V. Einzelne Geschlechter.Eine Gesamtgenealogie des
Fürstenhauses Lippe verfaßte aus bekanntem Anlaß der Holländer A. A. M. Stols <
1917>; ohne eigentlich wissenschaftliche Ansprüche zu erheben, wird
das Werk, namentlich wegen seiner genauen Personalangaben, die teils aus gedruckter Literatur, teils durch Umfragen
gewonnen sind, als Handbuch von Nutzen sein. Mehrere Arbeiten beschäftigen sich mit heute nicht mehr blühenden
Dynastengeschlechtern des Mittelalters. Zu den im letzten Bericht erwähnten Schriften über das pommersche
Herzogshaus gehören die tiefschürfenden Untersuchungen, in denen A. Hofmeister <
1915,
1916> einzelnen Fragen des von Wehrmann behandelten Gesamtthemas nachgeht.
Dabei war es möglich, »in einer großen Anzahl von Fällen auch über ihn hinaus zu sichereren
und neuen, mitunter auch zu anderen Ergebnissen zu kommen«. A. Berg <
1949> legt die erste auf den Quellen beruhende Stammtafel der Herren von
Querfurt vor, während W. Thöne <
1922> in seinem Aufsatz über die Herren von Brakel, im oberen
Wesergebiet beheimatete Dynasten, vornehmlich die ständische Entwicklung dieses Geschlechts, nämlich seinen
Übertritt in die Ministerialität, verfolgt. Gleichfalls dynastischen Ursprungs waren die später
dienstmännischen von Dedem im westfälisch-niederländischen Grenzland, deren Genealogie H.
Krusy <
1925> mit regestenartigen Erläuterungen versieht. Die von Heideck in
Mittelfranken weist K. Trotter <
1931> unter dem Namen von Arnsberg und von Erlingshofen bis ins 11. Jh.
zurück nach. Mit zum Teil recht beträchtlichen Verbesserungen und Ergänzungen erschienen in
S.330 einem Heft aufs neue die Arbeiten von W. Thöne über die Edelherren von Stein und von O. Merckens über die Ahnen der Jutta von Grafschaft < 1962>.Auch die zahlreichen Untersuchungen, die sich auf die ma.'liche Geschichte und Genealogie einzelner Familien des niederen Adels beziehen, lassen erkennen, welch reiches und wertvolles Material noch in den Urkundenbüchern der Verarbeitung harrt. Forschungen dieser Art, die sich größtenteils überhaupt zum erstenmal mit ihrem Gegenstand beschäftigen, betreffen die von Bubenhofen < 1923> und von Wielandstein gen. Schwelher < 1974> in Schwaben, die von Montalban < 1943> in Tirol, die Hohenfelser bzw. Ernfelser < 1931> im Regensburgischen, die Pfreimder von Bruck < 1947> im Nordgau, die von Milin < 1942> im Vogtland und die von Rolshausen < 1953> in Nassau. Während die Geschichte aller dieser Geschlechter seit dem Beginn stärkerer urkundlicher Überlieferung, also etwa vom 12. oder 13. Jh. ab bekannt ist, ließen sich die von Tettau < 1961> im Vogtland nur bis um 1400 zurückverfolgen. Die Genealogie der niederlausitzischen von Stutterheim < 1964> konnte für das 15.--18. Jh. gegenüber der bisherigen Fassung wesentlich berichtigt werden. An Werken, die zeitlich die Gesamtgeschichte heute blühender Uradelsgeschlechter umfassen, sind vier zu nennen. In einem umfangreichen Bande behandelt W. v. Kieckebusch < 1963> die uckermärkischen von Stülpnagel, ein Geschlecht, das früher verhältnismäßig wenig ausgebreitet gewesen ist, sich aber in neuerer Zeit durch viele seiner Mitglieder einen Namen gemacht hat. Als Frucht jahrzehntelanger Vorarbeiten ließ R. Frhr. v. Zedlitz u. Neukirch < 1976> ein großes Stammtafelwerk seines Geschlechtes drucken, dessen Erscheinen um so dankbarer begrüßt werden muß, als eine Familiengeschichte der schlesischen Zedlitze leider noch immer fehlt. In 64 Teilstammtafeln mit eingehenden