c. Ost-, Mittel- und Norddeutschland.Als Fortschritt auf dem Gebiete der Bodendenkmalpflege ist das neue Denkmalschutzgesetz in Mecklenburg-Schwerin zu nennen. Seine gut durchdachten Bestimmungen werden aber vorerst nicht zur Auswirkung kommen können, weil man gleichzeitig mit dem Erlaß dieses Gesetzes die einzige bisher in Mecklenburg bestehende Stelle eines beamteten Fachgelehrten mit einem Nichtfachmann besetzt hat. In Berlin wurde das 100jährige Bestehen der Vorgeschichtlichen Abteilung des Staatlichen Museums gefeiert, deren innerer Ausbau in den letzten Jahren erfreuliche Fortschritte gemacht hat. Wie wenig die notwendigsten Bedürfnisse gerade der ostdeutschen Vorgeschichtsforschung von den zuständigen Stellen erfüllt werden, hat La Baume ( 655) klar und eindringlich dargelegt. Von Bearbeitungen der gesamten
Vor- und Frühgeschichte einzelner Landesteile liegen erfreulicher Weise mehrere aus Mitteldeutschland vor.
Sachsen- Thüringen entbehrt ja seit langem eine ausreichende Behandlung seiner Vorzeit. Diese Aufgabe ist mit
besonderen Schwierigkeiten verbunden, die zum Teil in der staatlichen Zerrissenheit des Gebietes begründet sind.
Außerdem ist Mitteldeutschland von Urzeiten an ein Tummelplatz verschiedener Völker und Kulturen gewesen,
deren Sonderung infolge starker Mischungen und Wechselbeziehungen recht erschwert ist. Auch die vorliegenden Schriften
wollen nur Vorarbeiten für eine abschließende Bearbeitung darstellen. Auerbach (
643) legt ein vollständiges Fundinventar Ostthüringens vor, ohne
eine Auswertung des in 40 Jahren sorgfältig und unermüdlich zusammengetragenen Materials anzuschließen.
Durch diese Beschränkung auf eine reine Quellensammlung sichert er seinem verdienstvollen Werke den objektiven
Charakter eines Urkundenbuches, welches das vor mehr als 20 Jahren erschienene, grundlegende thüringische
Quellenwerk von Götze, Höfer und Zschiesche für den östlich der Saale gelegenen Teil Thüringens
aufs glücklichste ergänzt. Freilich zeigt gerade Auerbachs Fundzusammenstellung, daß der Hauptteil
Ostthüringens noch recht wenig von moderner, sachgemäßer Ausgrabungstätigkeit erfaßt worden
ist. Grimm (
647) stellt die Besiedlungsverhältnisse der Vorzeit im Unterharz und in
der Goldenen Aue auf Grund der Bodenfunde, die er für jede Kulturgruppe tabellarisch aufführt, dar. Der Vorzug
seiner Arbeit ist völlige Beherrschung des einschlägigen Schrifttums und Auswertung der Fundverteilung auf
zahlreichen Siedlungskarten unter guter Berücksichtigung der natürlichen Grundlagen der besiedelten
Flächen. Wenn auch das von ihm untersuchte Gebiet zu klein ist für die klare Beantwortung mancher der
angeschnittenen Fragen, wenn auch der Fundstoff insbesondere aus der Bronzezeit noch recht dürftig ist und
außerdem meist nur knapp und skizzenhaft behandelt wird, so gelingt es dem Verfasser
S.155 doch, die Hauptzüge der mannigfaltigen Siedlungsgeschichte dieses Teiles Mitteldeutschlands aufzudecken. Beachtenswert ist der klimatologisch erklärbare Nachweis, daß große Teile des Harzes in der warmen, trockenen Jungsteinzeit Siedelungen trugen, während sie in der feuchteren Eisenzeit von dichtem Urwald bedeckt und siedlungsleer waren, bis sie zur Zeit der deutschen Kolonisation durch Rodungen dem Walde wieder abgerungen wurden. Der erste Band der Vorgeschichte des mittleren Elbegebietes von Engel ( 649) wendet sich als