I. Allgemeines:Mit außerordentlicher Ausführlichkeit behandelt Tapié < 1202> die auswärtige Politik Frankreichs während der Jahre 1616--1621. Er stützt sich dabei auf Pariser und Straßburger, zum Teil auch auf Prager und Brünner Archivalien und zieht auch die tschechische Literatur stark heran. Auch die Flugschriftenliteratur nützt er aus. Er bemüht sich zu zeigen, daß die französische Politik dieser Zeit nicht eigentlich im Widerspruch zu der Heinrichs IV. gestanden habe, daß es ihr vor allem um die Erhaltung des Friedens zu tun gewesen sei und daß sie deshalb zwischen den diesen bedrohenden Kräften, nämlich Spanien und den deutschen Kalvinisten, denen sie beiden keinen Erfolg wünschte, einen Ausgleich herbeizuführen suchte. Gehemmt wurde sie vielfach durch die inneren Verhältnisse Frankreichs. Zugegeben wird, daß die französischen Minister wohl manchmal nicht schnell und entschieden genug waren und dadurch mit ihren Vermittlungsversuchen zu spät kamen. Die Mißerfolge hatten aber insofern doch einen gewissen Nutzen, als die Leiter der Politik der nächsten Jahre, vor allem Richelieu daraus lernten. Im einzelnen fällt, besonders durch die Benutzung der Berichte der französischen Gesandten am Kaiserhofe und in Heidelberg manches neue Licht auf Vorgänge der Zeit. Es ist dankenswert, daß wir
durch Gliß <
1192> einmal über den sogenannten Oñatevertrag von 1617, unter
Heranziehung von Archivalien aus Wien, Innsbruck, Nürnberg und Simancas genauer unterrichtet werden, jenen Vertrag,
der der spanischen Linie der Habsburger nach dem Aussterben des Mannsstammes Maximilians II. gegen Verzicht auf die
Erbfolge in Böhmen und Ungarn zugunsten Ferdinands und seiner männlichen Linie den Besitz des Elsasses oder
eine Entschädigung dafür und gewisser italienischer Plätze in Aussicht stellte. Sowohl die
Vorverhandlungen wie der Abschluß und die weitere Geschichte des Vertrages werden behandelt. Es tritt vor allem
hervor, daß Ferdinand sich durch die Hoffnung auf spanische Unterstützung im Krieg zum Entgegenkommen
genötigt sah, andrerseits aber auch daß von einer wirklichen Erfüllung des Vertrages eigentlich nie die
Rede war.
S.294 Quazza < 1203> bezeichnet als die italienische Periode des Dreißigjährigen Krieges, die sich zwischen den dänischen und schwedischen Krieg einschiebt, den mantuanischen Erbfolgekrieg. Er legt die welthistorische Bedeutung dieses Krieges in dem Ringen zwischen den Habsburgern und Frankreich und die mannigfaltigen Beziehungen zu allen Zeitereignissen in recht lichtvoller Weise dar, ohne allerdings wohl etwas Neues, vor allem über sein eignes großes Werk <1926, 1040, S. 300> hinaus zu bieten. Auch von dem Buche von Studentkowski < 1204> ist keine Vermehrung unsrer Kenntnisse über den Dreißigjährigen Krieg zu erwarten. Es behandelt aber mit großer Vollständigkeit die historischen Novellen, die ihren Stoff der Geschichte des Krieges entnommen haben, gibt den Inhalt der meisten von ihnen an und gruppiert sie nach den verschiedenen Arten der historischen Novelle, die die Literarhistoriker unterschieden haben. Das Buch ist natürlich mehr für den Germanisten als für den Historiker wertvoll, wird aber auch dem Geschichtslehrer nützliche Hinweise zur Belebung des Unterrichts bieten können. |
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