V. Kirchengeschichte.

Zur ma.'lichen Kirchen- und Klostergeschichte sind mehrere Einzelarbeiten erschienen. K. O. Müller < 2659> veröffentlicht ein unbekanntes Nekrologfragment des 11. Jh.'s aus dem Einband einer Handschrift der Klosterbibliothek von Weißenau. Es handelt sich um ein Kalenderfragment aus dem Raum Konstanz-Reichenau-Rheinau. K. S. Baders < 2657> Aufsatz über das Benediktinerinnenkloster Friedenweiler und die Erschließung des südöstlichen Schwarzwaldes ist bereits weiter oben besprochen worden. Das Urkundenmaterial eines Prozesses des 12. Jh.'s um die Pfarrechte zu Achkarren am Kaiserstuhl zwischen den Plebanen von Bickensohl und Achkarren und den hinter ihnen stehenden Eigenkirchenherren, nämlich dem Bistum Basel und dem Kloster St. Ulrich, wertet H. Büttner < 2655> aus für eine beispielhafte Darstellung des Prozeßwesens dieser Zeit. Der Geschichte der beiden Stifte am Odilienberg im Elsaß, Hohenburgs und des damit ursprünglich engverbundenen Niedermünsters, im Zusammenhang mit dem Lebensschicksal der Stifterin, der hl. Odilia, die das Volk als Landespatronin des Elsasses verehrt, sucht H. Büttner < 2660> durch die bisher versäumte kritische Würdigung der urkundlichen Nachrichten zu beleuchten und bis ins 13. Jh. hinein mit der allgemeinen Geschichte des Elsasses zu verknüpfen. C. Wittmer < 2661> schildert die Bedeutung Colmars für die Reform des Dominikanerordens im Jahre 1389. Das Klosterleben der regulierten Augustinerchorfrauen von Inzigkofen bei Sigmaringen vom 15. Jh. bis zur Aufhebung des Klosters 1802 schildert F. Eisele < 2654>. Weit über das lokale Interesse hinaus zu würdigen ist die reife Darstellung der religiös-kirchlichen Verhältnisse des Bistums Konstanz am Ausgang des MA. durch A. Braun < 2656> auf Grund der Riederschen Regestenausgabe. Im Mittelpunkt steht die Pfründenbesetzung, bei der namentlich der Adel eine schädliche Rolle spielt. Die Mißstände werden offen aufgezeigt, das Gute wird ohne Schönfärberei herausgestellt. -- Nur ein Hinweis auf die musikgeschichtliche Untersuchung von J. F. Krug < 2729> über Quellen und Studien zur oberrheinischen Choralgeschichte bis zur Jahrtausendwende mag den Jahresbericht


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über das Schrifttum zur Geschichte der katholischen Kirche am Oberrhein abschließen.

Die evangelische Kirche ist mit wenigen Beiträgen vertreten. J. Hagen < 2830> schildert den Ausgang der Landauer Reformation unter Magister Johannes Bader. W. Diehl < 2831> berichtete in einem Aufsatz zur Geschichte der reformierten Pfarreien in der Kurpfalz über seine Sammlung von Personalien sämtlicher reformierten Pfarrer und Schulmeister der Kurpfalz, die er in einem großen, die ganze alte Kurpfalz, also nicht nur die bayerische, sondern auch die sogenannte hessische, badische und preußische Pfalz behandelnden Pfarrer- und Schulmeisterbuch herausbringen wollte. Dieser Plan ist durch Biundos Pfälzisches Pfarrer- und Schulmeisterbuch, zu dem Diehl wertvolle Ergänzungen beisteuert, und durch das Pfarrerbuch der evangelischen Kirche Badens von der Reformation bis zur Gegenwart von H. Neu < 1694> gegenstandslos geworden. Der erste Band des letzteren enthält die tunlichst geschlossene Reihe der Pfarrer in den einzelnen Gemeinden von der Einführung der Reformation oder den frühesten Anfängen evangelischer Glaubensübung an. Außer den vollständigen Namen sind in der Regel die Jahreszahlen für Beginn und Ende der Amtszeit, Zurruhesetzung und Sterbejahr angegeben. Rekatholisierte oder heute aufgehobene Pfarreien sind gekennzeichnet; wo Lutheraner und Reformierte ihre eigenen Pfarrer hatten, sind sie in getrennten Listen aufgeführt. Auch noch als katholische Pfarrer bestellte Prediger in evangelischem Geiste sind aufgenommen, ebenso die von Geistlichen geleiteten Schulstellen. Bei der Stellung der Pfarrer im Leben der Gemeinde bildet das Pfarrerbuch auch eine wertvolle ortsgeschichtliche Quelle. Seine Bedeutung für die Familienforschung hat es erst ganz gewonnen mit dem Erscheinen (1940) des zweiten Teiles, der die alphabetische Reihe aller Pfarrer mit den im ersten Teil auf verschiedene Orte verteilten zusammenhängenden Personalangaben enthält. Ein ungemein wertvolles Hilfsmittel dieser Familienforschung in Baden stellt die Neubearbeitung der Kirchenbücher in Baden durch H. Franz < 1695> dar.


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