I. Ortsnamen.

Das Jahr 1938 brachte zum 80. Geburtstage E. Schröders als Festgabe seiner Freunde und Schüler seine gesammelten, zum Teil an entlegener Stelle veröffentlichten und schwer zugänglichen Aufsätze zur Kunde deutscher Personen- und Ortsnamen < 506>. Auch volkstümliche Aufsätze sind aufgenommen, die sich an einen weiteren Kreis wenden. Der anregende Aufsatz »Über Ortsnamenforschung« führt in die Namenprobleme des Landes um den Harz ein, nach Hessen ein Beitrag »Die Ortsnamen Hessens und seine Besiedlung«, ein anderer handelt über die Geschichte der Ortsnamen auf -rode und -hagen. Sonderfragen kommen weiter zum Wort in den »Deutschen Burgennamen«, in »Pyrmont und die französischen Burgennamen auf deutschem Boden«, »Burg und Tal«, »Über das Participium Praesentis in Ortsnamen«, »Krähwinkel und Konsorten«. Die deutschen Furtnamen werden erörtert in »Frankfurt und Salzwedel«. Die Flußnamen kommen zu Worte außer in dem seinerzeit im Reallexikon der germanischen Altertumskunde veröffentlichten Artikel noch in »Vacha und Fischbach«, worin über Lachszug und Siedlung an deutschen Flüssen gehandelt wird, außerdem in dem Beitrag »Haupt als Quelle«. Die Namenangleichung an die Nachbarschaft behandelt ein anderer Aufsatz. Weitere Beiträge betreffen »Harug, Harah in Ortsnamen«, den Namen der Externsteine, die heute wieder in den Vordergrund des Interesses gerückt sind, die Werla, das Ortsnamengrundwort »Wang«. Angesichts der sicheren Beherrschung des Stoffes und des weiten Blickes müssen wir es bedauern, daß Edward Schröder seinen Plan einer Deutschen Namenkunde nicht ausgeführt hat.

Schnetz < 561> versucht zu zeigen, daß nicht »decumates« agri bei Tacitus Germ. 29, sondern decumatos zu lesen sei. Die maßgebende Lesart -athes sei eine falsche Lesung für -atos. Die Erklärung der strittigen Stelle sei, jedes zehnte Flurstück morden, dem Verfall anheim geben. In Fortsetzung seiner Untersuchungen zu Flußnamen Deutschlands < 536> bespricht er den ptolemäischen Flußnamen ΟὐιαδοἋασ, für den er eine neue Ableitung aufstellt und die Flußnamen Ipada und Linac beim anonymen Geographen von Ravenna. In Ipada sieht er eine Verschreibung für Hase, in Linac eine Verderbnis für Lipia »Lippe«. Schöll < 560> bemüht sich, den ersten Teil des keltischen Namens für Worms Borbetomagus mit den drei weiblichen Gestalten Embede, Warbede, Wilbede des Wormser Steinmales in Verbindung zu bringen, ohne aber damit die entstehenden sprachlichen Schwierigkeiten lösen zu können. Gamillscheg, Alh »Opferstelle, Hain« in nordfranzösischen Ortsnamen (Zs. f. Namenforschung


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14, S. 5--17) führt eine Gruppe von französischen Ortsnamen wie Nivelles, Bonafles usw. auf sächsische nij-alch aus niuwi-baud-alh »neuer Götterhain«, baudalh »Götterhain« zurück und betrachtet sie als Ausstrahlung der sächsischen Siedlungen von der Meeresküste aus.