Heimat- und Volksbuch an ganz weite Kreise. Als erste zusammenfassende Bearbeitung dieses Landesteiles wird sie aber auch der Wissenschaftler benutzen. Freilich soll er sich dabei bewußt bleiben, daß so manche vom Verfasser mit aller Bestimmtheit vorgetragenen Anschauungen noch recht unsicher oder sogar unrichtig sind. Gibt doch Engel selbst zu, daß er das Buch übereilt herausbringen mußte. Die lebhafte, fesselnde Darstellungsweise, die meist gute Ausstattung des Buches und die anschaulichen -- wenn auch zum Teil verbesserungsbedürftigen -- Fund- und Besiedlungskarten sind wohl geeignet, bei der Allgemeinheit Anteilnahme für die Vorzeit der Heimat zu wecken. Eine zuverlässige Übersicht über die Vorgeschichte der Umgebung der thüringischen Stadt Arnstadt gibt die kleine Schrift von Caemmerer ( 644).Von Übersichten über die Altertümer kleinerer Gebiete seien noch drei erwähnt, die von den verschiedensten Gesichtspunkten an ihre Aufgabe herangehen. Petzsch ( 653) gibt einen knappen Abriß über die Besiedlungsgeschichte Rügens und versucht vor allem die Abhängigkeit der vorgeschichtlichen Siedler von der Natur darzutun. Wenn diese Insel zur Steinzeit eine auffallend dichte Besiedlung zeigt, so liegt der Hauptgrund hierfür in dem Reichtum an dem wichtigsten Werkstoff der Steinzeit, dem Feuerstein, dessen Bedeutung mit dem Aufkommen der Metalle dahinschwand. Ob aber tatsächlich auch die Bevölkerungsdichte Rügens in der Bronze- und Eisenzeit so stark zurückging, wie die Bodenfunde bisher anzugeben scheinen, kann erst nach genauerer Erforschung des Landes mit Sicherheit entschieden werden. Die Zusammenstellung der lübeckischen Altertümer von Hofmeister und Tode ( 650) soll vor allem der praktischen Denkmalpflege dienen. Sie erfaßt nur die unbeweglichen Denkmäler: Gräber, Siedlungen und Burgwälle. Da sie aber auf die in diesen Anlagen gehobenen Funde nicht näher eingeht, bietet sie der Gesamtforschung trotz ihrer guten Ausstattung mit Plänen und Karten verhältnismäßig wenig. Gummel ( 640) wiederum sucht in die Vorgeschichte der Gegend von Osnabrück, die von der Forschung bisher stark vernachlässigt worden ist, an der Hand eines Führers durch die Osnabrücker Museumssammlung einzuführen. Gegenüber der großen Zahl landeskundlicher Darstellungen werden einzelne Gewerbe des vorgeschichtlichen Menschen recht selten einer allgemeinen Bearbeitung unterzogen. Dabei besteht ein dringendes Bedürfnis nach solchen kulturgeschichtlichen Längsschnitten durch das Leben und Treiben der Vorzeit. Geschwendts Darstellung der Jagd und des Fischfanges ( 660) unter besonderer Berücksichtigung schlesischer Funde zeigt in geschickter und anziehender Form, wieviel sich bereits über Jagdtiere, Jagdarten, Jagdgeräte und die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd in vorgeschichtlichen Epochen aussagen läßt. Gehen wir zu den
Bearbeitungen einzelner Zeitabschnitte über, so sei aus den Uranfängen menschlicher Kultur nur der wichtige
Nachweis von Richthofens (
658) angeführt, daß Oberschlesien während der letzten Eiszeit
bereits
