I. Zur deutschen Geschichte der Nachkriegszeit.Im
Berichtsjahre sind zwei Geschichtskalender über das Jahr 1934 erschienen, und zwar Egelhaafs
»Historisch-politische Jahresübersicht« <
1415> und Schulthess' »Europäischer
Geschichtskalender« <
1414>. Das erste Werk, das sich in drei Abschnitte (Die internationale
Politik, Die deutsche Innenpolitik, Das Ausland) gliedert, ist jetzt in die Hand eines neuen Bearbeiters, O.
Liermann, übergegangen. Mit diesem Wechsel, der nach den Ausfällen des bisherigen Bearbeiters
(Friedrich Neubauer) gegen die NSDAP. <vgl. 1932, S. 273; 1933/34, S. 365 f.> dringend notwendig war, hat sich
zugleich auch der Charakter des Buches, das die Ereignisse auch weiterhin in fortlaufender, zusammenhängender
Erzählung bringt, etwas gewandelt, indem es durch den wörtlichen Abdruck wichtiger Urkunden und Reden zu einem
»Quellenbuch« geworden ist; eine weitere Neuerung sind auch die in Anmerkungen untergebrachten ausgiebigen
Literaturangaben.
S.306 In sehr viel stärkerem Maße als bisher ist die deutsche Wirtschaftspolitik (an Hand von reichem statistischen Material) behandelt. Sachlich ist das Buch nicht immer ohne Fehler, so wenn z. B. (S. 63) von der »SS., den ehemaligen (?) 'Schutzstaffeln' der NSDAP.« die Rede ist. Schärfste Zurückweisung verdient aber der Ausdruck (S. 63), daß die SA. »in ihrer überwiegenden Mehrheit mit den Machenschaften Röhms ... nichts zu tun gehabt hatte«, während doch Hitler in Nürnberg am 9. September 1934 ausdrücklich erklärt hatte: »Die SA. hat ebensowenig wie irgendeine andere Institution der Partei mit diesem Schatten etwas zu tun« (vom Verf. selbst auf S. 96 zitiert!). Zu bemängeln ist schließlich das häufige Fehlen genauer Datenangaben (statt so allgemeiner Wendungen wie : im Juli usw.), die man doch gerade in einem solchen Nachschlagewerk sucht und erwartet. Schulthess' Geschichtskalender, wieder mit hervorragender Sorgfalt von U. Thürauf bearbeitet, beginnt mit Deutschland, dem zunächst Danzig und Österreich und dann die anderen europäischen sowie die außereuropäischen Staaten folgen. Den Abschluß bildet ein zusammenfassendes Kapitel über den Völkerbund (einschl. Saarabstimmungsausschuß und Abrüstungskonferenz). Die einzelnen Ereignisse sind unter Mitteilung von teilweise sehr umfangreichen wörtlichen Auszügen aus Reden, Schriftstücken usw. für jeden Staat wieder in rein chronologischer Folge kalendermäßig aneinandergereiht.Die gesamte Zeit vom
Zusammenbruch 1918 bis zur Rückkehr des Saargebietes am 1. März 1935 behandelt in einem für einen
weiteren Kreis bestimmten Werke M. Krockow <
1383>. Das Schwergewicht liegt auf dem Versailler Diktat und der
Außenpolitik, während der Verf. die deutsche Innenpolitik in nur sehr kurzen Zügen und ohne auf
Einzelheiten einzugehen darstellt. Er begnügt sich in der Hauptsache mit der Charakterisierung der wichtigsten
politischen Faktoren. Die Ausführungen über die Entwicklung der NSDAP. sind überaus dürftig und
vermögen in keiner Weise zu befriedigen. -- Eine ausgezeichnete Ergänzung zu den verschiedenen im Laufe der
letzten Jahre erschienenen Geschichtsdarstellungen der Nachkriegszeit <vgl. auch 1933/34, S. 367 f.> bildet die
von E. Forsthoff herausgegebene, mit einer Anzahl Bilder ausgestattete Dokumentensammlung
»Deutsche Geschichte seit 1918 in Dokumenten« (Alfred Kröner-Verl., Leipzig 1935). Forsthoff hat sich
aber nicht auf den Abdruck der Dokumente (Flugblätter, Denkschriften, Briefe, Reden usw.) beschränkt, sondern
er hat sie durch verbindende Texte in den größeren Zusammenhang hineingestellt. Der erste Teil, der sich mit
der Weimarer Republik befaßt, zerfällt in die beiden Abschnitte »Der Umsturz von 1918« sowie
»Einheit und Struktur des Reiches unter der Weimarer Verfassung«. Außerordentlich reichhaltiges
Material ist hier zusammengetragen; besonders dankenswert sind auch die tabellarischen Übersichten über die
Resultate der verschiedenen Wahlen, die einzelnen Reichskabinette, die Länderregierungen Preußens, Bayerns,
Sachsens und Württembergs von 1918 bis 1933 usw. Der zweite, kürzere Teil behandelt die deutsche Revolution
von 1933. Dem etwas dürftig geratenen Abschnitt über die Geschichte der nat.-soz. Bewegung, an den sich dann
die zwei Kapitel »Die Machtergreifung« und »Die Neuordnung« anschließen, ist eine ganz
minderwertige, von Fehlern geradezu strotzende Zeittafel voraufgeschickt, die aus W. M. Espes »Buch der
NSDAP.« kritiklos übernommen ist. In Anbetracht des großen Stoffreichtums dieses Werkes wäre ein
gutes Personen und Sachregister besonders am Platze gewesen.
