III. Geschichte einzelner Landesteile und Ortschaften.An die Spitze stellen wir unbedenklich das großangelegte und auch großdurchgeführte Werk von O. Tschirch, das die Gesamtentwicklung der alten Hauptstadt Brandenburg in kunstvoller Form zeichnet ( 175). Was hier mit einem bis auf wenige Ausnahmen nicht reichen Material erzielt ist, kennzeichnet -- auch in der Beschränkung, die sich Tsch. gelegentlich auferlegt, -- den tüchtigen seit langem auf diesem Felde bewährten Forscher. Hier ist ein Städtebild entstanden, wie es mit mehr oder minder starken Abwandlungen für die meisten märkischen, ja für die ostdeutschen Stadtsiedlungen gilt. Und insofern reicht die Bedeutung des T.schen Buches, dessen Grundzüge übrigens von dem Autor im Brandenburg. Jahrbuch Bd. 3, S. 3--16 skizziert sind, über das Märkische hinaus. Mit der Tochterstadt des havelländischen Brandenburg auf dem Barnim, Berlin, beschäftigt sich E. Kaeber gründlich in einem ausgedehnten Aufsatz über das städtische Weichbild seit der Steinschen Städteordnung ( 296). Die Auseinandersetzung Berlins mit der Regierung bzw. den beiden benachbarten Landkreisen Teltow und Barnim ist zeitweilig eine sehr erregte gewesen. Nachdem die Schritte Berlins zunächst gehemmt waren, wird erst seit 1860 eine schnellere Gangart in der Eingemeindung eingeschlagen, die K. bis 1880/81 verfolgt. -- Als überreiche Materialsammlungen möchten wir trotz ihrer darstellenden Form zwei Schriften von Rud. Schmidt bezeichnen, die beide Barnimgebiete betreffen: »Die Herrschaft Friedland. Nachrichten zur Geschichte von Alt- und Neufriedland, Gottesgabe...« 298 S., »Aus der Pfuelen Land. I. Zur Geschichte von Dannenberg, Coethen ... 272 S. (Bad Freienwalde, Oder. Verlag des Kreisausschusses des Kr. Oberbarnim). Was hier an Notizen und Notizchen aufgestapelt ist, lockt dazu, unter gleichzeitiger Nachprüfung ein Gesamtbild zu entwerfen, das auch für die allgemeine Sozial- und Agrargeschichte nicht ohne Reiz wäre. Das Land Lebus wird nach der volkskundlichen Seite hin von M. Pohlandt durchforscht. Er
veröffentlicht den 1. Teil einer Arbeit »Lebuser Land, Leute und Leben« (Mitteilungen d. Hist. Ver. f.
Heimatkde. zu Frankfurt a. O. H. 28, S. 1--58). Bringen auch die Abschnitte Territorial- und Siedlungsgeschichte keine
neue eigene Forschung, so bleibt doch in den anderen Kapiteln genug schätzenswerter Stoff auch für die
geschichtliche Vergangenheit. Der Hauptstadt des Landes Lebus, Frankfurt, gilt eine Arbeit von K.
Seilkopf, die wenig glücklich die Altfrankfurter Feldmark behandelt (
1145). Um ein rechtes
S.410 Bild zu gewinnen, bedürfte es doch einer ausführlicheren und vor allem mit Karten versehenen Darstellung.Von neumärkischen Orten ist im Berichtsjahre nur Berlinchen mit einer Untersuchung bedacht worden. P. v. Nießen hat »Die Gründung von Berlinchen in der Neumark« erörtert (Frankfurter Abhandlungen zur Geschichte H. 5, S. 5--15; Frankf. a. O., Verl. Gust. Harnecker). Man wird bei der Arbeit, die sich vornehmlich auf die Gründungsurkunde von 1278 stützt, den Eindruck des Überspitzten an manchem Punkte nicht los. Mit der letzten Lieferung wurde im Berichtsjahre abgeschlossen die seit 1909 erscheinende »Geschichte d. Stadt Friedeberg in d. Neum. u. des Landes Friedeberg« von C. Treu in einer 2. Aufl., die eigentlich eine Neubearbeitung von Paul Müller ist (Friedeberg, N. M., Max Eisermann). Der niederlausitzer Geschichte wäre noch manche Frucht abzugewinnen. Nur dürfte sie nicht so dürr sein, wie die »Geschichte der Spreewaldstadt Lübbenau« von J. F. P. Fahlisch (2. Aufl., Lübbenau, Selbstverl. 388 S.). Das Buch beginnt mit den »Einwirkungen der weltgeschichtlichen Ereignisse auf L.« und versteigt sich schließlich bis zu einem L.er Kaffeekränzchen. Dabei ist in seltener Weise viel Stoff zur Ortsgeschichte zusammengetragen, der sonst schwer zu finden ist. Schade, daß solche Arbeiten einer ernsthaften Ortsgeschichte den Weg verbauen. Wieviel weiter kommt man da mit einer Arbeit wie der von K. Ulrich, der in der Geschichte eines Niederlausitzer Patriziergeschlechtes, der »Passerin«, ein gut Stück Landesentwicklung vom 14. bis 18. Jhd. aufrollt (Niederlaus. Mittlg. Bd. 18, Hälfte 2, S. 223--286). |
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