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Adrianos

20122

Ἀδριανός

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Vita:

T: Nauarchos (Admiral) — ναύαρχος (Theoph. cont.); basilikos Spatharokandidatos (Laurent) bzw. basilikos Spatharios (Seibt–Wassiliou) und Topoteretes tu basiliku Ploïmu; Drungarios der Flotte (Nikolaos Mystikos).

V: A. war in den 70er Jahren des 9. Jh.s ein byzantinischer Flottenbefehlshaber. 871 findet er als Stellvertreter (loci servator) des Admirals Niketas Ooryphas (# 25696) in dem Brief Kaiser Ludwigs II. an Basileios I. Erwähnung (s. Chronicon Salernitanum 107, p. 117,24-27). Ludwig II. beschwerte sich darüber, daß die beiden genannten Befehlshaber die kroatischen Küstenstädte angegriffen und geplündert und die Bevölkerung in Gefangenschaft geführt hätten, während die Kroaten ihn mit ihren Schiffen bei der Belagerung Baris unterstützt hätten.

Nach 871 stieg A. zum Befehlshaber der Zentralflotte in Konstantinopel (τῆς ναυτικῆς δυνάμεως ἐξηγούμενος) auf. Kaiser Basileios I. betraute ihn 877/78 mit der Führung der Flotte, die das von den Arabern unter Ǧa‘far b. Muḥammad (# 22050) belagerte Syrakus entsetzen sollte. Jedoch verzögerten ungünstige Winde die Ausfahrt. Unter Schwierigkeiten gelangte A. bis zur Peloponnes, wo er bei Monembasia in dem Hierax genannten Hafen (ἐν Μονεμβασίᾳ δὲ ἐν τῷ λιμένι καλουμένῳ Ἱέρακος) Station machte, um günstigeres Wetter abzuwarten. Dort ereilte ihn die Nachricht von der arabischen Eroberung von Syrakus. Er kehrte nach Konstantinopel zurück, wo er vor dem Zorn des Kaisers Schutz in der Hagia Sophia suchte. Jedoch war Basileios so aufgebracht, daß er A. trotz der Fürbitte des Patriarchen (Photios [# 26667]) bestrafte, wenn auch nicht mit der Schärfe, die er ohne diese Fürbitte geübt hätte.

Theoph. cont. V 70 berichtet, daß A. die Nachricht von der Eroberung von Syrakus von Dämonen (δαιμονία τις δύναμις bzw. δαίμονες u. ä.) erhalten habe, die in der Nähe Monembasias lebten. Später sei diese Nachricht durch Mardaïten und andere Soldaten (ἀπὸ τῶν κατὰ Πελοπόννησον Μαρδαϊτῶν καὶ Ταξατῶν) bestätigt worden. Skylitzes redet nur allgemein von Flüchtlingen (φυγάδες), die zehn Tage nach den Dämonen auf der Peloponnes angelangt seien und deren Aussage bestätigt hätten, während Genesios von einem einzelnen Boten spricht (τις τῶν χρησίμων ἀγγελίαν ἐπικομιζόμενος), der die Nachricht, die dann später von Flüchtlingen aus Syrakus bestätigt worden sei, durch Dämonen erfahren habe.

Zu der Eroberung von Syrakus berichtet Ibn al-Aṯīr, daß Ǧa‘far b. Muḥammad Syrakus (Saraqūsa) vom Land und vom Meer aus angegriffen habe. Nachdem er die Vororte eingenommen hatte, näherten sich byzantinische Schiffe, um die Stadt zu verteidigen. In einem Seegefecht wurden diese jedoch von der arabischen Flotte geschlagen. Nach einer neunmonatigen Belagerung gelang es den Arabern, Syrakus zu erobern. Während laut Ibn al-Aṯīr Tausende Einwohner getötet wurden, berichten andere arabische Chronisten (Ibn ‘Iḏārī, Nuwayrī und Ibn al-Ḫāṭīb) von mehr als 4.000 umgekommenen Christen. Es sei so viel Beute gemacht worden, wie man es noch in keiner anderen Stadt zuvor gesehen habe. Nach der Eroberung blieben die Muslime zwei Monate in Syrakus, danach zerstörten sie die Stadt. Darauf sei eine Flotte von Konstantinopel gekommen, und es folgte eine Seeschlacht, bei der es laut Ibn al-Aṯīr den Arabern gelang, vier byzantinische Schiffe zu kapern und deren Besatzung zu töten. Die Berichte der griechischen Quellen lassen vermuten, daß A. bei den beiden von Ibn al-Aṯīr geschilderten Seegefechten vor Syrakus nicht zugegen war. Vielmehr dürfte er eine eigene Flottenabteilung geleitet haben, welcher es aufgrund der oben geschilderten Begebenheiten nicht gelang, Syrakus noch rechtzeitig vor seiner Eroberung zu erreichen. Patriarch Nikolaos Mystikos allerdings erwähnt A. in einem Brief an Kaiser Romanos I. (920–944) und erklärt seine Fahrlässigkeit (ἀμέλεια) zur Ursache des Verlustes von Sizilien.