In der im Vordergrund der Forschung stehenden Frage der germanischen Ortsnamen in Frankreich <1937, S. 198 ff.>, über den Umfang der fränkischen Landnahme, die Entstehung der deutsch-französischen Sprachgrenze und die Bedeutung der fränkischen Ortsnamen gehen die Ansichten noch sehr auseinander. Mit Petris These <1937, 1620>, daß die Sprachgrenze als Rückzugslinie eines einst bis zur Loire reichenden fränkischen Ausdehnungsgebietes zu betrachten sei, setzt sich der gute Kenner der deutsch-französischen Sprachgrenze in Lothringen Hans Witte (Zs. f. Namenforschg. 14, S. 206 ff.) auseinander. Er verweist darauf, daß die Sprachgrenze dort fest geworden sei, wo das eigentliche Kerngebiet des fränkischen Stammes abschloß. Wie die vorgeschobenen Teile der Franken schließlich romanisiert worden seien, so seien die östlich der heutigen Sprachgrenze zurückgebliebenen Romanen endlich deutsch geworden. Gamillscheg < 1730> bemüht sich in Ergänzung seines Buches <1933/34, 688; 1935, 470; 1936, 459> und angeregt durch Petris reiches Material zu zeigen, daß aus der Gestalt der fränkischen Ortsnamen im Französischen bisweilen auf verschiedene Übernahmezeit zu schließen ist und daß die germanische Siedlungsbewegung in Nordfrankreich fortdauerte. Auch sächsisch-friesische sowie flämische Nachwanderung ist vorhanden. Es werden nun Gebiete von der Zuwanderung erfaßt, die zur Landnahmezeit von der germanischen Einwanderung noch nicht ergriffen wurden. Die Annahme, daß einmal ganz Nordfrankreich bis zur Loire eine germanische Mehrheit besessen habe, erklärt er wie Witte als unhaltbar, da abgesehen von wenigen Randgebieten nirgends eine Unterbrechung der altromanischen Überlieferung unter dem Einfluß einer germanischen Bevölkerung nachweisbar ist. Petri < 1731> benützt die Auseinandersetzung mit seinen Kritikern dazu, um die Frage nach dem germanischen Anteil an der Gründung des Frankenreiches nochmals aufzurollen. Er wendet sich gegen eine maßgebliche nachfränkische Zuwanderung, spricht sich gegen die Zuweisung der Namen auf -ingheim in eine spätere Zeit aus, da sie zwar nicht der frühesten germanischen Namenschicht angehören, aber doch unzweifelhafte Zeugnisse der Landnahmezeit seien, bringt auch gegen die Zuweisung einiger Namen auf -baki in spätere Zeit begründete Bedenken vor. Weder -beke noch -bise, noch -biki und -bie beweisen nach ihm etwas für die germanische Nachwanderung. Auch die räumliche Lage spreche gegen die Richtigkeit der siedlungsmäßigen Aufspaltung, ebenso die geschichtliche Wahrscheinlichkeit. Trotzdem er zugibt, daß sich gegen manche seiner Etymologien begründete Einwendungen vortragen lassen, hält er seine Gesamtdeutung der fränkischen Siedlungsvorgänge für unwiderlegt und betont den Ausgleichscharakter der Sprachgrenze. Der Untergang germanischer bzw. romanischer Ortsnamenformen im französischen bzw. deutschen Teile habe zusammen mit dem Ortsnamenausgleich dazu geführt, daß die Verhältnisse verdunkelt worden sind. Gegen die Möglichkeit, Stammes- und Herkunftsfragen mit Hilfe der Ortsnamen zu lösen, stellt er sich zweifelnd. Als Ergebnis stellt sich ihm auch neuerdings dar, daß die Sprachgrenze nicht die ursprüngliche fränkische Siedlungsgrenze, sondern erst das Schlußergebnis der germanischen-romanischen Wiederabkehr voneinander ist. -- Die Schlußlieferung zu Helboks


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Grundlagen der Volksgeschichte Deutschlands und Frankreichs < 1622> bietet auch wichtige Ortsnamenkarten, die die Forschung sehr befruchten und hoffentlich bald auf Norddeutschland ausgedehnt werden. --Hoffmann < 489> glaubt im Anschluß an Tacitus, daß der Einzelhof, benannt hûs oder hof, das Landschaftsbild Germaniens beherrscht habe. Städte gab es jedenfalls nicht, die Kleingehöfte in der Umgebung des großen Hofes seien ursprünglich thorp genannt worden. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten sei mit römischen Kaufleuten der lateinische vicus in das fränkische und sächsische Sprachgebiet gedrungen und mit den Sachsen nach England gewandert. Die Deutschen gewöhnten sich, den Namen wihs solchen Dörfern oder Gehöften zu geben, in denen die römischen Kaufleute regelmäßig verkehrten oder sich sogar niederließen. Wik und thorp waren also nicht dasselbe. Die älteste Bedeutung von wik sei »Handelsplatz« gewesen. Schleswig war zuerst ein Dorf Sliesthorp, aber fünfzig Jahre später ist die Rede von Sliaswic. In dem ältesten Werdener Urbar werden nur sieben altsächsische Ortsnamen auf -wik genannt. In diesen Wiks spielte sich der Handel mitten in einem rein ländlichen Gebiet ab. Um die Mitte des 12. Jh.'s tritt wikbilde auf, das von da nach Mitteldeutschland vordringt. Der älteste Beleg steht in der Gründungsurkunde von Leipzig 1156--1170. Hoffmann erklärt das abweichend von anderen als bilede, »Bild«, und sieht darin »Grenzpfahl mit einem bildlichen Hoheitszeichen«, dann gültig für das Recht, das diesen Kaufleuten verliehen wurde. Schon um 1200 muß die örtliche Bedeutung vorhanden gewesen sein, Weichbild begegnet vereinzelt sogar als Ortsname. Es fehlt der Hinweis auf das oberdeutsche und fränkische Ortsnamengrundwort -wis aus -wihs, das eher auf einheimische Herkunft deutet. Auch müssen Dörfer schon zur Zeit des Tacitus vorhanden gewesen sein.