S.307 Die gesamte Weltpolitik von Versailles bis zum Ende des Jahres 1935 behandelt unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands W. Windelband < 831> in einem längeren Schlußkapitel, das er der vollständig umgearbeiteten 3. Aufl. seines (erstmalig 1922 erschienenen) Werkes »Die auswärtige Politik der Großmächte in der Neuzeit von 1494 bis zur Gegenwart« neu hinzugefügt hat. -- Die deutsch-französischen Beziehungen von der Novemberrevolte bis zum Jahre 1934 schildert unter rein politischen Gesichtspunkten in einem Buche, dem der bekannte Jurist Prof. Dr. Grimm auch ein Vorwort beigegeben hat, der Franzose F. de Brinon < 1392>, ein ehemaliger französischer Frontkämpfer und jetziger Journalist, Vorkämpfer der deutsch-französischen Verständigung und stellvertretender Vorsitzender des im November 1935 gegründeten »Comité France-Allemagne«. Dies Buch ist -- und das ist für seine Beurteilung wesentlich -- noch vor der Saarabstimmung und vor allem vor der Wiedererringung der deutschen Wehrfreiheit geschrieben. Der Verf. bemüht sich zwar ehrlich, auch dem deutschen Standpunkt gerecht zu werden, aber nicht in allen Punkten kann man seinen Urteilen, insbesondere über die nat.-soz. Revolution und das Dritte Reich, restlos zustimmen. Bedeutsam ist, daß er mit vielen entscheidenden deutschen Politikern der Nachkriegszeit in persönlicher Fühlung gestanden hat, so z. B. mit Rathenau, Stresemann u. a. Hitler selbst hat ihn als ersten französischen Journalisten empfangen. Was die von A. Koerber angefertigte Übersetzung anlangt, so ist sie wohl in flüssigem Deutsch geschrieben, aber einen erheblichen Mangel bedeutet es, daß die zahlreichen Zitate, z. B. aus dem Werke »Gustav Stresemanns Vermächtnis« <1932, S. 282; 1933/34, S. 382>, aus dem Französischen zurückübersetzt sind, anstatt sie dem deutschen Urtext zu entnehmen. -- Nachdem in den vergangenen Berichtsjahren eine große Zahl von Büchern über den Ruhrkampf und die Rheinlandbesetzung erschienen war <1932, S. 280; 1933/34, S. 376--378>, ist für diesmal nur eine Spezialschrift von G. Fuchs < 1394> zu erwähnen, die den Abwehrkampf des Lehrkörpers und der Studentenschaft der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität gegen die fremden Besatzungstruppen in der Zeit vom Dezember 1918 bis Januar 1926 zum Gegenstande hat. U. a. findet sich hier aber auch manches Material über die vom rheinischen Zentrum im Jahre 1919 ausgehenden antipreußischen Autonomiebestrebungen. Zahlreiche Dokumente, die fremdsprachigen zugleich mit deutscher Übersetzung, sind hier wörtlich abgedruckt. -- Für das Berichtsjahr 1934 ist noch die kleine, mit Abbildungen reich ausgestattete Schrift von L. Bruch < 1393> über die französische Besatzungszeit im Saargebiet von 1918--1920 nachzutragen. -- In einer zeitungswissenschaftlichen Dissertation, von der allerdings nur ein den Zeitraum von 1920 (Konferenz von Spa) bis 1921 (Londoner Ultimatum) umfassender Teildruck vorliegt (ungedruckt blieben die Abschnitte: Die deutsche Erfüllungspolitik, Der Ruhrkampf, Der Dawesplan), untersucht schließlich U. Werth < 1404> die Stellungnahme des führenden liberalen Blattes des industriellen Westens, der »Kölnischen Zeitung«, zur Reparationspolitik im Zeitraum von 1920 bis 1924. Wesentlich reichhaltiger ist die Literatur über die Verhältnisse und Geschehnisse im deutschen