S.156 recht stark besiedelt war. Bis vor kurzem war das Vorhandensein des Eiszeitmenschen in beiden schlesischen Provinzen völlig unbekannt, so daß man annahm, die ungünstigen klimatischen Bedingungen hätten ihm dort keine Lebensmöglichkeit geboten. Durch die Richthofenschen Untersuchungen zeigt sich aber jetzt, daß sich von Mähren über Schlesien nach Polen eine ununterbrochene Kette von Freilandsiedlungen eiszeitlicher Mammutjäger hinzieht, und daß die Dauer der menschlichen Besiedlung Schlesiens um ein Vielfaches länger war, als bisher angenommen wurde.Die älteste Bevölkerung der jüngeren Steinzeit wanderte vom Donaugebiet nach Ostdeutschland ein. Als hauptsächlich Ackerbau treibendes Volk ließ es sich in den fruchtbaren Lößebenen der oberen Oder und oberen Weichsel nieder. Von Richthofen ( 656) zeigt nun in einer Fundzusammenstellung, daß die Reste dieser südlichen Kultur auch im Nordteil Ostdeutschlands immer häufiger zutage kommen, daß also diese Ackerbauer oder- und weichselabwärts bis nach Pommern und Westpreußen vorgedrungen sind und sich gerade wieder auf den fruchtbaren Schwarzerde-Inseln festgesetzt haben. -- In Mitteldeutschland legt Schulze ( 648) ein stattliches Quellenbuch der jungsteinzeitlichen Funde aus dem Köthener Bezirk Anhalts vor. Es ist höchst erfreulich zu sehen, welcher Reichtum an Vorzeitfunden in Köthen seit der Tätigkeit des Kreiskonservators Götze vor der Zerstörung gerettet worden ist, ein schlagender Beweis, wie notwendig allenthalben eine amtliche Bodendenkmalpflege ist. Ebenso begrüßenswert ist es, daß dieser wertvolle Quellenstoff Anhalts nun gruppenweise mit vielen Abbildungen der Allgemeinheit zugänglich gemacht wird. Der den Hauptraum der Veröffentlichung einnehmende Materialteil wird der Forschung gute Dienste leisten, während die nicht auf der Höhe der Forschung stehende wissenschaftliche Behandlung der Funde besser kürzer zu fassen gewesen wäre. Über die verdienstliche, planmäßige
Vermessung und Aufnahme sämtlicher erhaltener Megalithgräber, welche die Provinz Hannover seit Jahren
durchführt, bringt Sprockhoff (
638) einen Vorbericht. Erfreulicherweise sind in Nordwestdeutschland noch mehr
als zweihundert dieser eindrucksvollen steinzeitlichen Grabbauten vorhanden, obwohl bei weitem mehr der Zerstörung
anheimgefallen sind. Der Verfasser setzt diese Aufnahme der Megalithgräber dankenswerterweise auch in den
übrigen Teilen Norddeutschlands fort, so daß wir von ihm eine Gesamtdarstellung dieser wichtigen
Denkmälergruppe erhoffen dürfen. Schon jetzt gibt er wertvolle Beobachtungen z. B. über die
verschiedenartige Verbreitung der Megalithgräber östlich und westlich der Weser bekannt. Seine allgemeinen
Betrachtungen, insbesondere seine Auffassung über die Langlebigkeit der Megalithgräber bedürfen freilich
mehrfach der Nachprüfung. So ist seine Datierung des wegen seiner angeblich das ganze Chronologiesystem umwerfenden
Zusammensetzung so berühmt gewordenen dänischen Depotfundes von Bygholm in die erste Bronzezeitperiode viel zu
jung. Auch für die ältere Bronzezeit Nordwestdeutschlands legt Sprockhoff (
639) einen wertvollen Beitrag vor, in dem er einen deutlichen
süddeutschen Kultureinfluß in den Hügelgräberbeigaben Hannovers aufweist. Schließlich stellt
dieser überaus fruchtbare Verfasser, dessen allgemeines Buch über die Handelsgeschichte der Bronzezeit (
587) bereits oben besprochen worden ist, die norddeutschen Formenkreise der
jüngeren Bronzezeit (
651) zusammen, indem er -- hauptsächlich auf Kossinnas grundlegenden
Arbeiten fußend -- die Verbreitung der Haupttypen der damals
