IX. Einzelne Landschaften und Orte.

Oberlausitz und Nordschlesien. Wichtige -- im einzelnen oben schon angeführte -- Beiträge zur Geschichte der Oberlausitz enthält die Festschrift für Jecht < 231>. Die kirchlichen Zustände in Görlitz in den ersten Jahrzehnten der Reformation veranschaulicht Zobel < 2812> am Wirken des Pfarrers Sustelius. -- Gesichtspunkte »Zur Lage der Glogauer Kastellanei« erörtert G. W. Schulz (Schles. Geschbll., S. 9--13). Steller < 864> untersucht Alter, Lage und Niedergang der Kastellanei Sagan, macht die Gründung der Stadt um 1230 wahrscheinlich und liefert zugleich einen neuen Beitrag zur Deutung der Bistumsurkunde von 1155 <1936, 2193; 1937, S. 465>. Der gleiche Forscher < 2083> erschließt eine wertvolle Quelle zur Dorf- und Hofforschung des Saganer Landes mit der Veröffentlichung einer Zehntübersicht von 1700.

Mittelschlesien. Breslau. Für Bunzlau zeichnet Uhtenwoldt < 2333> die Entwicklungslinie von der Gauhauptburg über die Kastellanei und das Stadtschloß bis zur Erwerbung des Burglehns durch die Stadt um 1600. Die Siedlungsgeschichte des Leubuser Stiftsdorfes Bremberg erhellt Halbsguth < 1799> aus drei Schöppenbüchern. Ein knapper Geschichtsabriß für die Grafschaft Glatz mit Quellen- und Literaturübersicht von E. Schieche findet sich im Handwörterbuch des Grenz- und Auslanddeutschtums Bd. III, S. 50 bis 52. -- Mit dem für eine Mittelstadt erstaunlich regen Presse- und Zeitschriftenwesen von Schweidnitz, an dem besonders der Verlag Heege führend beteiligt war, macht Schulze < 601> bekannt. -- Eindringen und Ausbreitung der Juden in Liegnitz und Brieg schildern unter Heranziehung ungedruckten Quellenstoffes Helmrich < 2041> und Strecker < 2040>. --Moepert < 2343> bestimmt als Jahr der Stadtgründung für Kanth 1298, erörtert die Herkunft der Erbvögte und die Namen der mutmaßlichen Gründer. Ferner ist er < 1800> um den Nachweis fünf deutschtümlicher Ortsnamen des 12. Jh.'s bei Breslau bemüht. G. Granicky: »Constantin-Kosten (Beitrag zur Wüstungsforschung im Kreise Wohlau)« <in 1762, S. 39--47> rekonstruiert nach urkundlichen und kartographischen Anhaltspunkten die Flur von zwei Wüstungen des 15. und 16. Jh.'s. Dem Kreise Militsch-Trachenberg ist Heft 3 der Schles. Geschbll. mit Aufsätzen u. a. von J. Gottschalk (geschichtlicher Abriß), K. Bimler (Schlösser des Kreises), A. Rüffler (Reformation in Militsch) und R. Nitschke (Teichwirtschaft) gewidmet. Zum vorigen Berichtsjahr ist noch die Bernstädter Stadtgeschichte von Friedrich < 319> nachzutragen, die außer einem allgemeinen chronologischen Teil noch besondere Übersichten über die Entwicklung des Schul- und Kirchenwesens, Zunft-, Innungs- und Vereinslebens, der Garnison, der größeren Betriebe usw. enthält.

Kowalik < 2113> deutet den sog. Weberaufstand von 1333 als eine Erhebung der Neustadt Breslau gegen die Altstadt. Die Ernährungspolitik des Rates im 16. Jh. beleuchtet Otte < 2512>, besonders für die Frage der Getreide-, Brot-, Vieh-, Fleisch-, Fisch- und Salzversorgung. -- Den führenden Anteil Breslaus an der Entwicklung des neuzeitlichen Sports in Deutschland arbeitet G. Schindler: »Entwicklung und Organisation des neuzeitlichen Sports in Breslau von den Anfängen bis 1905« (Beitr. Gesch. Stadt Bresl., Heft 6, Breslau, Priebatschs Buchhandlung, 100 S.) heraus.