Szadrowsky < 567> untersucht an der Hand des von A. Bachmann gesammelten Stoffes eine schweizerdeutsche Wortbildungsweise, die auf lateinischem -aria beruht, z. B. das weibliche Chalchere, »Ort, wo Kalk gebrannt wird«, Waltere, »Besitz der Familie Walter«. Dieser Typus ist auf die Schweiz und das östlich angrenzende Gebiet beschränkt, also auf eine an die romanische Sprachgrenze anstoßende Landschaft. Belege reichen bis in die althochdeutsche Zeit zurück. Zum Teil handelt es sich bei den Ortsnamen um volle Entlehnung schon von den Romanen gebildeter Namen, zum Teil um Nachbildungen mit deutschen Grundwörtern. Die Entlehnung wird erklärlich, wenn man annimmt, daß Alemannen und Romanen jahrhundertelang nicht nur an der Sprachgrenze, sondern im ganzen schweizerischen Mittellande neben- und durcheinander gewohnt haben. -- Der ungeklärte erste Bestandteil im Namen Kettwig an der Ruhr, Katwijk an der Maas und aan Zee wird von Kaspers < 537> als »Winkel, Krümmung« gedeutet, wofür spricht, daß alle drei Orte an einem vom Wasser gebildeten Winkel liegen. Auch sprachlich läßt sich diese Ableitung begründen. -- In der durch das Wessobrunner Gebet berühmten Handschrift der Münchener Staatsbibliothek ist zweimal der Name Istria für Bayern gebraucht, der sonst nirgendwo genannt ist. Er ist nach Kretschmer < 576> von Ister, »Donau«, abgeleitet, Istria, »Donauland«, wäre dann der Nachfolger des sich gleichfalls auf die Lage an der Donau beziehenden Namens Noricum ripense und im 8. Jh., vielleicht nur bis 788, verwendet worden, worauf es von Avaria abgelöst wird.

An O. Bethges Aufsatz »Fränkische Siedlungen in Deutschland auf Grund


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von Ortsnamen festgestellt« (Wörter und Sachen 6, 1914) anknüpfend, macht Kaspers < 573> auf eine Anzahl von mehr oder minder gleichlautenden, inhaltlich verwandten Namen aufmerksam, die relativ nahe beisammen liegen und in Beziehungen zu stehen scheinen. Er fügt Skizzen bei, enthält sich aber vorläufig einer Erklärung. Es ist die Frage, ob hier Zufall oder amtliche Namengabe, bzw. Landaufteilung vorliegt.

Kretschmann < 544> untersucht die Bedeutung der Ortsnamen auf -heim für die Siedlungsgeschichte des Landes östlich der oberen und mittleren Weser, das ist des Gebietes, das als Heimat der Cherusker angesprochen wird. Zunächst wird festgestellt, welche Striche nach der Prüfung der Bodenverhältnisse sowie nach Aussage der bis jetzt vorliegenden vorgeschichtlichen Funde als altbesiedelt, das heißt in den Jahrhunderten vor der Zeitwende als cheruskisch angesehen werden können. Da gerade in diesen Landschaften die heim-Ortsnamen stark vertreten sind, haben sie Anspruch, schon damals als Ortsnamengrundwörter verwendet worden zu sein. Ob man freilich daraufhin berechtigt ist, die Cherusker aus dem Zusammenhang mit den Herminonen oder Sweben zu reißen und den Istväonen zuzuweisen, wird nicht so sicher zu entscheiden sein, denn es spricht nichts dagegen, -heim als gemeingermanisch anzusehen, das freilich später nicht bei allen Stämmen gleichmäßig beliebt geblieben ist.

