III. Westafrika.Bisher sind diejenigen Gebiete
selten berücksichtigt worden, die Bismarck im Laufe der diplomatischen Verhandlungen preisgab, die aber dazu
S.701 beitrugen, den Umfang des späteren deutschen Kolonialreiches zu erzielen. Dazu gehören die Besitzungen der Hamburger Firma G. L. Gaiser in Nigeria (Mahinland). G. Jantzen < 1157> weist nach, daß das koloniale Interesse Englands an Nigeria erst durch die deutsche Initiative in Kamerun hervorgerufen und durch Besitzergreifung im Mahinlande nicht unwesentlich gefördert wurde. Generalkonsul Nachtigal hat die Erwerbspläne der Firma Gaiser, die seit 1866 eine Faktorei in Lagos besaß, gebilligt, und es ist bezeichnend, daß wirtschaftliche Interessen im Mahinlande bis 1884 nicht vorlagen, sondern geschaffen werden mußten. Es handelt sich um ein kleines Gebiet an der Küste, bestehend aus Wald und Sumpf und bewohnt von etwa 10_000 Einwohnern. Am 29. Januar 1885 wurden die Erwerbsverhandlungen mit dem »Könige« abgeschlossen, am 11. März folgte der endgültige Vertrag Nachtigals mit jenem Häuptling. Der Wert dieses Besitzes lag in der Möglichkeit, weiter vorzustoßen. Da aber diese Erwerbung in die Zeit der Verhandlungen über den endgültigen kolonialen Ausgleich mit England fiel, verzichtete Bismarck darauf, wie auf die St. Lucia-Bai, nicht ohne daß diese Erwerbung der Hamburger Firma als Ausgleichsobjekt für Kamerun eine Rolle gespielt hätte. Am 24. Oktober 1885 trat das Mahinland unter britischen Schutz.E. Students, mit Geleitwort des letzten Gouverneurs von Kamerun, Dr. Ebermaier, des letzten Kommandeurs der Schutztruppe, Generalmajor Zimmermann, und des letzten Dezernenten für Kamerun im Oberkommando der Schutztruppen, Oberstleutnant Strümpell, versehenes Werk < 1338> ist eine bleibende Leistung der Kriegsgeschichtsschreibung und setzt der heldenhaften Verteidigung Kameruns das noch fehlende würdige Denkmal. Mit besonderer Darstellungskunst hat der Verf. es verstanden, aus dem reichen ungedruckten Material ein Ganzes zu schaffen und mit dramatischer Lebendigkeit den Leser teilnehmen zu lassen an dem Verzweiflungskampf der 4000 Menschen gegen die Übermacht von 60_000. Auf Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden; das Buch ist ein hohes Lied auf den deutschen Soldaten und seine schwarzen Kameraden, die den Deutschen die Treue hielten, bis einfach der Munitionsmangel zum Übertritt auf spanisches Gebiet zwang. Erschütternd die ungeheure Leistung der Kämpfer, die Schwierigkeiten der Munitionsversorgung und der Bekleidung, die Krankheiten, Fieber und Ruhr. Und abstoßend die unglaublichen Roheiten der Engländer und Franzosen. |
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