III. Mittelstaatliche Politik im Zeitalter der Reichsgründung; Schleswig- Holstein.Eine ganze Reihe spezieller Arbeiten beschäftigen sich, vielfach auf Aktengrundlage, mit der mittelstaatlichen Politik. Etwas über diesen Rahmen hinaus geht die Arbeit von Blau < 1516> über die Wiener Militärkonferenzen im Oktober 1850. Er schildert ausführlich die Verhandlungen der Gegner Preußens über die gegen dieses geplanten militärischen Operationen. Wichtig ist u. a., worauf der Verfasser mit Nachdruck hinweist, daß die österreichischbayrische Freundschaft eigentlich erst nach 1848 begann. -- Eine Marburger Dissertation von Fuchs < 1577> arbeitet, gestützt auf reichhaltiges Aktenmaterial, die Besonderheit der mittelstaatlichen Politik in den fünfziger Jahren heraus. Der Verfasser nahm seinen Ausgangspunkt von Beust, versuchte dann aber, die mittelstaatliche Gruppe in ihrer Einheitlichkeit zu erfassen. Die Rostocker
Dissertation von Köhler <
1578> behandelt die Wirkungen des preußischen Konfliktes auf
Hannover. Der Verfasser verarbeitet Quellen- und Zeitungsmaterial aus den Archiven Berlin und Hannover, ferner die Akten
des bekannten hannoverschen Politikers Meding. Durch das mitgeteilte Material ist die Arbeit wichtig, die etwas im Stoff
steckenbleibt. -- Auch die Arbeit von H. Steinhagen <
1582>, ebenfalls eine Rostocker Dissertation, beruht auf Archivmaterial.
Der allein vorliegende Teildruck behandelt die Politik Kurhessens 1859, ist aber überhaupt aufschlußreich
für die Haltung der Mittelstaaten zur Zeit des italienischen Krieges. --Vogel <
1583> untersucht den Quellenwert der Tagebücher Dalwigks auch auf
Grund des nicht gedruckten Materials. Dabei wird Dalwigk recht skeptisch beurteilt und festgestellt, daß er manche
wichtigen Dinge verschwiegen oder gefärbt hat. -- Württemberg
S.321 behandeln die sich ergänzenden Arbeiten von Griewank und Hellwag < 1575> ebenfalls auf Grund eingehenden Aktenstudiums. Griewank behandelt die Zeit von 1859--1861, Hellwag Varnbüler und die deutsche Frage 1864--1866. Der Beitrag von Griewank ist ebenfalls aufschlußreich für die Probleme der mittelstaatlichen Politik, wobei sich auch hier zeigt, daß sie im Grunde nur im Negativen einig waren. Bezeichnend ist der eine Kapiteltitel: »Notgemeinschaft der Mittelstaaten.« Bei der Arbeit von Hellwag steht, wie schon der Titel zeigt, Varnbüler im Vordergrund. Gelegentlich tritt deutlich hervor, wie diese mittelstaatliche Politik ebensoviel Angst vor dem Druck von unten wie vor der preußischen Hegemonie hatte. Der Verfasser weist auch mit Nachdruck darauf hin, daß die württembergisch-russischen Beziehungen sich recht bedeutungsvoll auswirkten.Der Aufsatz von Rogge < 1534> macht uns zunächst mit der erstaunlichen Tatsache bekannt, daß 1864 einige Schweden auf dänischer Seite kämpften. Eine Anzahl schwedischer Offiziere wurden gefangengenommen. Während die Militärs für kriegsgerichtliche Verurteilung waren, wollte Bismarck sie milde behandeln, auch mit Rücksicht auf die allgemein-politische Lage. Rogge gibt seinem Aufsatz den Untertitel »Ein Beitrag zum Problem einheitlicher Kriegsführung«; in der Tat zeigt das Einzelbeispiel sehr deutlich, wie meisterhaft Bismarck verstand, alle Einzelfragen und Einzelinteressen dem politischen Hauptziel unterzuordnen. --Boysen < 1529> veröffentlicht eine Denkschrift eines Bruders von Moltke, die dieser an Bismarck weiterschickte. Es handelt sich um die Bitte, Beamte vom dänischen Treueid zu entbinden. Bismarck gibt eine zusagende Antwort. Die Göttinger Dissertation von Lubrich < 1530> untersucht die Haltung Hannovers zur schleswig-holsteinischen Frage 1863/64. Hannover hält sich aus taktischen Gründen stark zurück und macht die allgemeine Politik der Mittelstaaten nicht mit. Deutlich tritt die starke Furcht vor Preußen hervor. -- Die Gießener Dissertation von Fischer < 1531> untersucht die Haltung der öffentlichen Meinung zur schleswig-holsteinischen Frage 1850--1864 in Hessen-Darmstadt. Das verarbeitete Material ist aufschlußreich und zeigt die an sich bekannte Haltung der politisch interessierten Kreise an der schleswig-holsteinischen Frage in einem bestimmten Einzelfall. -- Die Arbeit von Binder < 1551> weist vor allem darauf hin, daß die Königin Viktoria im Gegensatz zum englischen Kabinett in der schleswig-holsteinischen Krise einen Preußen und Deutschland günstigen Standpunkt angenommen habe. Die Arbeit ist auch dadurch wertvoll, daß sie Material aus dem Hausarchiv benutzt hat. |
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