Mentz < 548> bespricht thüringische Wenigen-Namen, die zum Teil mit Windischen- abwechseln, z. B. Windischleuba, 1318 zur Wenigen Luoben, 1396 Windische Leube. Mentz zeigt richtig, daß wenig = klein ist, windisch damit nicht in direktem Zusammenhang steht, sondern für slawische Nebensiedlungen aufkommt. Den Ortsnamen Jena stellt Mentz einleuchtend mit altdeutschem jân, »fortlaufende Reihe«, zusammen. -- O. Puchner, Die Ortsnamen im BA. Dinkelsbühl als Zeugen germanisch-deutscher Besiedlung (Z. f. Namenforschung 13, S. 225 ff.; 14, S. 151 ff.), versucht dem Siedlungsgang im BA. Dinkelsbühl an Hand der Ortsnamen nachzuspüren. Er vermutet ursprünglich alemannische Siedlung im Swalafeld und bemüht sich kaum mit Recht, den Alemannen auch die -heim- und -ing-Namen zuzusprechen, die nach ihm alle auf altkultiviertem Lande und nicht im Ausbaugebiete liegen. In diesem finden sich Ortsnamen auf -hofen, -weiler, -stetten, -dorf sowie -winden, die als Gründungen deutscher Herren mit slawischen Hörigen betrachtet werden. --Mettler < 570> zeigt, daß der Name des Klosters Maulbronn »Maultierbrunnen« bedeutet, was ein neuer Fund bestätigt. Beim Ablösen des Verputzes der Decke kam auf einer Gewölbekappe aufgemalt ein aus einer braunen Schale trinkendes Maultier mit der Beischrift Mulbrun aus dem Jahre 1511 zum Vorschein. -- A. Quenzer, Der Name Pforzheim (Z. f. Namenforschg. 14, S. 262 ff.), bezieht die Wegebezeichnung eines römischen Leugensteines aus dem 3. Jh. n. Zr. Port. auf Pforzheim, denkt aber bei der Erklärung nicht an porta, sondern nicht überzeugend an portus, das er als »Flußübergang« erklären möchte.

R. Käubler untersucht nochmals den Namen Wogastisburg <1937, 727>, den Schlachtort des 7. Jh.'s zwischen den Franken und Samos Heer, weist auf Grund der Quellenangaben die Möglichkeit einer Lage in Oberfranken ab und sieht Böhmen als Mittelpunkt des Reiches Samos an, die Ausführungen von Mikkola (Arch. f. slaw. Phil. 42, S. 77 ff.) und E. Schwarz (Sudeta 4, S. 154 ff.) wiederholend, die die Wogastisburg auf dem Burberge bei Kaaden suchen. Den Namen selbst hält Käubler nicht wie E. Schwarz für eine fränkische Übersetzung


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einer altslawischen Bezeichnung, sondern für eine germanische Restform aus der germanischen Zeit, ohne überzeugende Gründe dafür vorbringen zu können.

Hosák <1933/34, S. 785, Nr. 16; 1937, S. 198> schließt seine historische Ortsbeschreibung Mährens mit Ergänzungen, Šemberas Karte von Mähren und Schlesien und einem Verzeichnisse der besprochenen Gemeinden ab. Damit ist ein Nachschlagewerk geschaffen, das weniger die Namenforschung als die Orts- und Herrschaftsgeschichte befruchten wird. Das Sudetendeutsche Ortsnamenbuch ist durch zwei weitere Hefte vermehrt worden, durch die Ortsnamen des Bezirkes Falkenau von R. Fischer (4. Heft, 75 S.) und des Bezirkes Hohenelbe von E. Müller < 581>. In beiden Heften wird, entsprechend den drei früheren, zunächst ein Überblick über die den Bezirk bildenden Herrschaften geboten, dann werden die Ortsnamen behandelt, indem auf Grund der geschichtlichen Belege und der mundartlichen Aussprache die sorgfältige Deutung geboten wird, dann folgen namen- und sprachkundliche Beobachtungen, schließlich die Verwertung für die Siedlungsgeschichte, die besonders auf die deutsche Landnahme und die Auseinandersetzung mit den Tschechen Bezug nimmt. Im Falkenauer Bezirke setzt die deutsche Besiedlung im 12., im Hohenelber im 13. Jh. ein. Im ersteren vollzieht sich die Eindeutschung der Tschechen bis zum 14., im letzteren bis zum 16. Jh. Einige Namen im Falkenauer Bezirke und einige sprachliche Beobachtungen werden anders zu erklären sein. R. Fischer beendet weiter seine Abhandlung über die slawischen Ortsnamen des Egerlandes und ihre Auswertung für die Lautlehre und Siedlungsgeschichte < 582>. Grundsätzlich ist zur Stoffwahl zu bemerken, daß es kulturpolitisch wenig zweckdienlich ist, aus einer Masse von Ortsnamen gerade die slawischen herauszugreifen, da man diese nicht in ihrer Vereinzelung bzw. Häufung an gewissen Stellen überblicken, ihre Stellung im Raume also nicht erfassen kann. Die Darstellung leidet bisweilen daran, daß die urkundlichen Belege nicht immer direkt nachgeschlagen worden sind. Die sprachliche Darstellung ist zu einseitig slawistisch ausgerichtet, die älteren Schreibungen werden nicht genug beachtet. Richtig ist die Erklärung der Ortsnamen Kulsam und Rathsam als deutsche Ortsnamen auf -heim, die aber nicht auf die germanische Zeit zurückgehen, wie Fischer behauptet, sondern frühe deutsche Ortsnamen des 12. Jh.'s sind, von derselben fränkischen Siedlerschicht gegeben, die solche -heim-Namen bis in die Gegend von Meißen vorgetragen hat. Als erster deutscher urkundlich genannter Ortsname in Böhmen, abgesehen vom Egerlande, ist nach R. Fischer < 584> Königsberg an der Eger anzusprechen, da es wahrscheinlich ist, daß hier schon 1188 die gleich benannte Burg gestanden hat. F. Repp gibt eine Übersicht über Orts- und Flurnamenforschung in der Zips in der Slowakei < 585>, wo in der Zeit der Slawisierung und Madjarisierung die Heimatforschung einen Aufschwung genommen hat. Hier muß der Ortsnamenforscher mit dem Deutschen, Madjarischen und Slowakischen, aber auch mit den durch das Zusammenleben der drei Völker ausgelösten Fragen vertraut sein.

