V. Rechts- und Verfassungsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte.

Der im Berichtsjahr erschienene zweite Halbband der wertvollen Veröffentlichung von Quellen zur neueren Privatrechtsgeschichte Deutschlands < 2301>, der Landrechte des 16. Jh.'s enthält, ist für die thüringische Forschung von erheblicher Bedeutung, da in ihm die auch in den früheren thüringischen Einzelstaaten subsidiär geltenden Kursächsischen Konstitutionen von 1572 behandelt sind. Die Einleitung befaßt sich eingehend mit deren Entstehung, und


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der Textteil bringt eine saubere, durch zahlreiche gründliche Anmerkungen erläuterte Edition der wesentlichen Teile privatrechtlichen Inhalts dieser bedeutenden Rechtsquelle. -- Über die wirtschaftsrechtlichen Bestimmungen der jüngeren thüringischen Landesordnungen von 1556, 1589, 1653 und 1705 handelt Buchda < 2348> in anregender Form. Die Arbeit macht deutlich, daß eine Gesamtbearbeitung und -edition der Landesordnungen für alle Zweige der Forschung dringend erwünscht ist. -- Die dankenswerte Arbeit von Kühn über das Jenaer Stadtgericht < 2349> entwirft ein im ganzen klares Bild dieses Gerichtes bis zum 15. Jh. und deutet die Entwicklung vom 16. Jh. ab nur noch in großen Linien an. Das ist um so bedauerlicher, als gerade für diese Zeit noch wichtige Fragen der Lösung harren. Man würde für eine ausgiebigere Behandlung dieser Perioden gern die umfangreichen Ausführungen über die Strafrechtspflege in Jena drangeben, zumal diese für die Stadt selbst auf zu schmaler Grundlage stehen. -- Von den wohl auf persönlicher Schikane beruhenden Zensurschwierigkeiten, die die reußische Regierung in Gera 1691 der Herausgabe der bekannten Stadt- und Landchronika von Zopf bereitete, berichtet aufschlußreich Auerbach < 2347>. --Mühlmann < 2527> untersucht auf Grund des von Koch herausgegebenen sogenannten Geschoßbuches der Stadt Jena von 1406 <1932, Nr. 2008, S. 452> die Lehns- und Abgabeverhältnisse, wie sie in diesem Register gegenüber der Landesherrschaft, der Kirche und dem Adel in Erscheinung treten, und gibt damit ein Bild der Einnahmen und des Grundbesitzes dieser Gruppen. -- Die als Gemeinschaftsarbeit von Jenaer Dozenten und Studenten der Volkswirtschaft entstandene Studie »Das Büchsenmacherhandwerk und Kleineisengewerbe im Thüringer Wald« (Weimar, Böhlau, 226 S.), die einen ausgezeichneten Querschnitt der Gegenwartslage in den Industriebezirken Suhl, Zella-Mehlis, Schmalkalden und Steinbach-Hallenberg gibt, berücksichtigt die geschichtliche Entwicklung nur insoweit, als sie zum Verständnis des gegenwärtigen Zustandes beiträgt, bringt aber auch so der landesgeschichtlichen Forschung manche Anregung und manches neue Ergebnis. -- Das Festbuch zum Heimatfest Meuselwitz 1938 (Meuselwitz, Verkehrsverein, 48 S.), das zur Erinnerung an die 1838 erfolgte Aufschließung der ersten Braunkohlengrube in Meuselwitz entstand, enthält Einzelaufsätze zur Entwicklung dieses Wirtschaftszweiges.


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