Erläuterungen und Belegen findet man hier durch 23 Generationen über 1600 Angehörige eines der ältesten und bedeutendsten Adelsgeschlechter Deutschlands in fast lückenloser Folge vereinigt. Im Rahmen eines geschichtlichen Abrisses hält sich die sehr anziehende Schrift über die von der Gabelentz < 1928>, worin von mehreren Verfassern alles Wissenswerte über diese alte aus Sachsen stammende Adelsfamilie, insbesondere über die länger als ein halbes Jahrtausend auf Poschwitz bei Altenburg angesessene Linie, auf wissenschaftlicher Grundlage dargeboten wird. In einem wesentlich erweiterten Sonderdruck (aus den Mitt. d. Westdt. Ges. f. Familienkde., Bd. 10, H. 2) gibt erstmalig F. v. Klocke einen »Überblick über die Entwicklung des Geschlechts von Böselager« aus dem Magdeburgischen, später in Nordwestdeutschland. Zur Ergänzung der bereits 1876 erschienenen von Zepelinschen Familiengeschichte ist ein Band bestimmt, der in Bearbeitung von E. Wasmannsdorff < 1977> auch ein verbessertes Gesamtstammregister bringt. Auch von den großen Familienbüchern von Werder < 1973> und von Trotha < 1967> erschienen Fortsetzungsbände. Der zweite Teil des von O. Grotefend < 1955, vgl. S. 429> herausgegebenen Urkundenbuches der von Saldern enthält fast 2000 Urkundenauszüge für die Zeit von 1366--1500. Aus dem umfangreichen Schrifttum
über einzelne Geschlechter, soweit sie nicht dem Uradel angehören, seien zunächst wieder einige
beachtenswerte Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte hervorgehoben. Über das seit dem 13. Jh. nachweisbare
Alsfelder Geschlecht Rotzmul, heute Freiherren von Rotsmann,
S.331 das mit seinen Verzweigungen in Treysa und Frankfurt a. M. einst großes Ansehen genoß und nicht nur wegen seines Auftretens in den Ahnentafeln Goethes und der Gebrüder Grimm für uns von Interesse ist, handelt eingehend E. E. Becker < 1929>. Von den weitreichenden Beziehungen eines hanseatischen Kaufmannsgeschlechts, das von Westfalen ausgehend seit dem 15. Jh. in Lübeck tätig war, berichtet F. Boehmer < 1920> im ersten Teile seines Aufsatzes über die Bemmer oder Bemer. Bei Nachforschungen nach der Herkunft der seit der ersten Hälfte des 17. Jh.'s in Schweden blühenden von Horn trug P. v. Gebhardt < 1934> zur Geschichte des gleichnamigen Bremer Patrizier- und Rittergeschlechts ein reiches Urkundenmaterial zusammen, dessen Sichtung ergab, daß die schwedischen v. H. entgegen früherer Annahme eines holländischen Ursprungs ihren Weg von Bremen über Hamburg genommen haben. Nicht nur an den Ergebnissen, sondern auch an der Darlegung des Forschungsganges ist zu erkennen, daß der Verfasser Arbeit von wissenschaftlicher Qualität geleistet hat.Wie schon hier so gab in manchen anderen
Fällen vorzugsweise die Frage nach dem Ursprung später geadelter Familien bekannten Namens die Veranlassung zu
ergebnisreichen Einzeluntersuchungen. So gelang es A. Hänlein <
1956> endlich, die Abkunft Sebastian Schertlins von Burtenbach, des
berühmten Feldhauptmanns der Reformationszeit und Stammvaters eines süddeutschen Adelsgeschlechts, zu
klären. Die bekannte Dortmunder Familie Mallinckrodt, die auch in zwei in neuerer Zeit geadelten Linien blüht,
sind zwar unbestritten Blutsnachkommen eines gleichnamigen älteren Landadelsgeschlechts, doch hat sich bei
Nachforschungen von A. Meininghaus <
1940> in wenn nicht dokumentarisch zwingender, so doch für den
unbefangenen Beurteiler unzweifelhafter Beweisführung ergeben, daß hier eine illegitime Abstammung vorliegt.
