- Das Gegenstück dazu bildet ein Aufsatz über das geschichtliche Werden des gleichen Deutschtums aus der Feder seines Bielitzer Landsmannes, Ing. A. Karasek < 11>, der sich naturgemäß in manchem mit dem vorigen berührt. -- Eine lebensvolle Darstellung der Auswanderung deutscher Bauern des Gostyniner Landes eben nach Wolhynien in den Jahren 1855 bis 1885 zeichnet weiter der beste Kenner des kongreßpolnischen Deutschtums, der seiner Schulleiterstelle verlustig gegangene A. Breyer <S. 88, Nr. 1661>, bei der besonders Berichte alter Leute und die Kirchenarchive auch statistisch ausgewertet wurden. Wir erfahren die Gründe und Folgen des Zuges, der die Lebenskraft des Deutschtums im Gostyniner Lande auf Jahrzehnte brach, dafür aber einen neuen hoffnungsvollen Ableger im Osten schuf. -- Der Aufsatz von W. Kuhn über die deutschen Ortsnamen in Wolhynien < 12> gibt mehr, als der Titel verspricht, weil er auch andere Siedlungsgruppen zum Vergleich heranzieht und einige allgemeine Regeln herausstellt. |
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