III. Konservative Parteien.H. v. Arnim und G. von Belows »Deutscher Aufstieg« ( 1692) ist eine Sammlung von über 60 Monographien konservativer Führer verschiedenster Schattierung. Below erklärt in seiner Einleitung -- Geschichte der rechtsstehenden Parteien -- den Titel damit, daß er in dem »wachsenden Zusammenschluß aller derjenigen, die von dem gleichen Sinn für das Vaterland erfüllt sind«, wie er sich im Rahmen der deutschnationalen Partei vollziehe, ein Zeichen nationalen Aufstiegs sehe. In populärer und stellenweise idealisierender Form wird hier mancher bedeutendere Politiker, wie Graf Bethusy-Huc, unverdienter Vergessenheit entrissen. Teilweise stellen die Skizzen Auszüge eingehenderer biographischer Aufsätze dar, wie z. B. von Petersdorffs ausgezeichneter Charakteristiken der Brüder Gerlach, Kleist- Retzows, Blankenburgs, Hermann Wageners. Hervorzuheben sind die autobiographischen Versuche von Wallraf, Martin Spahn und Hoetzsch, sowie die ausführlichen Literaturnachweise am Ende des Buches samt einem Schriftenverzeichnis Karl Helfferichs (Biograph: Graf Westarp), dessen politische Persönlichkeit im übrigen im Rahmen dieses Buches kaum erfaßt werden kann. Eine Vertiefung unserer Kenntnis der parteipolitischen Kämpfe und Entwicklungen in den letzten
Jahrzehnten des Kaiserreichs bringen die Nrn.
1700/01. Die Lebenserinnerungen der Generale von Liebert und
Keim führen in ihrem 2. Teil mitten hinein in die Kämpfe um Heeres- und Flottenvermehrung und
gewaltsame Zurückdrängung der immer stärker anwachsenden Sozialdemokratie. Beide Offiziere waren
agitatorisch stark begabt und schon
S.355 während ihrer Dienstzeit mit der Politik in Berührung gekommen: Liebert war im Interesse der Kolonialpolitik tätig und selbst Gouverneur von Deutsch- Ostafrika gewesen, Keim hatte als Adlatus des Reichskanzlers von Caprivi die stark umstrittene Militärvorlage von 1892 vertreten. Liebert übernahm dann 1906 die Führung des neugegründeten Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie. Keim wurde Geschäftsführer des Flotten- und später des Wehrvereins, eine Stellung, in der er durch den scharfen Gegensatz, in den er zu Zentrum und Freisinn geriet, auch der Regierung unbequem wurde. Liebert stand im Mittelpunkt des politischen Interesses, als Fürst Bülow durch den sogenannten Silvesterbrief vom 31. Dezember 1906 an ihn die Parole für die Blockpolitik ausgab. Beide geben ein charakteristisches Bild ihrer Auffassung der Konflikte, in die sie gerieten; Keim stellt auch beachtenswertes, zeitgeschichtliches Material zusammen, das sonst an vielen Stellen in der Presse verstreut ist.Vogels Dissertation »Die Konservativen und die Blockpolitik Bülows 1907--09« ( 1703) bietet mehr, als der Titel sagt. Es ist eine gute Analyse der deutschen parteipolitischen Entwicklung überhaupt, besonders von 1890 ab. Die Darstellung der Blockpolitik selbst, im wesentlichen auf Grund der Reichstagsverhandlungen und der gleichzeitigen Publizistik, ist reichlich breit, aber die für das Scheitern des Bülowschen Versuchs der »konservativ-liberalen Paarung« zusammenwirkenden prinzipiellen und effektiven Momente (mangelnde Homogenität, Reichsfinanzreform, preußische Wahlrechtsreform und »Daily Telegraph«- Affaire) sind scharf herausgearbeitet; ebenso die sich aus der allgemeinen Entwicklung ergebenden Veränderungen der politischen Konstellation: an Stelle der Ideologie als ausschlaggebendes Moment der Parteibildung Interessenvertretung und Annäherung an das parlamentarische System. Auch die Unzulänglichkeit des Fürsten Bülow als Innenpolitiker wird überzeugend dargetan. |
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