Erst im Laufe des 16. und 17. Jh.'s ist die Familie aus kleinbürgerlicher Schicht in das angesehene und
einflußreiche Honoratiorentum Dortmunds emporgestiegen. Schon in das Gebiet historischer Fälschungen
führt der »Fall Wissel«, bei dem es sich um Aufpfropfung einer hannoverschen Bürgerfamilie auf
einen Uradelsstamm handelt, wie K. F. Leonhardt <
1875> näher ausführt. Gleichfalls mit mancher falschen Tradition
aufräumend ermittelte C. Tielich <
1960> die Vorfahren der 1668 geadelten von Schmettau, deren ältester
bekannter Stammvater den Wohlstand seines Hauses im Neißer Leinwandhandel begründete. J.
Pappritz <
1970> stellte eine Nachfahrentafel des Thorner Kaufherrn und
Schöppenmeisters Lukas Watzenrode (gest. 1462) bis zur Urenkelgeneration zusammen, um hierdurch den näheren
Verwandtenkreis des Astronomen Nikolaus Coppernicus in angesehenen Patriziergeschlechtern einiger Städte des
deutschen Ostens zu veranschaulichen. Wie schwierig es manchmal ist, die Herkunftsfrage namhafter Familien zu
klären, zeigt die Biographie des um 1700 im Baltikum auftauchenden Stammvaters der Barone von Rosen
<
1954>, über dessen Herkunft sich trotz vieler Nachforschungen nicht
viel mehr ergeben hat, als daß er auf dem vorpommerschen Darß beheimatet war, während der Lebenslauf
dieses erfolgreichen Kriegslieferanten und Finanziers der schwedischen Krone bis in alle Einzelheiten verfolgt werden
konnte und genaue Einblicke in die Zeit- und Lebensverhältnisse der ersten Hälfte des 17. Jh.'s gewährt.
Mit den Herren von Winterscheidt, einer im Dreißigjährigen Kriege geadelten Familie, die
S.332 sich in einem Dorf der Grafschaft Saarbrücken ansässig machte, aber bald im Mannesstamm erlosch, beschäftigt sich L. Weisgerber < 1975>; dabei stellt er aktenmäßig fest, daß die um 1775 an jenem Ort wohnhaften acht Bauern ihre Abkömmlinge waren, woraus sich damals verwickelte Rechtsstreitigkeiten ergaben. Kulturgeschichtlich wertvoll, zumal da sie sich auf zeitgenössische Aufzeichnungen gründen, sind auch die Aufsätze, in denen F. Buchholz < 1930> und E. Straßmayr < 1945> das Milieu zweier katholischer Familien verschiedener Kulturschicht schildern, nämlich hier das Leben kunstsinniger und stiftungsfreudiger Linzer Patrizier der Barockzeit, dort die enge Welt eines ermländischen Herrensitzes um 1800. Einen Ausschnitt aus der Geschichte norddeutscher Bürgerkultur gibt O. Altenburg < 1966> in seinem schönen Buch über die Tilebein, die zuerst im Handel, dann in der zweiten Hälfte des vorigen Jh.'s im geistigen und geselligen Leben der Stadt Stettin und ihrer Umgebung eine bedeutende Rolle gespielt haben.Das etwas bunte Bild sippenkundlicher Einzelforschungen, das sich
im Vorhergehenden in der Mannigfaltigkeit behandelter Gegenstände und Zeitepochen darbot, beginnt sich zu
klären, wenn wir uns den größeren Veröffentlichungen über die Geschichte ganzer
Bürger- und Bauernfamilien zuwenden. Selbst nach strengster Auswahl aus dem fast unübersehbar gewordenen
Schrifttum dieser Art bleibt noch eine recht beträchtliche Summe des wissenschaftlich Wertvollen, ja
Hervorragenden, das hier nicht übergangen werden kann, und dabei mag nur gering ins Gewicht fallen, aber wenigstens
erwähnt sein, daß die meisten dieser Werke, was Umfang und äußere Ausstattung betrifft, zugleich
Glanzleistungen der deutschen Buchproduktion überhaupt darstellen. Wie schon in den Vorjahren hat auch diesmal die
alte Tradition westdeutschen Bürgertums, besonders des rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgebietes, ihren
Niederschlag in einigen vortrefflichen Geschichtswerken gefunden. In der dreibändigen Geschichte der Dilthey von H.