S.157 herrschenden Bronzesachen kartographisch skizziert. Wenn Sprockhoff aber glaubt, die Ausdehnung des germanischen Kulturkreises auf Grund einer Verbreitungskarte nordischer Bronzeschwerter schärfer erfassen zu können, als es die bisherige Forschung getan hat, so muß ihm entgegengehalten werden, daß der methodisch einzig richtige Weg für die Lösung ethnologischer Fragen der Erfassung des gesamten Fundnachlasses zustreben muß und daß Verbreitungskarten einzelner Fundarten in dieser Hinsicht keine sicheren Schlüsse ermöglichen. Weil Sprockhoffs Arbeit sich nur mit einer Auswahl von Funden begnügt, konnte sie zu keinen klaren Ergebnissen kommen und mußte beim Leser den falschen Eindruck erwecken, daß die Erforschung der Ausbreitung des germanischen Kulturkreises während der Bronzezeit noch zu keinen sicheren Ergebnissen gekommen ist.Aus der den Historiker unmittelbar interessierenden frühgeschichtlichen Zeit liegen zwei wertvolle Arbeiten über ostgermanische Stämme vor, die von neuem den klaren Beweis erbringen, wie wichtige Schlüsse auch innerhalb der rein-historischen Zeit auf archäologischem Wege gewonnen werden können. Von Richthofen ( 659), von dessen vielseitigem Schaffen wir schon oben berichten konnten, ist der archäologische Nachweis gelungen, daß der Kulturkreis der Wandalen, der erst seit 100 v. Chr. in Südostdeutschland nachzuweisen ist, von Nordjütland -- und zwar von dem Bezirk Vendyssel -- herzuleiten ist. Hatte man schon seit langem auf die kulturellen Beziehungen beider Länder am Beginn unserer Zeitrechnung hingewiesen, so fehlte doch bisher eine stilistische Verknüpfung der beiden Gebiete für die Zeit der wandalischen Einwanderung nach Ostdeutschland. Neuere Grabungen bezeugen jetzt auch für das letzte vorchristliche Jahrhundert eine so nahe Verwandtschaft in Hausbau, Grabritus und in der bei ethnologischen Fragen so wichtigen Keramik beider Bezirke, daß die Herkunft der Wandalen aus Vendsyssel als gesichert betrachtet werden kann. Selbst Kossinna hat sich durch die Beweiskraft der neuen Quellen von seiner im vorigen Jahresberichte auf Seite 192 erwähnten gegenteiligen Ansicht abbringen lassen. Tackenberg ( 657) wertet seine auf einer längeren Studienreise gewonnenen Kenntnisse des frühgeschichtlichen Fundmaterials Südosteuropas in einer viele neue Anregungen und Erkenntnisse bringenden Studie aus. Die Besiedlungsgeschichte der Basternen, Daker, Wandalen, Gepiden und Gothen wird in wichtigen Punkten geklärt, wenn auch das im Osten noch recht spärliche Quellenmaterial selten zu endgültigen Ergebnissen führen kann. Vorsichtig und gewissenhaft beseitigt Tackenberg Fehlschlüsse der bisherigen Forschung und läßt erkennen, zu welchen weitgehenden Ergebnissen die Archäologie in Zukunft kommen wird, wenn erst die Spatenforschung dem Erdboden Südosteuropas reicheren Quellenstoff sachgemäß entnommen haben wird. Auch in Mittel- und Westdeutschland stützen und erweitern neue Bodenfunde die geschriebenen Quellen.
Bierbaum (
652) würdigt die beiden ersten Gräber aus dem Staate Sachsen, die
den Langobarden zugewiesen werden können. Kühn (
646) sucht an der Hand zweier Fibelreihen des 6. Jhds., die hauptsächlich
in Thüringen zutage gekommen sind, die historisch belegten Beziehungen des Thüringerreiches zu den Gothen und
Franken auch auf archäologischem Wege zu erschließen. Walter Schulz (
645) geht den kulturellen Verbindungen zwischen Mitteldeutschland und dem
Rheingebiet während des 4. Jhds.