Osten. K. S. von Galéra <
1382; über ihn vgl. auch unten S. 308 ff. und 312> ließ schon
1933 ein zweibändiges Werk »Deutsche unter Fremdherrschaft. Die Geschichte der geraubten und unerlösten
deutschen Gebiete« erscheinen; im ersten Band behandelt er die Schicksale des Deutschtums
S.308 im Baltikum (»Baltland«, wie der Verf. sagt), in Litauen, Danzig, Polen und Oberschlesien seit dem Kriege bis zum Sommer 1933. In vielen Punkten haben sich aber seitdem die Verhältnisse grundlegend geändert. Der zweite Band enthält eine Geschichte Österreichs (vgl. unten). -- In 2. Aufl. erschien A. Winnigs < 1387> Buch »Heimkehr«. Hier schildert der Verfasser, der zwar bis zum Kapp-Putsch im März 1920 noch Mitglied der SPD. war, aber schon damals durch seine nationale Einstellung in steigenden Gegensatz zu seiner Partei und der Regierung geriet, seine Erlebnisse nach Kriegsende als deutscher Reichskommissar des Ostens und Gesandter bei der provisorischen Regierung Estlands und Lettlands, ferner seine Tätigkeit als Oberpräsident der Provinz Ostpreußen (bis 1920) sowie schließlich seine weiteren Schicksale bis zum Jahre 1923. Diese Darstellung vermittelt ein ausgezeichnetes Bild von den damals ungeheuer schwierigen Verhältnissen im Osten. Eine Ergänzung zu diesem Buche bildet der Aufsatz von E. Buchfinck, Zu Winnigs »Heimkehr« (in der Hist. Z. Bd. 154, 1936, S. 554--571). -- Der Freikorpsführer Hauptmann a. D. W. E. Freiherr von Medem < 1395> erzählt die Geschichte seines kleinen, etwa nur 400 Mann starken Freikorps und dessen Kämpfe im Baltikum im Jahre 1919. Dieser Formation, deren größte Leistung die Befreiung Rigas von der Bolschewistenherrschaft am 22. Mai 1919 war, gehörte u. a. auch der vom Verf. öfters genannte Albert Leo Schlageter an. Diese Arbeit bildet eine gute Ergänzung zu den entsprechenden Werken von Josef Bischoff und Graf Rüdiger von der Goltz <1933/34, S. 378>, dessen Buch übrigens in völlig neuer Bearbeitung unter dem Titel »Als politischer General im Osten« soeben erschienen ist. Eine sehr verdienstvolle Aufgabe haben sich die von Dr. H. J. Schmitz herausgegebenen »Grenzmärkischen Heimatblätter« in Schneidemühl gestellt, nämlich in Einzelaufsätzen die vielfach schon stark in Vergessenheit geratenen politischen und militärischen Ereignisse in der ehemals deutschen Provinz Posen in den Jahren 1918/19 zu erforschen <vgl. schon 1933/34, S. 379>. So enthält der 11. Jg. dieser Zeitschrift Aufsätze über den Posener Aufstand 1918/19 und die großpolnische Politik (von R. Perdelwitz < 1401>) sowie über die Abwehrkämpfe im Abschnitt Unruhstadt-Bomst und um Bentschen gegen die Polen 1919 (von W. Reetz und A. Wenker < 1399 und 1400>). In die Zeit der oberschlesischen Abstimmung von 1920 führt die sehr ausführliche Arbeit von A. Kosian < 1398>, der nach einem Rückblick auf die früheren polnischen Bestrebungen den erbitterten Kampf um den Kreis Neustadt/OS. schildert. Im Rahmen einer zeitungswissenschaftlichen Dissertation läßt M. Jaekel < 1402> der kultur- und volkspolitischen Wirksamkeit der deutschen Presse in Ostoberschlesien im Zeitraum von 1919 bis 1932 eine kritische Würdigung zuteil werden.Über die
Nachkriegsgeschichte Deutschösterreichs sowie des Deutschtums in der Tschechoslowakei liegt das Buch von K. S.
