II. Die Begründung des brandenburgisch-preußischen Gesamtstaates 1609 bis 1740.Die Publikation der »Urkunden und Aktenstücke« hat mit ihrem
jüngsten dreiundzwanzigsten Bande, den M. Hein herausgegeben hat (
856), einen wichtigen Schritt vorwärts getan. Er führt die Serie der
»Auswärtigen Akten« weiter und bringt die schwedischen Akten, zunächst in einem ersten Teile bis
in die Mitte des J. 1658. Die Vorarbeiten dazu gehen auf den verdienten Forscher F. Arnheim zurück, sie wurden
jedoch von Hein durch eigene Arbeiten im Stockholmer Reichsarchiv ergänzt und vertieft. Nur ein schmaler Teil des
Bandes ist den Beziehungen Schwedens zu Brandenburg im Zeitraum vom
S.421 Regierungsantritt des Großen Kurfürsten bis zum 1. Nordischen Kriege vorbehalten. Erst mit dem J. 1655 setzt die Publikation in voller Ausführlichkeit ein, um nun ein höchst bedeutsames und vielfach klärendes Gegenbild der brandenburgischen Akten zu bringen. Beim Abdruck sind die schwedischen Texte vorsichtig normalisiert worden, so daß auch ein der Sprache nur wenig Kundiger sich bequem in sie hineinfinden kann, zumal ihm die vortrefflichen, oft sehr ausführlichen Regesten Heins zu Hilfe kommen. -- Daß dem Oberpräsidenten v. Schwerin außer einem Aufsatz F. Hirschs noch keine ausführliche biographische Würdigung zuteil geworden war, wie sie für Burgsdorff oder Waldeck längst vorlag, mochte in der Tat erstaunlich scheinen. Der Grund dafür wird einmal darin zu suchen sein, daß für eine Lebensgeschichte Schwerins, der jahrzehntelang recht eigentlich im Mittelpunkt der brandenburgischen Politik gestanden hat, ein außerordentlich weitschichtiges Quellenmaterial bewältigt werden müßte, das erst mit dem Fortschreiten der »Urkunden und Aktenstücke« bequemer zu überblicken war; gibt es doch kaum ein Gebiet der inneren und äußeren Staatwerdung Brandenburgs, das nicht die wesentlichsten Spuren seines Wirkens aufweist! Die andere Schwierigkeit, die sich einem Biographen des Oberpräsidenten entgegenstellt, ergibt sich zweifellos daraus, daß dieser Mann, der sein Leben lang bemüht war, eine mittlere Linie zu halten und extreme Entschlüsse zu vermeiden, in seinem innersten Wesen schwerer zu erfassen ist als andere Staatsmänner seiner Zeit. Die Lebensgeschichte Schwerins, die wir M. Hein verdanken ( 858), wird in dieser wie in jener Beziehung voll befriedigen und die lange empfundene Lücke schließen. Schwerins Anteil an der Politik des Großen Kurfürsten wird mit sicherer Betonung des Wesentlichen und Fortwirkenden vorgeführt, wie das nur bei langjähriger Vertrautheit mit einem historischen Stoffgebiet gelingen kann, die es dem Forscher ermöglicht, das einzelne im großen Zusammenhange zu sehen und zu werten. Trotz dieser Einbeziehung des gesamten geschichtlichen Hintergrundes bleibt die Darstellung stets auf Schwerins besonderen Anteil gerichtet. Wenn seine Persönlichkeit dabei nicht in leuchtenden Farben hervortritt, so ist die Schuld nicht bei dem Biographen, sondern bei seinem Helden zu suchen, dem bei tiefer Religiosität, echter Treue zu seinem Herrscher und ausgeprägter politischer Begabung doch der höchste Grad menschlicher und staatsmännischer Größe nicht zugesprochen werden kann. |
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