IV. Verfassungs-, Rechts- und Wirtschaftsgeschichte.

Die ersten Anfänge und die Entwicklung einer obersten Verwaltungsbehörde in Württemberg, des fürstlichen Rats, seit dem 15. Jh. verfolgt Irmgard Kothe < 2377> auf Grund der Kanzleiakten, der alten Landschreibereirechnungen und der sog. »Dienerbücher« des Württ. Staatsarchivs. Sie schildert anschließend die Neuordnung von Regiment und Rat, die die österreichische Verwaltung in der Zeit der Verbannung Herzog Ulrichs durchführte -- in starker Anlehnung an die Instruktionen für die Verwaltung von Niederösterreich (1521) und noch mehr an die für die Ensisheimer Regierung (1523), wie K. in einem besonderen, für die Geschichte der Behördenorganisation aufschlußreichen Aufsatz < 2378> nachweist. K. zeigt schließlich, daß die endgültige Ausbildung der obersten Verwaltungsbehörden unter Herzog Ulrich und Herzog Christoph der österreichischen Regiments- und Ratsordnung zu großem Dank verpflichtet ist. Sehr wertvoll für die Personengeschichte Württembergs im 15./16. Jh. ist die anhangsweise gegebene Zusammenstellung der gesamten württ. Räte aus den Jahren 1450--1568, der möglichst genaue biographische Daten beigefügt sind.

In Fortführung seiner schon früher <1937, S. 535> eingehend gewürdigten Studie über die Stellung der Tübinger Rechtsfakultät zum Hexenwahn und zum Hexenprozeß < 2379> untersucht Gehring eingehend die Behandlung des »Crimen Magiae« in den Konsilien, die Prüfung der Beweismittel, die Einstellung zu Tortur und zu der zu verhängenden Strafe. Er stellt dabei fest, daß die Fakultät für eine Regelung und damit auch Milderung des in Württ. oft übermäßig und willkürlich gehandhabten Folterverfahrens, ebenso auch für Milderung der Strafen eingetreten ist.

Nachdem vor wenigen Jahren F. Graner die Geschichte der Forstgerechtsame in dem zwischen Stuttgart und Tübingen gelegenen alten Reichsforst des Schönbuchs <1929, S. 539> eingehend behandelt hat, beleuchtet jetzt Max Zeyher < 2558> die Geschichte der Bewirtschaftung des Forstes, wie sie sich an Hand der Quellen seit der Mitte des 16. Jh.'s verfolgen läßt; dabei werden vom Standpunkt des praktischen Forstmannes betrachtet Holzarten und Wildbestand, die forstliche Einrichtung, schließlich Jagd und Holzauswertung. Der Hauptnachdruck der Arbeit liegt auf der Entwicklung im 19. Jh. Sachlich berührt sich in manchen Stücken mit Z. die Schrift von K. Stephani über die schwäbischen Jagdgebiete der fürstenbergischen Standesherrschaft < 2179>, die einen guten Überblick über die fürstenbergische Jagdverwaltung gibt, aber auch wertvolle Beiträge zur Geschichte von Fauna und Landschaft enthält; besonderes Interesse verdient das als Beilage abgedruckte Tagebuch eines fürstenbergischen Jagdbeamten aus den Jahren 1582/90.

In der hauptsächlich der neuesten Entwicklung gewidmeten Erstlingsarbeit von H. Riede über die Entwicklung der württ. Textilindustrie < 2556> befindet sich eine geschichtliche Einleitung, die das vorhandene Schrifttum über die ältere Geschichte der Weberei in Württ. gut und übersichtlich verwertet.


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