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Oberschlesien. Die im Auszug veröffentlichte Habilitationsschrift von Birke < 320> schildert die nationale Entwicklung Oberschlesiens von der deutschen Landnahme des MA.'s an mit besonderem Eingehen auf die preußische Zeit nach 1742 (Auswirkungen der Agrar- und Industrieentwicklung, Sprach- und Schulpolitik) und einem eigenen Abschnitt über die Anfänge slawischer Aktivität im Teschener Anteil bis zu jenem Wendepunkt der sechziger Jahre, wo erstmals einheimische Elemente einen maßgebenden Anteil an der bisher von außen (Posen und Krakau) nach Oberschlesien hineingetragenen Polenbewegung nehmen. Dem ersten dieser Vertreter aus Preußisch- Schlesien ist die eingehende Biographie von A. Bar: »Karol Miarka. Studium z dziejów Górnego Śląska [K. Miarka. Ein Beitrag zur Geschichte Oberschlesiens]« in Pamiętnik Inst. Śląskiego 7, Kattowitz, 257 S., gewidmet (Rez. v. W. Krause, Dt. wiss. Z. Polen 35, S. 290 f.), an die sich inzwischen -- von dem gleichen Gelehrten herausgegeben -- noch eine Schriftensammlung Miarkas »Wybór pism«, Kattowitz 1939, 301 S., angereiht hat. Reiches Material über die Abwehr der polnischen Ansprüche unmittelbar nach dem Waffenstillstand 1918 entreißt das an anderer Stelle angezeigte Buch von Laubert < 1464> der Vergessenheit. -- Weniger für die tatsächliche Lage der polnischen Minderheit in Westoberschlesien nach 1922 als für die polnische Tendenzliteratur über diesen Gegenstand ist die Arbeit von Korowicz < 1638> aufschlußreich.

Oppelns Rechtsentwicklung von der Stadtgründung bis ins 18. Jh. schildert Goerlitz < 2340>, vor allem auf Grund der Neumarkter Rechtsbewidmung von 1327 und zweier Dresdener Rechtshandschriften des 15. Jh.'s, die auch manchen Anhaltspunkt über die eigene Oberhoffunktion Oppelns gewähren. -- In dritter, umgearbeiteter Auflage bereits kann K. Lorenz seine erstmalig 1925 erschienene Ortsgeschichte von Riemertsheide »Der Schicksalsweg des deutschen Siedlungsdorfes in 700 jähriger Entwicklung. Ein Beitrag zu Bauer und Scholle« (Breslau, Priebatschs Buchhandlung, 80 S.) vorlegen, bei der archivalische Kleinarbeit und ansprechende Darstellungsgabe sich glücklich ergänzen. Die Heimat der Kostenthaler Siedler sucht Weinelt < 1723> in Verbindung des sprachlichen Befundes mit den Quellenzeugnissen in der Gegend von Zülz. U. Werner: »Beitrag zur Siedlungsgeographie des Oppelner Kreises (Veränderungen der Gemeindegrenzen bei zwei friderizianischen Kolonien)« <in 1792, S. 19--38> ist als Vorstudie weiterer Untersuchungen erschienen. --Krause < 321> stellt die spärlichen Nachrichten über Stadt und Herrschaft Lublinitz im MA. zusammen und dehnt < 887> seine verdienstvollen Untersuchungen der ma.'lichen Volkstumsverhältnisse auf Loslau aus, dessen Bürgernamen bis 1500 eine deutsche Mehrheit sehr wahrscheinlich machen. Über die mannigfachen Beziehungen des um 1450 abgetrennten Saybuscher Landes zu Oberschlesien in der Darstellung von Szczotka < 322> vgl. Rez. v. L. Petry, Z. Ver. Gesch. Schles., 73, S. 508.


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