I. Quellenkunde. Historiographie.Das
»Wichmann-Jahrbuch des Geschichtsvereins Katholische Mark«, dessen erster Band vorliegt (
208), will im Einklang mit den sonstigen Aufgaben des Vereins »die
märkischen Zustände und Einrichtungen, Geschehnisse und Persönlichkeiten aus dem Bereiche der
katholischen Weltanschauung und großdeutschen Überlieferung in MA. und Neuzeit auf wissenschaftlicher
Grundlage« erforschen und darstellen. Wenn der Herausgeber K. H. Schäfer meint, die ersten
Veröffentlichungen des Vereins seien »von der Gegenseite konzentrisch bekämpft, fast höhnend von
gewissen, in ihren konventionellen Anschauungen 'beunruhigten' Herren abgeurteilt« (S. 4), so verschiebt er eine
wissenschaftliche Fehde damit auf das konfessionelle Gebiet. Gegen Schäfers Forschungen auf
territorialgeschichtlich märkischem Gebiet hat der Referent, falls auch er gemeint ist, vielmehr Einspruch erhoben,
weil sie ungewöhnlich unsauber in der Quellennutzung waren. Schäfer wünscht, die märkische
Geschichtsschreibung solle fortan mehr als bisher aus katholischer Weltanschauung heraus betrieben werden, da die
bisherige andersgläubige Richtung »für die Darstellung der objektiven Wahrheit
verhängnisvoll« (S. 3) geworden sei. Nun, das gültige Urteil über die bisherigen Leistungen
brandenburgisch-preußischer Geschichtsforschung wird nicht allein von Karl Heinrich Schäfer abhängen und
im übrigen wird jeder Beitrag des Wichmann-Jahrbuchs willkommen sein, der wissenschaftlichen Forderungen
standhält und förderlich ist. Unter solchen Gesichtspunkten begrüßen wir die sorgsame
Übersicht, die M. Treiter von den annalistischen und urkundlichen Quellen zur Geschichte des
märkischen MA. gibt (
41), namentlich auch, weil sie zeigt, wieviel auf diesem Gebiet noch zu tun
bleibt, eine Tatsache, auf die Ref. seit Jahren immer wieder hingewiesen hat. Ein Überblick über die
»Darstellungen« soll folgen; zunächst entschädigt eine naturgemäß lückenhafte
Bibliographie von wenigen Seiten. -- Für die ersten 25 Jahrgänge
S.359 des Jahrbuchs für brandenburgische Kirchengeschichte haben wir in einem alphabetischen und einem systematischen Verzeichnis von W. Wendland einen erwünschten Führer erhalten ( 13).Von den Acta Brandenburgica sind im Berichtsjahre 1½ Bände erschienen, die April 1607 bis Dezember 1608 umfassen, also eine Zeit, die für die Außenpolitik des Kurstaates von größter Bedeutung ist. Vorderhand wird das Unternehmen damit ein Ende finden; denn es soll nach dem Tode des bisherigen Bearbeiters M. Klinkenborg zunächst mit einem Register über die bisherigen Bände abgeschlossen werden. Nach dessen Druck wird ein Gesamturteil über die Publikation zu fällen sein, von der sich schon jetzt sagen läßt, daß sie ungeachtet ihrer allzu groß bemessenen Breite reich an Anregungen ist (vgl. z. B. die unter Nr. 798 dieses Jahrganges aufgeführte Arbeit Otto Hintzes). An weiterem, allgemeinerem Quellenstoff liegen die Cöllner Bürgerbücher der Jahre 1508--1611 und 1689--1709 in einer Ausgabe P. v. Gebhardts vor ( 326). So sehr dergleichen Veröffentlichungen über den Stadtkreis hinaus von bevölkerungsgeschichtlichem Werte sind, wird man sie doch künftig in einen engeren Rahmen einspannen und den Schematismus noch verstärken müssen, wenn man einen Druck nicht unmöglich machen will. Die vorliegende Ausgabe ist mit Hilfe des eingehenden Registers gut benutzbar und durch Chroniknotizen des Stadtschreibers von 1542--1610 bereichert. Immer wieder aber muß betont werden, daß Quellenausgaben ihren Zweck verfehlen, wenn aus ihnen nicht geschichtliche Darstellung gewonnen wird. Auch in diesem Falle wäre eine Einleitung, die wenigstens die entscheidenden bevölkerungsgeschichtlichen Züge festgehalten hätte, erwünscht gewesen. Das Lebenswerk des frühverstorbenen Melle Klinkenborg, das immer mehr der brandenburgischen und preußischen Geschichte galt, würdigt Joh. Schultze ( 126). Ein Verzeichnis der Schriften Kl.s ist beigegeben. |
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