H. Pohlendt, Die Landeshuter Paßlandschaften (Priebatsch, Breslau, 1938, 132 S. = Veröffentlichungen der Schles. Ges. f. Erdkunde des Geogr. Inst. der Universität Breslau, 25. Heft), bringt auch eine Karte der slawischen Ortsnamen des Bezirkes. A. Möpert < 546> bespricht Ortsnamen wie Bischdorf, Popowitz, Probsthain, Apsmühle, Kreuzendorf, Zirkwitz, die in Beziehung zu Kirche und Klöstern stehen.


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Fenzlau, der 1936 in einem Heft über »Die deutschen Formen der litauischen Orts- und Personennamen des Memelgebietes« das Auffinden von Gesetzen für die Umformung litauischer Namen durch die Deutschen im Memelgebiete anstrebte, stellt neuerdings < 539> die Ergebnisse seiner Vergleichung der heutigen Aussprachformen unter Berücksichtigung der niederdeutschen Lautung zusammen, indem er an Brückners Bemerkungen über sein Buch in der Deutschen Literaturzeitung vom 11. Juli 1937 anknüpft. Seine hauptsächlich phonetischen Bemerkungen eröffnen vielleicht die notwendige historisch fundierte Untersuchung über die deutsch-litauischen Namenbeziehungen.

In Ungarn blüht die Namenforschung, seitdem Melich, A honfoglaláskori Magyarország <1929, S. 656, Nr. 10>, mit ihrer Hilfe die Völkerschaften zur Zeit der ungarischen Landnahme darstellte und E. Moór <1937, 536> die Ortsnamenüberschichtung Westungarns und die Beziehungen der deutschen zu den slawischen und madjarischen Ortsnamen untersuchte. Daran anschließend unternimmt es St. Kniezsa, in einem umfangreichen Beitrag »Ungarns Völkerschaften im XI. Jh.« (Archivum Europae Centro-Orientalis 4, 1938, S. 241 ff.) vorzuführen. Es sind Ungarn, Slawen, Türken, Romanen, auch Germanen, sowohl Ost- wie Westgermanen, neben Resten anderer Völker. Geschlossene Massen bildeten in dieser Zeit nur Madjaren und Slawen, Volksinseln die Petschenegen, die Deutschen saßen noch in einigen kleinen Flecken im nördlichen Teile Westungarns und vielleicht um den Plattensee. E. Moór, Bemerkungen zur Siedlungskunde und Ortsnamenkunde Westungarns (Ungarische Jahrbücher 18, S. 28 ff.), wendet sich gegen Kniezsa (Ung. Jahrb. 17, S. 275 ff.) und bemängelt einseitige Rücksicht auf vermeintliche ungarische Interessen, gegen W. Steinhauser, Burgenländische Heimatblätter 6, S. 73 ff. <s. 1937, S. 201> in einem anderen Aufsatze < 580> mit Klarlegung einiger grundsätzlicher Fragen und Erörterungen einiger Deutungen. Steinhauser legt im Anschluß daran seine Ansichten genauer dar, die genaue Kenntnis der Mundart zeigen, und betont, daß siedlungsgeschichtliche Annahmen durch Einwände gegen die Deutungen von Ortsnamen erschüttert werden können.


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