Q: — (Hist.): Theoph. cont. V 69–70, p. 309,21 – 312,11; Skylitzes, Basileios Kephalas 37, p. 158,34 – 160,65; Genesios IV 33, p. 82,58 – 83,92; Zonaras XVI 10, p. 432,15-18 (verkürzt). — (Ep.): Nikolaos Mystikos, ep. 75,59f. — (lat.): Chron. Salernitanum 107, p. 117,24-27 (= MGH Epp. VII, Ludovici Imperatoris Epistola 392,15-17). — (arab.): Ibn al-Aṯīr VII 320,1-13; Übers.: Vasiliev, Arabes II 2, p. 136f. (ohne Namensnennung); Ibn Ḫaldūn 475,3-5 (Amari); Übers.: Amari, Biblioteca, Vers. Ital. II 186 (ohne Namensnennung); Ibn ‘Iḏārī I 110,16 – 111,2; Übers. teilw.: Vasiliev, Arabes II 2, p. 215 (ohne Namensnennung); Nuwayrī 449,14 – 450,3 (Amari); Übers.: Vasiliev II 2, p. 232 (ohne Namensnennung); Ibn al-Ḫāṭīb 439,22; 473,8f.; Übers.: Vasiliev, Arabes II 2, p. 254 (ohne Namensnennung). — (Sg.): Laurent, Corpus II 977 (zweite Hälfte des 9. Jh.s): Ἀδριανῷ βασιλικῷ σπαθαροκανδιδάτῳ καὶ τοποτηρητῇ τοῦ βασιλικοῦ πλοΐμου; Hunger, in: JÖB 17 (1968) 187 Nr. 10 (datiert 11.–12. Jh.) = Seibt–Wassiliou 109 (datieren in das dritte Viertel des 9. Jh.s; nennen ein Parallelexemplar in Cherson): Ἀδριανῷ βασιλικῷ σπαθαρίῳ καὶ τοποτηρητῇ τοῦ βασιλικοῦ πλοΐμου.

L: Savvides I 116f.; II 53; EPLBHC I 58. — Gay, L’Italie 111; Tobias, Basil 304f. 372f.; Eickhoff, Seekrieg 222; Guilland, Recherches I 538; EPLBIP I 116f.; Vasiliev, Arabes II 1, p. 73. 77; Ahmad, History 15; Böhmer–Zielinski, Regesten 1, Nr. 325 (Februar–August 871).

P: Beide Siegel gehören laut Laurent dem Nauarchos A., der die Eroberung von Syrakus nicht verhindern konnte. Sie wären dann vor 878 geprägt worden. Hunger datierte das Wiener Siegel in das 11.–12. Jh., diese Datierung wurde jedoch von Seibt–Wassiliou revidiert. — Die Logothetenchronik (Leon gr. 256,22 – 257,4; Theod. mel. 179,17-22; Symeon sl. 112,22-25; Symeon log. [Wahlgren] 132,76-81) lastet die Verspätung der Flotte dem Kaiser selbst an, denn die Matrosen seien in Konstantinopel zurückgehalten worden, um beim Bau der Nea-Kirche mitzuhelfen. A. wird in diesem Zusammenhang nicht genannt. Genau der gleiche Vorwurf wird 902 mit fast derselben Wortwahl gegen Leon VI. erhoben; s. dazu unter Eustathios (# 21836).

Quellen:

  • Theoph. cont. 5
  • Skylitzes
  • Laurent, Corpus II
  • Genesios
  • Zonaras
  • Leon gr.
  • Theod. mel.
  • Hunger, in: JÖB 17
  • Seibt–Wassiliou
  • Nikolaos Mystikos, Epp.
  • Ibn al-Aṯīr
  • Ibn Ḫaldūn
  • Nuwayrī
  • Ibn al-Ḫāṭīb
  • Ibn ‘Iḏārī
  • Symeon sl.
  • Symeon log. (Wahlgren)
  • Symeon log.
  • Chron. Salernitanum
  • MGH Epp.