V. Wirtschaftsgeschichte.Zur Geschichte der Verbreitung
und des Maßes der fränkischen Hufe veröffentlichte H. v. Loesch (
1453) den ersten Teil seiner ungemein gründlichen, den weiten Raum des
ganzen ostdeutschen Kolonisationsgebietes umfassenden Arbeit, deren Fortsetzung und Schluß erst im 63. Bde der
Ztschr. d. Ver. f. Gesch. Schlesiens (1929) vorliegen wird, und auf die hier darum nur aufmerksam gemacht werden kann.
-- Auf die vielen Lücken in unserer Kenntnis der Wirtschaftsverhältnisse des MA. und die durchaus
unzulängliche
S.515 Erfassung des Quellenstoffes in den oberdeutschen Archiven und den Archiven des Nordostens weist der Schweizer Forscher H. Ammann ( 1460) in seinem Beitrag zur Geschichte der Handelsbeziehungen des oberdeutschen Wirtschaftsgebietes nach den Gebieten nördlich der Sudeten und Karpathen, also nach Schlesien, Polen und dessen weites Hinterland, hin. Namentlich über die ungemein weite Verbreitung des minderwertigen, aber billigen polnischen Tuches nach Oberdeutschland hin werden hier wertvolle Beobachtungen mitgeteilt. Wie weit die Oberdeutschen auf ihren Fahrten nach Osten kamen, läßt sich bei dem jetzigen Stand der Forschung noch nicht übersehen. -- Die Leipziger Dissertation von A. Schulze-Schönberg ( 1442) hat die Entwicklung des in den bisherigen Darstellungen stiefmütterlich behandelten ländlichen Handwerks zum Gegenstand der Untersuchung. Er versucht darzustellen, in welchem Umfang in der preußischen Südoberlausitz Handwerk in früherer Zeit auf dem Lande vorkam und unter welchen Umständen es sich entwickelte. Diese auf ein kleines ostdeutsches Kolonisationsgebiet sich beziehenden Studien erschließen ein bisher wenig genutztes Quellenmaterial, indem sie die Dorfschöffenbücher zur Untersuchung wirtschafts- und rechtsgeschichtlicher Fragen des ländlichen Lebens im Osten Dtls. heranziehen. So weit die hier gewonnenen Ergebnisse über das Handwerk auf dem Dorf der Zeit bis 1600 angehören, treffen sie nach Ansicht des Verfassers auf das gesamte ostdte. Kolonisationsgebiet ohne Einschränkung zu. Die Exulanteneinwanderung bewirkt für das Landhandwerk der Südoberlausitz nach 1600 dann jene Umgestaltung, die sie mit den südlichen Teilen Sachsens und Schlesiens teilt. -- Die wechselnde wirtschaftliche und politische Bedeutung des Landbesitzes der Stadt Breslau seit ihrer Gründung als deutsche Stadt ( 1241) bis zur Gegenwart veranschaulicht A. Krämer ( 1445). Ein Auszug dieser vornehmlich auf H. Wendts Arbeiten (namentl. Heft IV der Mitteilungen aus dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek Breslau), auf amtlichen Veröffentlichungen und dem Aktenmaterial des Stadtarchivs und des Breslauer Magistrats (das Staatsarchiv ist nur mittelbar benutzt) beruhenden Arbeit soll später als Einleitung für die Fortsetzung des Wendtschen Buches über die Breslauer Stadt- und Hospitallandgüter dienen. -- M. Breuer ( 1502 a) stellt fest, daß in der Geschichte der Breslauer Weißgerberzunft mit dem Aufkommen der Sämischgerberei im Anfang des 16. Jhd. ein neuer Abschnitt, die Glanzzeit dieses Handwerks, begann. Weiteres über die Breuersche Arbeit vgl. S. 335. Das Buch von K. Ohle ( 231) über den Kreis Waldenburg ist eine Zweckschrift, die Verständnis für die derzeitige Not des niederschlesischen Industriegebietes und das »jahrhundertelange« Elend großer Teile seiner Bevölkerung erwecken will. Die Wirtschaftsgeschichte dieses ältesten Industriebezirkes Preußens betrachtet in knappen Skizzen die Fortbildung des Leinenhandels aus der Hausindustrie bis zum Maschinenbetriebe, die Anfänge des Bergbaues, das Zeitalter der Eisenbahn und Industrialisierung als Spiegelbild der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaftsweise überhaupt. Das Wohnungselend und die Not der Gegenwart springen daraus grell in die Augen. |
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