VIII. Einzelne Gebiete.

Wolpert <1937, 2161> gibt ein Verzeichnis aller bis 1800 erschienenen Werke, Aufsätze und Abhandlungen über das deutsche Postwesen, jedoch mit Ausschluß von Postordnungen, Dienstvorschriften, Werken über Briefmarkenkunde und ähnlichem. -- L. Kalmus <1937, 2162> bringt eine inhaltsreiche Weltgeschichte der Post, in der er die ältere Zeit kurz behandelt und sein Hauptaugenmerk auf die Geschichte der Post im Deutschen Reiche seit rund 1500 bis zum 19. Jh. lenkt. In diesen Ausführungen, für die er umfangreiches, auch archivalisches Quellenmaterial, besonders aus den Wiener Archiven, herangezogen hat, liegt der Hauptwert des Buches, während die Entwicklung der Post in den übrigen deutschen und außerdeutschen Ländern nur kurz und auf Grund der Literatur dargestellt wird. Das auch mit Bildern ausgestattete Buch stellt eine dankenswerte Leistung dar. -- Das Werk von Ernst Kießkalt: Die Entstehung der deutschen Post und ihre Entwicklung bis zum Jahr 1932 < 2433> ist ein wichtiges Gegenstück zu dem Buch von Kalmus und baut sich auf eingehenden und umfassenden Materialsammlungen auf. Es behandelt mehr die technischen Einrichtungen, wie die Botenanstalten als


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Vorläufer der Post, die Anwendung des Pferdewechsels im Reise- und Nachrichtenverkehr, die moderne Post im Leben des Volkes, ihre Einrichtungen und Leistungen. Das Werk ist mehr auf die preußische Entwicklung eingestellt, mit großem Fleiß geschrieben und besonders für die neuere Zeit wertvoll. Es ist reich bebildert und bringt umfangreiche Quellenstellen. -- Das deutsche Reichspostministerium hat die Herausgabe einer deutschen Postgeschichte in die Wege geleitet <1937, 2163>, von der drei Hefte erschienen sind. Im Geleitwort zum ersten Heft gibt Reichspostminister Ohnesorge Ziel und Aufgabe dieser Publikation an; die Postgeschichte soll ein Stück Staatsgeschichte, nicht Wirtschaftsgeschichte sein. Die Hefte geben nicht eine zusammenhängende Darstellung, sondern eine Reihe von kleineren Aufsätzen zur Geschichte der modernen Postverwaltung, bringen aber auch Nachrichten aus älterer Zeit. Die Ausstattung und der Druck sind hervorragend. -- R. Jaspers < 2474> gibt eine aktenmäßige Darstellung von Stephans Tätigkeit für die Gründung des Weltpostvereins. Der Verfasser behandelt die älteren Pläne, im besonderen die Bedeutung der Pariser Postkonferenz von 1863, die sich auf Anregungen beschränken mußte, so daß schließlich doch Stephan die praktische Durchführung namentlich auf Grund der Einheitsgebühr vorbehalten blieb. Stephan begann zur gleichen Zeit mit der planmäßigen Verfassung von Einzelverträgen, die allmählich immer mehr aneinander angeglichen wurden, bis es möglich war, einen Einheitsvertrag an ihre Stelle zu setzen. Die zähe Tatkraft und diplomatische Meisterschaft Stephans hat in elf Jahren die Schwierigkeit überwunden, die durch die Bürokratie und die Spannungen von drei Kriegen dem Werke einer Weltposteinheit im Wege standen. --Bartholdy <1937, 2205> legt eine nicht wissenschaftliche, aber von Liebe und Verehrung getragene Lebensbeschreibung des Generalpostmeisters von Stephan vor.

Schmidt <1937, 2145> stellt die Entwicklung der Finanzwissenschaft von ihren Anfängen als finanzwirtschaftliches System im Rahmen der kameralistischen Staatslehre bis zur Ausbildung einer selbständigen Disziplin durch Lorenz von Stein dar. Die klassische Nationalökonomie, die ein privatwirtschaftliches System ausgebildet hat, brachte in diesen Prozeß einen gewissen Stillstand; erst die deutschen Nachfolger der Klassiker haben den Aufbau eines entsprechenden Eigensystems der Staatswirtschaft vorbereitet. -- C. Schwalm <1937, 2143> gibt einen kritisch-referierenden Überblick über die theoretischen Systeme und die Finanzpolitik vom 17. Jh. bis zur Gegenwart, soweit sie auf die Frage nach dem theoretischen Begriff und der politischen Bedeutung der Steuer bezogen sind. -- F. K. Mann <1937, 2144> will in seinem Buch: Steuerpolitische Ideale, keine ökonomisch-politische Dogmengeschichte, sondern »die Tendenzen der letzten Jahrhunderte, die Ideen im Rankeschen Sinne, um die das menschliche Wollen und Wünschen kreist, und die Zeitansichten von Theorie und Praxis, die weit unmittelbarer als die wissenschaftliche Forschungsarbeit«, aber auch nur soweit sie dabei Einfluß ausgeübt haben, bringen. Er behandelt den absoluten Staat, die Ideen des Naturrechtes, des Liberalismus, der Sozialreform und endlich den autoritären Staat, wobei er auf den nationalsozialistischen Staat nur sehr kurz eingeht und nur die Lehre G. Peters' andeutet. Im ganzen ist das Werk rein historisch referierend und als solches eine sehr wertvolle Darstellung, die aber doch großenteils auf eine Dogmengeschichte, wenn auch mit sachlicher Einschränkung, hinausläuft. -- M. Fenk < 2418> gibt eine


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nach Ländern geordnete Darstellung der wichtigsten Steuerarten, die in der ersten Hälfte des 17. Jh.'s als Akzise zusammengefaßt wurden. Er vermißt eine klare begriffliche Scheidung der verschiedenen Gebrauchssteuern und Zölle. Insofern erscheint die Abgrenzung dieses Themas, von Botero, der sich über die Akzise kaum geäußert hat, bis zu Hobbes, der eine erste theoretische Zusammenfassung gibt, aber selbst inmitten der im vollen Fluß begriffenen Entwicklung steht, nicht einwandfrei. Wesentlich ist, daß der Staat im 16. Jh. beginnt, öffentliche Steuern im stärkeren Umfange in seine Hand zu bringen, doch vollzieht sich dieser Vorgang landschaftlich sehr verschieden. -- P. Schneider < 2487> untersucht das Verhältnis des liberalen und sozialen Gedankens in der Preußischen Einkommensteuergesetzgebung von 1820--91, mit ihrer Stellungnahme gegen die herrschende Aufgliederung des Steuersystems. Doch treten schon in den dreißiger Jahren neben den Bestrebungen auf Herstellung absoluter Steuergleichheit mehr oder weniger ausgesprochene Tendenzen zugunsten der indirekten Besteuerung, schließlich durch A. Wagner und von Miquel hervor. Bismarck hat den von seinen Vorgängern bereits aufgenommenen Kampf um die Gestaltung eines steuerfreien Existenzminimums durchgeführt. Einen gewissen Abschluß dieser immer stärker von sozialen Motiven durchdrungenen Finanzpolitik erreichte dann von Miquel durch die höhere Belastung der Großeinkommen.


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