II. Landesgeschichte.

Herding < 1600> unterzieht die späteste Art der Quellen zur Landesgeschichte der Markgrafschaft Ansbach, die Gruppe der z. T. im amtlichen Auftrag im 17. und zumeist im 18. Jh. entstandenen ökonomischstatistischen Staatsbeschreibungen einer kritischen Betrachtung. Er verzichtet darauf, ihre lexikographische Darstellung oder ihren zeitgebundenen Wert für die seinerzeitige staatliche Verwaltung im einzelnen nachzuprüfen, sondern deckt die innere Abhängigkeit voneinander und den Zusammenhang mit den politischen Zuständen ihrer Entstehungszeit auf, für welche sie einen bestimmten Ausdruck politischer Denkweise darstellen. Eine Übersicht über die im Jahre 1732 bei den Ansbacher Ämtern vorhandenen Salbücher, welche für einzelne Beschreibungen benützt wurden, erhöht durch die Angabe des heutigen Lagerortes die ergebnisreiche Untersuchung, welche aus den Vorarbeiten zu der von dem Institut für fränkische Landesforschung an der Universität Erlangen geplanten historischen Topographie Ostfrankens in Form von Amtsbeschreibungen der Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, des Hochstifts Bamberg und des Nürnberger Gebietes entstanden ist. -- Der Abschluß der ausgezeichneten behördengeschichtlichen Studie Hofmanns < 2382>, die im Vorjahr das Ämterwesen des Hochstifts Bamberg <1937, 2115> besprochen hat, bildet nun die Entwicklungsgeschichte der Außenämter der benachbarten Markgrafschaft Bayreuth. Trotz des kleineren Gebietsumfanges ist ihre Zahl hier größer; zwischen den Höchst- und den Außenbehörden stehen besondere Mittelämter, die Oberämter und Hauptmannschaften. Der schematische Aufriß der Staatsverwaltung zeigt nur zwei Säulen: kamerale und jurisdiktionale Behörden, besondere Steuerämter gibt es nicht. Der Kameralgedanke steht im Vordergrund der Verwaltungsgesichtspunkte,


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die fraischliche und vogteiliche Gerichtsbarkeit ist fast nirgends voneinander geschieden. Der Vielfalt und Überschneidung der Behörden und ihrer Befugnisse macht erst die Kreiseinteilung und die Errichtung der Kammer- und Justizämter nach dem Übergang der Markgrafschaft an Preußen ein Ende. Übersichten über die verschiedenen Ämter nach dem Stand von 1791 und 1797 beweisen die dadurch eingetretene Vereinfachung. Hofmann hat sich darauf beschränkt, nur die Abhängigkeit der Außenbehörden von den Mittelbehörden vor der Hardenbergischen Organisation kartographisch darzustellen. -- Zweck und Ziel der agrargeographischen Arbeit von Otremba < 1599> über die landwirtschaftlichen Anbauverhältnisse in der Umgebung von Erlangen liegen nicht auf landesgeschichtlichem Gebiete. Die dortige mittelbäuerliche Bevölkerung hält in der Bebauungsweise und der Anbauverteilung des Bodens wie bei der Vererbung des Besitzes an den überkommenen Gepflogenheiten in starkem Maße fest. Wer sich mit der Entwicklung der bäuerlichen Wirtschaft und des Bauerntums im Erlanger Umland beschäftigt, kann daher die vorliegende Arbeit dennoch mit Nutzen heranziehen. --Veh < 953> versucht die große Entwicklungslinie der Bayreuther Landstandschaft, die nach dem Wegfall der Prälaten seit der Reformation und infolge des Fernbleibens der Ritterschaft nur noch die dritte Kurie der Städte und Bauern umfaßte, während der ersten Hälfte des 17. Jh.'s nachzuziehen. Trotz der Unzulänglichkeit der Quellen ist es ihm, soweit der erste bis 1629 reichende Teil seiner Darstellung beweist, gelungen, den wechselvollen Kampf zwischen der markgräflichen Regierung und den Landständen überzeugend herauszuarbeiten. Der rasche Aufstieg aus vierteljahrhundertlanger Nichtbeachtung zur beeinflussenden, in Form und Inhalt festgelegten Beteiligung an den Staatsgeschäften, der Steuerbewilligung und -verwaltung, findet durch eigne Mißwirtschaft bald ein Ende; in den Kriegsnöten sinkt dann die Bedeutung der Landstände immer mehr zusammen. Das Zeitalter des fürstlichen Absolutismus hebt auch im Bayreuther Markgrafentum im zweiten Jahrzehnt des Jahrhunderts an. --Hanftmann < 865> glaubt den Beweis führen zu können, daß der Würzburger Bischof und Herzog von Ostfranken Heinrich IV. Caseus (1202--07) den Dynasten von Weida entstammte. -- Der Schluß des v. Heßberg schen Aufsatzes < 918; vgl. 1937, S. 540> bringt weitere Einzelheiten aus dem Leben des Ritters Heinrich Kötner, die mit den Geschicken von fränkischen Adels- und Würzburger Bürgerfamilien eng verflochten sind. --


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