Müllers und J. Lenders <
1927> verfolgt man die Entwicklung eines sehr namhaften
Bürgergeschlechts, für das bei stärkster Ausweitung seines Lebensraumes in geographischer wie sozialer
Hinsicht doch seine tiefe Verwurzelung in der Siegener Eisen- und Stahlindustrie, mit der es bereits seit dem 15. Jh.
durch viele Generationen verbunden war, kennzeichnend bleibt. Verwandter Berufsherkunft sind die
Künne <
1936>, die von altersher im Altenaer Drahtgewerbe, später auch in
anderen Industriezweigen erfolgreich tätig waren. In einem gleichfalls großangelegten und prächtig
ausgestatteten Werk macht uns nach gründlichen Quellenforschungen ein Angehöriger mit der Vergangenheit dieses
seines Geschlechtes in enger Verknüpfung mit der Landes- und Ortsgeschichte bekannt, wobei ein reiches Material an
Stamm- und Ahnenlisten, Bildern und Dokumenten vor uns ausgebreitet wird. Besonders der Wirtschaftshistoriker kann aus
diesem Buch viel neuen Stoff entnehmen. In der Schrift über die Rocholl <
1952> tritt die zusammenhängende Darstellung hinter der Fülle
der biographisch-genealogischen Daten und Quellenbelege noch etwas mehr zurück; aber auch in dieser Gestalt gibt
das Buch eine anschauliche Vorstellung von der Geschichte einer altangesehenen Bürgerfamilie, die sich beharrlich
durch viele Jahrhunderte an ihrem Stammort gehalten hat. Wie hier die Stadt Radevormwald, so ist es bei den Nedelmann,
die C. Henke <
1944> behandelt, das alte Wirtschaftszentrum Essen, das den
S.333 örtlichen Rahmen um die Familiengeschichte spannt. Bereits im Jahre 1399 tritt dort als Ratmann der erste des Namens urkundlich auf, und aus dem Kreise der Nachkommen in allen Berufsklassen Essens hebt sich dann eine Linie besonders heraus, die im vorigen Jahrhundert nach Mülheim (Ruhr) übersiedelte und hier heute in industriellen Unternehmungen führend tätig ist. Bis in Zeiten, wohin die Geschichte heute blühender Bürgerfamilien nur selten zurückreicht, lassen sich die Thöne nachweisen. Über dieses Warburger Geschlecht, das unter seinen Mitgliedern schon frühzeitig Bürgermeister, Akademiker und hohe geistliche Würdenträger zählte, stand dem Bearbeiter, W. Thöne < 1965>, ein so ergiebiger Quellenstoff zur Verfügung, daß sich die Stammreihe bereits vom 13. Jh. ab fast lückenlos ermitteln ließ. Die jüngeren Verzweigungen, deren Zusammenhänge freilich nicht überall ganz geklärt werden konnten, führen in breitere Bevölkerungsschichten der Warburger Umgegend. Sorgfältige Forschungsarbeit und lebendige Darstellungsweise sind in diesem Werk glücklich vereinigt. Dieselben Merkmale weist auch das in neuer Bearbeitung vorliegende Buch über das Geschlecht Strauch oder vom Strauch < 1959> auf, das seit dem Mittelalter auf einem Freihof im Hennebergischen saß und ständegeschichtlich dadurch interessant ist, daß es zeitweilig dem niederen Adel nahestand, ohne doch in ihm aufzugehen. Als vortreffliches Muster für die Bekanntgabe genealogischer Forschungsergebnisse in Stammtafelform, deren Ausgestaltung ja oft noch viel zu wünschen übrigläßt, darf die Veröffentlichung über die westfälischen Delius < 1926> erwähnt werden. Aus niedersächsischem Bauernblut sind die Penshorn und Sprockhoff entsprossen. Bei beiden war die Forschung durch die Einmaligkeit des Namens wesentlich erleichtert, da alle überhaupt vorkommenden Namensträger, auch ohne genealogischen Einzelnachweis, mit genügender Wahrscheinlichkeit von dem gleichnamigen Bauernhof abgeleitet werden konnten. Im Herzen der Lüneburger Heide liegt noch