von Galéra <
1382; vgl. S. 307> vor. Nach einem kurzen Überblick über die
früheren Zeiten setzt der Verf. mit dem Weltkrieg ein und schließt (ohne irgendeinen anderen zwingenden Grund
als den der Drucklegung!) ganz unvermittelt mit dem Herbste 1933, obwohl dieser Zeitpunkt in keiner Weise einen
historischen Einschnitt in Österreichs Geschichte darstellt. Sachlich entspricht das Buch nicht den gestellten
Anforderungen. Erstaunlich ist z. B. die Tatsache, daß der Verf. für die berüchtigte Sixtus-Affäre
nur einen einzigen Satz übrig hat (S. 54). Die landesverräterische
S.309 Rolle der SPD. während des Weltkrieges und deren Mitwirkung bei dem Zusammenbruch 1918 kommt überhaupt nicht zum Ausdruck, während sich der Verf. andererseits nicht genug darin tun kann, immer wieder die sozialdemokratischen »Verdienste« um Österreich während des Jahres 1919 lobend hervorzuheben (z. B. S. 91 und 93). Völlig unzureichend bzw. gar nicht behandelt ist die Entwicklung der gerade für die österreichische Nachkriegsgeschichte so ungeheuer wichtigen Wehrbewegung sowie der NSDAP., die erstmalig 1931 (S. 266) ganz beiläufig erwähnt wird. Davon, daß es schon seit Kriegsende eine -- wenn auch nicht sehr starke -- nat.-soz. Bewegung in Österreich gab, erfährt der Leser nichts. Aber auch im Äußeren macht dieses inhaltlich dürftige Buch einen liederlichen Eindruck, nicht nur hinsichtlich der vielen Druckfehler, sondern auch mit der dauernden Falschschreibung doch recht bekannter Namen wie »Seipl« (statt Seipel) und »Pfriemer« (statt Pfrimer) usw. Auf S. 72 ist Staatssekretär Dr. Mataja (fälschlich) als Sozialdemokrat, dagegen auf S. 122 (richtig) als Christlich-Sozialer bezeichnet. Auf S. 66 muß es »Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei« (statt NSDAP.) heißen. -- Die Ereignisse der Zeit von 1932 bis zur Erhebung vom 25. Juli 1934 nebst deren unmittelbaren Auswirkungen behandelt aus eigener Kenntnis der ehemalige Vizekanzler (bis September 1933) im Dollfuß-Kabinett Franz Winkler < 1411>, der dem österreichischen Landbund angehörte, alle die betreffenden Vorgänge selbst miterlebte und als Vertrauter von Dollfuß, auf dessen persönliche Äußerungen, Mitteilungen usw. er sich wiederholt beruft, im Mittelpunkt der Geschehnisse gestanden hat. Zur österreichischen Regierung und ihrer italienisch orientierten Politik geriet er dann in steigenden Gegensatz, während seine Stellung zum Nationalsozialismus als freundlich zu bezeichnen ist, wenngleich nicht jedes seiner politischen Urteile als richtig anzuerkennen ist. Beachtenswert sind neben seinem sehr ausführlichen Bericht über die Erhebung vom 25. Juli 1934, für die er viele Einzelzüge mitzuteilen weiß, die hier abgedruckten, sonst nicht bekanntgewordenen Dokumente wie das am 21. September 1933 zwischen Dollfuß und der »Nationalständischen Front« (Winkler) abgeschlossene »Gedächtnisprotokoll« (S. 77 f.) sowie das Testament Otto Planettas (S. 183), der höchstwahrscheinlich die tödlichen Schüsse auf Dollfuß gar nicht abgegeben, sondern sich nur für den unbekannten Schützen aufgeopfert hat. Ferner berichtet W. über Dollfuß' Versuche, im Winter 1933/34 einen dann infolge Starhembergs Eingreifen nicht zustandegekommenen Ausgleich mit den Nationalsozialisten herbeizuführen, sowie die beachtenswerte Tatsache, daß Dollfuß von der bevorstehenden Röhm-Revolte unterrichtet war (S. 151).Die für
Österreich, Ungarn und Bulgarien in den Diktaten von St. Germain, Trianon und Neuilly festgelegten
»Ostreparationen« behandelt in einer juristischen Dissertation G. Stabenow <
1403>, indem er die Entwicklung dieses Problems von 1919 bis zu den Haager
Konferenzen im Jahre 1930 verfolgt. -- Im Hinblick auf die von Hitler in den letzten Jahren mehrfach nachdrücklich
zum Ausdruck gebrachten Kolonialforderungen Deutschlands hat es K. Blohm <
1405> unternommen, einmal die englische Presse der Jahre 1930/33 auf diese
Frage hin, und zwar insbesondere betreffs des ehemaligen Deutsch-Ostafrika (Tanganyika-Territorium) zu untersuchen.