S.158 nach und hebt hervor, daß bei diesem Kulturaustausch Mitteldeutschland viel mehr der gebende Teil war, als man bisher annahm. Das Auftreten gewisser gedrehter Tonschalen, die in Thüringen jetzt zahlreich belegt sind, auf dem linken Rheinufer in provinzialrömischer Umgebung, ist für ihn ein Hinweis auf die Germanisierung des rheinländischen Gewerbes in spätrömischer Zeit. Wenn auch alle diese kleinen Beiträge nur Vorarbeiten zu einer Frühgeschichte der Westgermanen auf archäologischer Grundlage sind, wenn auch auf diesem Gebiet noch viele praktische Spatenarbeit und theoretische Forschertätigkeit zu leisten ist, ehe endgültige Ergebnisse vorgelegt werden können, so wäre es falsch, die Bedeutung dieser Forschung gering zu achten oder wegen einiger Fehlschlüsse die ganze Forschungsmethode als ungenügend zu verwerfen.In Nordwestdeutschland legt Roeder ( 641) wieder ein Teilergebnis seiner Studien über die sächsische Kultur auf dem Festland und in England vor. In der ihm eigentümlichen, überaus peinlichen und sorgfältigen Arbeitsweise behandelt er zwei wichtige Fibelgruppen und geht ihrer typologischen Entwicklung bis in die feinsten Einzelheiten nach. Auf Grund seiner Typenreihen glaubt er die Zeitstellung der sächsischen Kulturreste des 4. bis 6. Jhds. zum Teil schon bis auf 25 Jahre genau bestimmen zu können. So anerkennenswert Roeders umfangreiche Materialveröffentlichungen sind, so macht sich doch bei dem Verfolgen der unermüdlichen Tätigkeit dieses Forschers der Wunsch immer stärker geltend, der Verfasser möge seine gründlichen Kenntnisse nun zu einer zusammenfassenden Darstellung der Einwanderung der Sachsen in England auswerten. -- Die Schrift von Buttel-Reepens ( 642) zur Vorgeschichte Nordwestdeutschlands nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als sie in ihrem Hauptteil sechs Tierknochen mit eingeritzten Runen und bildlichen Szenen behandelt. Diese wurden bis auf einen von einem Strandbadewärter dem Oldenburger Museum übereignet und sind nach dessen Angaben an den Ufern der Weser in ausgebaggertem Boden entdeckt worden. Als Runendenkmäler und zeitgenössische Darstellungen germanischen Schiffswesens, germanischer Tracht und Bewaffnung wären diese Stücke von epochemachender Bedeutung, wenn sie selbst und ihre Fundumstände einwandfrei gesichert wären. Den vielseitigen ehrlichen Bemühungen des Verfassers, die Echtheit der Gegenstände zu erweisen, ist kein durchschlagender Erfolg beschieden gewesen. Die Einritzungen entsprechen so wenig dem Bilde, das die Forschung auf Grund zahlloser gesicherter Funde von der Kultur der Germanen erhalten hat, daß die Stücke -- insbesondere bei dem Fehlen stratigraphischer Fundbeobachtungen -- ungeeignet sind, einer gewissenhaften Forschung als Quellen zu dienen. Sie wird sich mit den in dem Buche außerdem vorgelegten Funden aus der Stein- und Bronzezeit, sowie dem eigenartigen Sammelfund germanischer Gewandnadeln aus dem Moor bei Oldenbrok begnügen müssen. Auf die im vorigen Jahresbericht Seite 194 besprochene Widerlegung der Anschauungen Kostrzewskis über den slawischen Charakter der bronzezeitlichen Kultur Ostdeutschlands durch von Richthofen antwortet Kostrzewski ( 662) ausführlich, ohne jedoch, wie er selbst zugibt, die wissenschaftliche Streitfrage überhaupt anzuschneiden. Es erübrigt sich daher, auf die rein persönlich und politisch gehaltene Schrift hier einzugehen; die angekündigte wissenschaftliche Entgegnung Kostrzewskis ist bisher noch nicht erschienen. Für die slawische Epoche haben die Grabungen von Petzsch und
Mar- S.159 tiny ( 654) auf Arcona wichtige Ergebnisse gezeitigt. War durch frühere Untersuchungen Schuchhardts der berühmte Swantewit-Tempel in seinem Grundriß unmittelbar am Rande der Steilküste festgestellt worden (s. Jberr. 1926, S. 250), so gelang es jetzt, die Reste des Torbaues noch kurz vor dem drohenden Absturz ins Meer freizulegen. Die Rekonstruktion dieses imposanten Verteidigungswerkes vervollständigt in glücklicher Weise das Bild einer slawischen Tempelburg. Die Erforschung der ostdeutschen Burgwälle, die seit den letzten Jahren planmäßig in großem Stile unternommen worden ist, hat für die schlesischen Wehranlagen ein vorläufiges Ergebnis gebracht durch die Zusammenstellung und Klassifizierung von Hellmich ( 661), der nicht weniger als 350 solcher Burgen aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit aufzählt.[M. Jahn] |
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