heute der Einzelhof Pentzhorn; seine bis zum Jahre 1337 zurückverfolgbare Geschichte ist zugleich die älteste Geschichte der Penshorn oder Prinzhorn < 1948>. Bis zum Anfang des 19. Jh.'s blieb die Sippe bäuerlich, erst dann erfolgte auch hier die Zuwendung zu städtischen Berufen. Neben dem darstellenden Teil des Buches geben zahlreiche Stammtafeln auch über alle genealogischen Einzelheiten erschöpfend Auskunft. Viel früher und weiter als bei diesem Geschlecht gehen die Schicksalswege auseinander, welche die Sprockhoff < 1958> beschritten haben. Von ihrem alten Niedersachsenhof bei Hannover, der gleichfalls schon im 14. Jh. in das Licht der Geschichte tritt und auf dem ein Zweig der Sippe noch bis gegen 1775 saß, zerstreuten sie sich schon frühzeitig in bürgerlichen und gelehrten Berufen auch über Gegenden außerhalb ihrer engeren Heimat. Bald nach 1600 tauchen sie in Mecklenburg, später auch in der Mark Brandenburg auf, und den hier anzutreffenden Familienkreis von Dorfschulmeistern, Chirurgen und Soldaten schildert der Verfasser an Hand von tagebuchartigen Aufzeichnungen eines Vorfahren aus friderizianischer Zeit in liebevoller Ausführlichkeit, die manches Schlaglicht auf die Kultur- und Zeitgeschichte wirft. In dem Buch über die Familie Korn < 1935> ist es vor allem die Überlieferung märkischer Pfarrhäuser, aus der die Darstellung schöpft. Schon seit den Jahrzehnten der Reformation sind die Korn als Geistliche in der Niederlausitz bekannt -- einmal sitzen vier GenerationenS.334 nacheinander auf einer Pfarre --, und wenn aus solchem Blutserbe eine große Zahl fähiger und tüchtiger Nachkommen hervorgegangen ist, so zeigt uns dies aufs neue an, wo die Quellen deutscher Volkskraft fließen. Unter sozialbiologischen Gesichtspunkten wird von vornherein die Abfassung einer Familiengeschichte stehen, bei der die Verbindungslinie »vom Urahn zum Enkel« im Genie ausläuft. Im ganzen auf schon bekannten Vorarbeiten aufbauend, in Einzelheiten auch Neuland betretend, geleitet uns W. Lange < 1969>, stets den Blick auf den Enkel gerichtet, durch die Reihe der unmittelbaren Vorfahren Richard Wagners, die wir im Sächsischen lange als Landschullehrer und Kantoren wirken sehen, bis endlich mit dem Großvater des Bayreuther Meisters der Stamm sich aus der Enge des Kirchen- und Schuldienstes löst und in der befreienden Luft Leipzigs ungeahnte Kräfte zur Entfaltung bringt. Wie uns hier das Schicksal einer gradlinigen Generationsfolge fesselt, so beschränken sich auch die beiden Bücher von H. Etzrodt bewußt darauf, das Emporwachsen von Einzelstämmen, unerachtet ihres genealogischen Zweig- und Rankenwerks, zu schildern. Bei den Hirsch < 1933>, die aus dem Mansfelder Bergbau kommen, reicht der bisher nur behandelte erste Zeitabschnitt bis an die Schwelle des Aufstieges, als im 18. Jh. einer der Ihren, ein gutsituierter Mansfelder Bürger, zum Gutspächter und Amtmann wird. Die Wentzel < 1972> treten um dieselbe Zeit aus dem wohlhabenden magdeburgischen Bauernstand fast unmittelbar in die Klasse der Großgrundbesitzer über und nehmen heute in der landwirtschaftlichen Industrie ihrer Heimat eine führende Stellung ein. Aus diesem vielleicht nicht ungewöhnlichen geschichtlichen Tatbestand des Werdeganges zweier mitteldeutscher Familien hat Etzrodt, das eine Mal in Gemeinschaft mit K. Kronenberg, zwei Werke geschaffen, worin sich die Darstellung bei aller historischen Treue zu hoher künstlerischer Vollendung erhebt. |
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