Dabei kommt er zu dem Ergebnis, daß die entscheidenden englischen Zeitungen bisher einer deutsch-englischen
Kolonialverständigung ablehnend gegenüberstehen.
S.310 Zur deutschen Innenpolitik der Nachkriegszeit liegen nur drei kleinere Bücher vor. C. Rakette und H. Hertel < 1389> schildern die Geschichte des im Mai 1919 als Freikorps aufgestellten Zeitfreiwilligen-Regiments Leipzig, das während des Kapp-Putsches im März 1920 in Leipzig bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen mit dem Marxismus eine bedeutsame Rolle spielte. Im Anhang sind dann noch verschiedene Berichte von Mitkämpfern abgedruckt. Unter dem Titel »Im Namen der Geschichte!« (Hanseat. Verlagsanst., Hamburg 1934) behandelt F. W. von Oertzen (abgesehen von drei politischen Auslandsprozessen) in kurzen Zügen Verlauf und politische Bedeutung von fünf großen deutschen politischen Prozessen der Nachkriegszeit, nämlich den Helfferich-Erzberger-Prozeß, den Hitler-Prozeß, die sogenannten Fememord- Prozesse, den großen Bombeleger-Prozeß sowie den Ulmer Reichswehr-Prozeß. Schließlich untersucht W. Müller < 1390> in einer Dissertation von rein juristisch-staatsrechtlichem Standpunkt aus »Die Stellung der bayerischen Regierung zur Weimarer Reichsverfassung bis zum Abschluß der Arbeiten der Länderkonferenz (1930)«. Die biographischen Veröffentlichungen endlich betreffen alle die Gestalt des am 2. August 1934 verstorbenen Reichspräsidenten Generalfeldmarschall von Hindenburg. Der inzwischen bereits ebenfalls verstorbene Maler H. Vogel < 1385>, dem der Reichspräsident des öfteren gesessen hat, berichtet in seinen mit verschiedenen Bildern ausgestatteten Erinnerungen über seine Erlebnisse und Gespräche mit Hindenburg, wobei aber der Verf. seine eigene Person manchmal mehr, als es unbedingt notwendig gewesen wäre, in den Vordergrund treten läßt. Einen ganz anderen Charakter trägt die Arbeit D. von der Schulenburgs < 1386>, der sein ebenfalls illustriertes Buch auf rund »hundert Gesprächen mit Berufenen«, die in irgendeine Beziehung zu Hindenburg getreten waren, höchsten Würdenträgern wie bescheidenen Hausangestellten, Soldaten, Politikern, Künstlern usw., aufgebaut hat. Nach sachlichen Gesichtspunkten hat er den Stoff in einzelne Kapitel aufgeteilt. Bereits im Todesjahr des Feldmarschalls erschien die Sammlung von F. Endres: »Hindenburg. Briefe. Reden. Berichte« (Wilh. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen bei München 1934). Hindenburgs Lebensabschnitten entsprechend ist hier das Material in fünf Abschnitte zerlegt, deren jeder durch einen kurzen biographischen Abriß des Herausgebers eingeleitet wird. Daran schließen sich dann in bunter Folge chronologisch geordnet sowohl Briefe und Reden von Hindenburg selbst als auch Berichte anderer über ihn. Sowohl dieses als auch Schulenburgs Buch zeichnen sich durch ein gutes Register aus. |
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