III. Quellen und Darstellungen.

Die Erzählung von der Ermordung des Mkg. Diezmann in der Leipziger Thomaskirche (1307) erweist J. G. Hartenstein < 909> quellenkritisch als eine spätere Legende, die zuerst 1342/43 von Johann von Victring aufgebracht und dann von dem Thüringer Chronisten Johannes Rothe weitschweifig überliefert worden ist.

In ihrer Leipziger Dissertation stellt Elisabeth Werl < 936> das Leben und Wirken ihrer Namensschwester Elisabeth, Herzogin zu Sachsen, bis zur Übernahme des Wittums Rochlitz (1537) ausführlich dar, während sie in den Sächsischen Lebensbildern (siehe oben) eine Skizze der ganzen Lebenszeit bietet. Aus eigener Kenntnis weiß ich, welche Schwierigkeiten Schrift und fast noch mehr Rechtschreibung der schreiblustigen Frau dem Leser bereiten, und muß daher rückhaltlos die aufopfernde Arbeit anerkennen, mit der W. aus 849, zu neun Zehnteln bisher unbekannten Briefen den Stoff für ihre


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lebensvolle Schilderung zusammengetragen hat, ganz abgesehen von der fleißigen Ausnützung des bisherigen Schrifttums. Leider verbietet mir die Raumbeschränkung einen so ausführlichen Bericht, wie ihn H. Bornkamm im N. Arch. sächs. Gesch., 60, II, S. 318 ff. geboten hat, aber unter Verweisung darauf möchte ich doch wenigstens die Art der fürstlichen Frau und die wichtigsten Abschnitte ihres Wirkens bis 1537 kennzeichnen. Als Einführung berichtet W. über unsere bisherige Kenntnis der Fürstin aus Quellen und Darstellungen sowie über den Quellenwert ihrer Briefe und ihre verwandtschaftlichen Beziehungen, die sie stets eifrig gepflegt hat. Zu ihren Briefen wird s. 37 mit Recht angedeutet, daß diese ihre plastische Frische vor allem durch die Anwendung sprichwörtlicher Formen und Vergleiche erhalten, wobei freilich die willkürliche Schreibweise nach der Aussprache nur zu häufig das Verständnis erschwert. Dabei hat die Herzogin offenbar ebenso schnell geschrieben wie gesprochen und in ihrer Lebhaftigkeit vieles verschluckt und manches hinzugefügt, was gleicherweise schwer zu enträtseln ist. Als ältere Schwester des Landgrafen Philipp von Hessen 1502 in Marburg geboren, ist sie des gleichen unruhigen Geistes wie ihr Bruder, hat ihn wohl zeitlebens als ihr geistiges Spiegelbild angesehen und auch mit unverbrüchlicher Liebe an ihm gehangen. In schweren Kindheitsjahren lernte sie wie er auf die fürstliche Bestimmung stolz sein und immer auch nach fürstlicher Betätigung streben. Aber das Schicksal hat sie auf die Erfüllung lange warten lassen. Als Gattin des Herzogs Johann von Sachsen stand sie wie dieser im Schatten Georgs des Bärtigen und war, seit sie sich ab 1525 unter dem Einfluß ihres Bruders Philipp und ihres Vetters Johann Friedrich immer mehr Luther zuneigte, selbst gehässigen Angriffen auf ihre Ehre am Hofe ausgesetzt, ja wurde auch in die Pack'schen Händel hineingezerrt. Aber sie wehrt sich tapfer, und nach dem Tode von Frau und Tochter nähert sich Herzog Georg wieder der Schwiegertochter und begründet ein freundschaftliches Verhältnis mit ihr, das sich erst 1537 etwas lockert, weil dann Elisabeth nach dem Tode ihres Gatten auf der selbständigen Regierung ihres Wittums Rochlitz besteht und sie auch durchsetzt. Was sie darin geleistet hat, das ist einem zweiten Bande vorbehalten, der hoffentlich nicht lange auf sich warten läßt, wenn auch in gedrängterer Anlage. Auf die Schriftproben zum ersten Bande sei noch besonders hingewiesen. -- E. Wild < 945 a> fügt seinen früheren Arbeiten zur Geschichte des Vogtlandes einen neuen umfangreichen Aufsatz über das Vogtland im Schmalkaldischen Krieg an, der hier wenigstens erwähnt werden soll, weil er im einzelnen bei seiner genauen Zeitsetzung und Inhaltsumschreibung nicht verfolgt zu werden braucht.


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